[WestG] [AKT] Rektorin begrueßt AStA-Initiative zum Gedenken an Buecherverbrennung

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Apr 23 12:10:51 CEST 2009


Von: "Pressestelle der WWU Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 17.04.2009, 15:06


AKTUELL

Universität stellt sich ihrer Geschichte
Rektorin begrüßt AStA-Initiative zum Gedenken an 
Bücherverbrennung

Am 10. Mai jährt sich die in vielen deutschen Städten, darunter 
auch in Münster, von der damaligen "Deutschen Studentenschaft" 
organisierte und durchgeführte Bücherverbrennung des Jahres 
1933 im Rahmen der nationalsozialistischen Machtergreifung. Der 
Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Münster 
war bereits im vergangenen Jahr mit konkreten Vorschlägen an 
das Rektorat herangetreten, um einen dauerhaften Erinnerungsort 
an die Bücherverbrennung einzurichten. Das Rektorat hat diese 
Vorschläge dem Senatsausschuss für Kunst und Kultur zur 
Stellungnahme zugeleitet. Dabei ist es leider geblieben.

Die Rektorin der WWU Münster, Prof. Dr. Ursula Nelles, 
bestätigte und bedauerte am Freitag, 17. April 2009, 
ausdrücklich, der Sache nicht selbst aktiv weiter nachgegangen 
zu sein und reagierte damit auf einen offenen Brief des AStA 
vom gleichen Tag. Sie bittet den AStA, "das Versäumnis nicht 
als Zeichen von Desinteresse oder gar Ablehnung zu deuten". Das 
Rektorat stelle sich der Geschichte der Universität und 
unterstütze Aktionen, die das Gedenken und die Erinnerung an 
die Jahre der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wach 
halten.

Dazu zähle auch die begrüßenswerte Initiative des AStA, die 
Bücherverbrennungen von 1933 nicht in Vergessenheit geraten zu 
lassen und einen dauerhaften Ort der Erinnerung hierfür an der 
WWU zu schaffen. Prof. Nelles kündigte an, das Rektorat werde 
in dieser Angelegenheit sogleich das Gespräch mit dem AStA 
wieder aufnehmen und die Studierendenschaft bei der Umsetzung 
ihrer Vorschläge unterstützen.

Die Rektorin erinnerte daran, dass sich die Universität Münster 
in der Vergangenheit aktiv an Gedenkfeiern zur 
Bücherverbrennung beteiligt habe. So habe es 2003 zur 
siebzigsten Wiederkehr des Ereignisses eine gemeinsame 
Gedenkstunde von Rektorat und AStA gegeben. Im vergangenen Jahr 
hielt der münstersche Historiker und frühere Prorektor Prof. 
Dr. Hans-Ulrich Thamer einen öffentlichen Vortrag in der 
Stadtbücherei zum Gedenken an den 75. Jahrestag der 
Bücherverbrennung in Münster.

Darüber hinaus habe sich der Senat der Universität im Jahr 2000 
in einer Erklärung zur Verantwortung der Universität für das 
damals begangene Unrecht bekannt. Im Schloss zu Münster, dem 
Hauptgebäude der WWU, erinnere seit dem Jahr 2004 ein Mahnmal 
der Künstlerin Antonia Low an das Schicksal der Wissenschaftler,
 Studierenden und Mitarbeiter, denen zwischen 1933 und 1945 im 
Namen der Universität Münster Unrecht geschehen sei.

Neben den Opfern rückten in den letzten Jahren auch wieder die 
Täter in den Blickpunkt: Eine vom Rektorat eingesetzte 
Kommission unter dem Vorsitz von Prof. Thamer arbeitet an der 
Herausgabe einer neuen Universitätsgeschichte, in der die Jahre 
des Nationalsozialismus und die folgende Phase der 
"Entnazifizierung" eine wichtige Rolle spielen werden. In der 
Medizinischen Fakultät läuft aktuell ein größeres 
Forschungsprojekt zur NS-Vergangenheit der münsterschen 
Medizin. Auch in anderen Fachbereichen und Fakultäten der 
Universität wurde und wird zurzeit die Rolle von 
Wissenschaftlern in der Zeit zwischen 1933 und 1945 kritisch 
beleuchtet und aufgearbeitet. Ein aktuelles Beispiel dafür ist 
die vor wenigen Wochen veröffentlichte Geschichte der 
münsterschen Mathematik.


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REDAKTIONELLER HINWEIS

10. Mai 1933 -
Die "Aktion wider den undeutschen Geist" -
Nationalsozialistische Bücherverbrennungen
URL: http://www.westfaelische-geschichte.de/web616


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