[WestG] [AKT] LWL zeichnet barocken Bildstock in Telgte als Denkmal des Monats aus
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Mär 11 10:29:55 CET 2009
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 11.03.2009, 09:45
AKTUELL
LWL zeichnet barocken Bildstock in Telgte als Denkmal des
Monats aus
Sandstein ist gegenüber Umwelteinflüsse besonders empfindlich
Im Zweiten Weltkrieg musste er der Erweiterung des Flugplatzes
Telgte-Handorf weichen. In den Jahren 1967, 1987 und 2005 hatten
ihm Feuchtigkeit, Frost und Umwelteinflüsse so stark zugesetzt,
dass er restauriert werden musste. Jetzt hat der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den barocken Bildstock,
der mittlerweile auf dem Kardinal-von-Galen-Platz in Telgte
(Kreis Warendorf) steht, zum Denkmal des Monats März gekürt.
"Das Beispiel der katholischen Kirchengemeinde St. Clemens, die
den Bildstock mit großem Engagement pflegt, macht deutlich,
welche große Rolle Flurdenkmäler wie Bildstöcke und Wegekreuze
bei den Eigentümern und in der Öffentlichkeit spielen. Mit ihren
Bildern und Inschriften zeugen die Flurdenkmäler, die die
historische Kulturlandschaft Westfalens mit geprägt haben, davon
wie ihre Erbauer in das christlich-religiöse Leben eingebunden
waren", erklärt LWL-Denkmalpfleger Beat Sigrist.
Eine Inschrift auf der linken Seitenfläche weist darauf hin, dass
Johann zur Verth den Bildstock 1769 bauen ließ. Ursprünglich
stand er auf dem Schulzenhof Paul Schulze zur Verth in
Telgte-Handorf. Doch während des Zweiten Weltkrieges musste der
Hof der Erweiterung des Flugplatzes weichen. Die Kirchengemeinde
St. Clemens rettete den Bildstock und errichtete ihn nach dem
Krieg an seinem heutigen Standort.
Der 3,25 Meter hohe Bildstock zeigt eine typische barocke
Architekturform, bestehend aus Sockelunterbau, Nische und Kreuz.
In der Nische ist an zentraler Stelle vor einem fein gestalteten
Reliefgrund das Telgter Gnadenbild zu sehen. Wie viele Bildstöcke
in der Region, steht auch dieser im Bezug zur Telgter Wallfahrt
und zum Gnadenbild des 14. Jahrhunderts in der Telgter
Wallfahrtskapelle. Die Telgter Wallfahrt wurde nach dem
Dreißigjährigen Krieg wesentlich vom Fürstbischof Christoph
Bernhard von Galen (1650-1678) gefördert. Sie hat sich bis heute
erhalten, Telgte gilt bundesweit als einer der belebtesten
Wallfahrtsorte.
Auf der Vorderseite des Sockelunterbaus ist die so genannte
Siebenschmerzenmadonna dargestellt. Die sieben "die Brust
durchbohrenden" Schwerter symbolisieren das Mitleiden Mariens mit
sieben Ereignissen aus dem Leben Jesu. Die Bildstockinschrift auf
der rechten Sockelunterbauseite nimmt Bezug auf diese auch Mater
Dolorosa genannte Darstellung. Sie beinhaltet die Fürbitte an die
Mutter Jesu, im Falle von letzter Not zu helfen und für ein
seliges Sterben zu sorgen. Auf der halbrunden Bildstockbekrönung
ist in einer Inschriftkartusche zwischen zwei Engeln das
Monogramm Christi "IHS" eingehauen.
Wie während des 18. Jahrhunderts in der Region üblich besteht der
Bildstock aus Baumberger-Kalksandstein, der sehr gut zu
bearbeiten ist. "Dieser Sandstein verwittert aber besonders
leicht. Zu den natürlichen Ursachen des Steinzerfalls wirken
seit dem 19. Jahrhundert die schwefelsauren Emissionen auf das
sensible poröse Kalksteingefüge", so Sigrist.
Hintergrund:
Sicherungs- und Restaurierarbeiten in den Jahren 1967, 1987 und
zuletzt 2005 haben den Zerfall des Bildstockes gestoppt und ihn
in einem gepflegten Erscheinungsbild erhalten. Die
kontinuierliche Pflege hat die Kirchengemeinde St. Clemens
übernommen. Mitgefördert haben die letzte Res-taurierung das
LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen und der Kreis Warendorf.
Mit einer Aktion zur Rettung von Bildstöcken und Wegekreuzen
engagiert sich der Kreis Warendorf seit Jahren für die Erhaltung
der Flurdenkmäler.
Um Flurdenkmäler auf Dauer zu erhalten, muss ihr Zustand
regelmäßig geprüft werden. Falls nötig müssen qualifizierte
Restauratoren Sicherungs- und Pflegearbeiten durchführen. Damit
möglichst wenig Schäden auftreten, ist eine "Wintereinhausung"
speziell für die Bildstöcke sinnvoll, die Nässe- und Frost
besonders ausgesetzt sind. Mit dieser Methode hat die Stadt
Telgte neue Schäden an ihren Flurdenkmälern deutlich reduziert.
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