[WestG] [LIT] Kroker, Martin / Spiong, Sven (Hrsg.): Archaeologie als Quelle der Stadtgeschichte
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Dez 7 09:24:17 CET 2009
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 03.12.2009, 12:21
LITERATUR
Auf Spurensuche in der Stadtgeschichte
Neues Buch der Stadtarchäologie Paderborn ist erschienen
Die Stadtarchäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
(LWL) haben die Ausgrabungen der vergangenen Jahre in Paderborn
interdisziplinär ausgewertet und die Ergebnisse in der
wissenschaftlichen Publikation "Archäologie als Quelle der
Stadtgeschichte" veröffentlicht. Das mit zahlreichen Plänen und
Bildern ausgestattete Buch ist ab sofort für 29,90 Euro im
Museum in der Kaiserpfalz und im Buchhandel erhältlich.
Die Publikation "Archäologie als Quelle der Stadtgeschichte"
spannt einen weiten Bogen von römischen Importfunden aus den
ersten nachchristlichen Jahrhunderten bis zu den neuzeitlichen
Wohnhäusern am Kötterhagen. Die römischen Funde hat Dr. Guido
M. Berndt in einer Bestandsaufnahme zusammengefasst. Die Anzahl
dieser Funde fällt zwar verglichen mit dem mittelalterlichen
und neuzeitlichen Material aus der Paderborner Altstadt gering
aus. Jedoch deuten die Münzen und die Gewandspangen- und
Gefäßfragmente auf einen regen Kontakt der Bevölkerung mit dem
Römischen Reich hin. Gleichzeitig machen die Funde und Befunde
die Existenz eines Römerlagers auf dem Gebiet der Paderborner
Innenstadt äußerst unwahrscheinlich.
Dr. Bernd Steinbring und Nicole Kröger-Köb nehmen in ihren
Beiträgen die Ausgrabungen im Vorfeld des Sparkassen-Neubaus
unter die Lupe. Aufgrund ihrer Untersuchungen lässt sich nun
eine umfassende Bauabfolge von den ersten Öfen der Handwerker
im 12. Jahrhundert bis zu den Steingebäuden der Kaufleute im
14. Jahrhundert rekonstruieren.
Von der umfangreichen Ausgrabung im Kötterhagen berichten die
beiden Grabungsleiterinnen: Dr. Andrea Bulla stellt besondere
Gebrauchsgegenstände wie einen Holzkamm, Teile von hölzernem
Essgeschirr, Würfel und Lederschuhe vor. Aber auch der berühmte
Gartenzaun und das Jesusfigürchen aus Pfeifenton untersucht sie
wissenschaftlich. Marianne Moser vollzieht zusammen mit dem
Historiker Ralf Otte die Baugeschichte am Kötterhagen in den
vergangenen 500 Jahren nach. Anhand der Grabungsschichten aber
auch von Fotos, Einwohnerlisten, Kaufverträgen und
Kirchenbucheinträgen gehen sie den Häusern auf dem ehemaligen
Steinbruch auf den Grund.
Erstmals präsentiert Dr. Sven Spiong die Grabungsergebnisse aus
der bischöflichen Residenz in Schloss Neuhaus. Hier skizziert
er eine Entwicklung von der Burg zum Schloss. Die bisher nur
kurzzeitigen Forschungseinsätze auf dem Burgareal brachten
dabei auch ein zwischen 1350 und 1450 abgebranntes Fachwerkhaus
zutage.
Die Publikation "Archäologie als Quelle der Stadtgeschichte"
ist in der Reihe Mittelalterstudien der Universität Paderborn,
Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters
und seines Nachwirkens (IEMAN) erschienen. Die Herausgeber, Dr.
Martin Kroker, Leiter des Museums in der Kaiserpfalz und
Stadtarchäologe Dr. Sven Spiong haben diese Reihe bewusst
ausgewählt: "Wir sehen die Stadtarchäologie als Historische
Disziplin an. Die Deutung unserer Funde bedarf zwar anderer
Methoden, aber das Ziel, Stadtgeschichte zu schreiben ist das
gleiche wie bei den Historikern," so Spiong.
INFO
Bibliografische Angaben:
Martin Kroker und Sven Spiong (Hrsg.), Archäologie als Quelle
der Stadtgeschichte, erschienen in der Reihe MittelalterStudien
(Band 23) des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des
Mittelalters und seines Nachwirkens (IEMAN) an der Universität
Paderborn (Wilhelm Fink Verlag, München 2009), 195 S. mit
zahlreichen Abb. ISBN 978-3-7705-4950-4. 29,90 €.
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