[WestG] [AKT] Historisches Pergament aus dem Jahre 1371 zurueck in Lemgo

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Jan 20 10:04:14 CET 2009


Von: "Karl-Heinz Mense" <K.-H.Mense at lemgo.de>
Datum: 20.01.09 08:41


AKTUELL

Historisches Pergament aus dem Jahre 1371 zurück in Lemgo
Bielefelder Oberbürgermeister überreicht Urkunde 
 
Am Montag fand im Süsterhaus, dem Sitz des Lemgoer Stadtarchivs, 
ein Besuch des Oberbürgermeisters der Stadt Bielefeld, Eberhard 
David, statt. Grund des Empfangs durch Lemgos Bürgermeister Dr. 
Reiner Austermann war die Übergabe einer mehr als 600 Jahre 
alten Urkunde an das Lemgoer Stadtarchiv.

Im Rahmen von Forschungsarbeiten des Bielefelder Professors Dr. 
Seelbach im Bielefelder Stadtarchiv fiel dort eine Urkunde aus 
dem Jahre 1371 auf. Recherchen des Archivleiters Dr. Jochen Rath 
ergaben, dass es sich um eine Urkunde über ein Rechtsgeschäft 
der Grafen zu Sternberg und der Hansestadt Lemgo handelte. 
Zwischen ihm und seiner Lemgoer Kollegin Dr. Anikó Szabó bestand 
schnell Einigkeit, dass diese Urkunde besser in die historischen 
Lemgoer Bestände passt.

Dieser Vorschlag fand auch die Zustimmung des Bielefelder 
Stadtoberhauptes, der am Montag die Urkunde persönlich seinem 
Lemgoer Kollegen Dr. Austermann im Lemgoer Stadtarchiv 
überreichte. Im Rahmen des Treffens erläuterte Dr. Rath wie die 
Urkunde dem Bielefelder Archiv vor über 100 Jahren zugegangen 
ist und legte dar, dass es sich um ein Dokument über einen 
Kredit der Hansestadt Lemgo an die Grafen zu Sternberg handelt.

Dr. Szabo ging auf den Inhalt der Urkunde ein. Sie dokumentiere, 
wie die Stadt zur Sicherung ihres politischen und 
wirtschaftlichen Einflusses im Mittelalter vielfältige 
Beziehungen zu ihren Nachbarn unterhielt. Ihr wirtschaftliches 
Potential war beachtlich, so dass sie ihren Einfluss als 
Kreditgeber weiter festigen konnte. Die nun wieder aufgefundene 
Sternberger Urkunde von 1371 sei dafür ein Nachweis.

Lemgo hatte den Grafen von Sternberg in der zweiten Hälfte des 
14. Jahrhunderts einen Kredit von 300 Mark Pfennigen geliehen. 
Für die damalige Zeit eine nicht unbeträchtliche Summe: Dies 
entsprach seinerzeit ungefähr dem Gegenwert von etwa 1.200 
Schweinen. Im Gegenzug sicherten die Grafen der Stadt in der 
Urkunde vom 17. März 1371 bis zur Rückzahlung des Kredits 
verschiedene Rechte zu.

Zunächst sollte kein Lemgoer Bürger im Territorium der Grafen 
gerichtlich oder außergerichtlich belangt werden. Alle 
Streitfälle, in die Lemgoer Bürger verwickelt waren, sollten 
vielmehr vor dem Ratsgericht in Lemgo verhandelt werden. 
Außerdem waren alle Lemgoer Bürger in der Herrschaft der Grafen 
vom Wegegeld und anderen Abgaben befreit und hatten das Recht, 
ihr Vieh dort beim Durchtrieb mit Wasser und Weide zu versorgen. 
Sollte doch einmal ein Bürger durch die Grafen oder deren 
Amtleute zu Schaden kommen, wurde ihm Schadenersatz zugesichert.

Dr. Szabo: "Die Urkunde von 1371 ist ein bedeutendes Dokument 
zur Geschichte der Alten Hansestadt Lemgo während ihrer 
Blütezeit innerhalb des hansischen Verbundes im späten 
Mittelalter. Lemgo war damals die größte und bedeutendste Stadt 
der Grafschaft Lippe, die sich mit anderen Herrschaftsträgern 
politisch und ökonomisch klug vernetzte.

Die rechtlichen und wirtschaftlichen Interessen der Bürger, 
insbesondere der Lemgoer Kaufleute, sollten durch Verträge und 
Abkommen mit den benachbarten Herrschaften unterstützt und 
abgesichert werden". Sie bedankte sich bei Herrn Dr. Rath für 
seine außerordentliche Kooperationsbereitschaft, der die 
Herkunft der Urkunde aus Lemgo respektiere und durch die 
Übergabe auch würdigte.

Oberbürgermeister David machte deutlich, dass dieses für die 
Geschichte Lemgos bedeutende Dokument auch als Zeichen für eine 
gute Nachbarschaft zwischen Lemgo und Bielefeld, besser im 
Lemgoer Stadtarchiv aufbewahrt werde.

Bürgermeister Dr. Reiner Austermann dankte seinem Kollegen für 
die Überlassung dieser historischen Urkunde und überreichte ihm 
als kleines Zeichen des Dankes eine Flasche Lemgoer Hansetrunk. 
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen meinte Dr. Austermann 
anschließend: "Der Rechtsnachfolger der Grafen zu Sternberg ist 
der Landesverband Lippe. Ihr gehört auch die Burg Sternberg.

Eine Bestätigung der Rückzahlung des Kredites liegt uns bisher 
nicht vor. Ich werde demnächst das Gespräch mit dem 
Landesverbandsvorsteher führen, ggfs. bekommen wir ja noch den 
Gegenwert von 1.200 Schweinen aus dem Jahre 1371 mit Zinsen und 
Zinseszins vom Landesverband Lippe erstattet. Dies würde dem 
städtischen Haushalt gut tun.


INFO
 
Alte Hansestadt Lemgo
Leiter des Büros des Verwaltungsvorstandes/ Pressesprecher
Rathaus
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Tel.: 05261-213208
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