[WestG] [AKT] Abguss der Grabplatte Gottfried von Cappenbergs fuer die Ausstellung "AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen"

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Dez 16 08:22:04 CET 2009


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 15.12.2009, 14:31


AKTUELL

Abguss der Grabplatte Gottfried von Cappenbergs für die Ausstellung
"AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen"

Seit August diesen Jahres arbeiten Restauratoren des 
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) an der Nachbildung 
einer Grabplatte aus dem Kloster Cappenberg (Kreis Unna). Die 
fünf Quadratmeter große Replik wird für die 
Mittelalterausstellung "AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und 
Intrigen" in Herne angefertigt und ist dort ab Februar 2010 im 
LWL-Museum für Archäologie zu sehen.

Die Grabplatte aus dem 13 Jahrhundert zeigt den Klostergründer 
Gottfried von Cappenberg. Das Relief aus Sandstein ist 1,2 
Tonnen schwer und in der Klosterkirche in Cappenberg-Selm fest 
eingebaut. Um dennoch dieses bedeutende Stück in der größten 
Mittelalterausstellung der letzten Jahrzehnte zeigen zu können, 
ist die Grabplatte in rund 150 Arbeitsstunden aufwändig kopiert 
worden.

Für Stefan Leenen, den wissenschaftlichen Projektleiter der 
Ausstellung "AufRuhr 1225", ist die Grabplatte aus zwei Gründen 
besonders wichtig: "Auf der einen Seite zeigt die Grabplatte 
eindrucksvoll, wie ein Ritter des 13.Jahrhunderts gekleidet war,
 auf der anderen Seite gibt sie Zeugnis von einer der 
spektakulärsten Klostergründungen der Region. Wir zeigen die 
Grabplatte erstmalig so, wie sie vermutlich geplant war, 
nämlich in Verbindung mit dem kostbaren Barbarossa-Kopf, der in 
unserer Ausstellung auf der rechten Hand des Grafen platziert 
sein wird."

Für die Replik dieses Exponates haben die Restauratoren das 
Original vor Ort mit rund 50 Kilogramm Silikon abgeformt. "Die 
vielen schlecht zugänglichen Stellen dieser Grabplatte haben 
uns an die Grenze des Machbaren gebracht", meint Projektleiter 
Dirk Sander. Um aus dem weichen Silikon eine befüllbare Form 
herzustellen, wurde es mit einer stützenden Gipskapsel versehen 
und dann mit mehreren Schichten Kunstharz ausgestrichen.

In dem letzten Arbeitsschritt, der Farbretusche, wird der Kopie 
der letzte Schliff verliehen: Der wie neu aussehende Abguss 
bekommt mit Acrylfarbe eine Patina und wird so dem Original zum 
Verwechseln ähnlich.

Hintergrund:
Graf Gottfried von Cappenberg (ca. 1096-13.1.1127 in Ilbenstadt)
 war unter anderem durch seine Heirat mit der Tochter des 
Grafen von Arnsberg einer der einflussreichsten Adligen des 12. 
Jahrhunderts. Aus Reue über seine Mitwirkung an der Zerstörung 
des Münsteraner Domes im Jahr 1120/ 21, der im Rahmen des 
Investiturstreites abgebrannt wurde, stiftete Gottfried von 
Cappenberg kurz nach seiner Heirat drei seiner wichtigsten 
Besitzungen dem Prämonstratenser-Orden unter der Leitung von 
Norbert von Xanten und widmete sie zu Klöstern um.

Die gesamte Familie des Grafen trat in das Kloster Cappenberg 
ein - sehr zum Leidwesen seines Schwiegervaters, der vor allem 
die Vereinnahmung der Mitgift seiner Tochter für kirchliche 
Belange nicht hinnehmen und die Klostergründung mit 
Waffengewalt verhindern wollte.

Durch die Klosterstiftungen Gottfried von Cappenbergs wurde das 
territoriale Gefüge der Region im 12. Jahrhundert entscheidend 
verändert, denn die mögliche Regionalmacht der Grafen zu 
Cappenberg wurde damit unwirksam und die Region blieb in 
Kleinterritorien zersplittert.

Das Kloster Cappenberg wurde im Jahr 1803 säkularisiert und 
wieder zu einem Adelssitz. Es zählt heute zum Besitz der Grafen 
von Kanitz und beherbergt unter anderem eine Kunstgalerie und 
eine Außenstelle des LWL-Museums für Kunst und 
Kulturgeschichte. Die ehemalige Stiftskirche ist heute 
Pfarrkirche St. Johannes Evangelist und steht unter der Leitung 
eines Prämonstratenser-Paters.


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