[WestG] [AKT] "Sprache ist Heimat - Heimat ist Sprache" - Aktion zum 75. Jahrestag der Buecherverbrennung
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Mai 2 11:02:15 CEST 2008
Von: "Stadt Herten" <info at presse-service.de>
Datum: 29.04.2008, 10:22
AKTUELL
"Sprache ist Heimat - Heimat ist Sprache"
Aktion zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung
"Man fragt sich immer noch, wie so etwas in einem vermeintlich
zivilisierten Land passieren konnte", begrüßte Bürgermeister Dr.
Uli Paetzel die Anwesenden, die sich auf dem Schulhof des
städtischen Gymnasiums anlässlich des 75. Jahrstag der
Bücherverbrennung eingefunden hatten. Literaten, aufgrund der
Literaturtage NRW zahlreich anwesend, Schüler und Interessierte
hatten sich um den "Stolperstein" auf dem Schulhof des
Gymnasiums versammelt, um an den 10. Mai 1933 zu erinnern.
Studenten verschiedener deutscher Hochschulen hatten zur Zeit
des Nationalsozialismus Bücher unter verdammenden
"Feuersprüchen" in die Flammen geworfen. Paetzel erinnerte in
seiner Ansprache an die Notwendigkeit, demokratische
Errungenschaften jeden Tag neu zu verteidigen und als solche
auch zu benennen. "Demokratie lebt von aktiven und engagierten
Menschen."
Die Autorin Antje Dertinger erinnerte in ihrer Ansprache an
Heinrich Heines Werk "Almansor" in dem der bezeichnende Satz:
"Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt,
verbrennt man auch am Ende Menschen" fällt. Und so sei es in
Deutschland dann auch gewesen. "Die Studenten haben sich 1933
instrumentalisieren lassen", erläutert Dertinger. Aufgehetzt von
den Artikeln in den Medien hätten sie sich verleiten lassen,
Werke berühmter Autoren wie Karl Marx, Sigmund Freud oder Erich
Kästner zu verbrennen.
Auch in Herten wurden am Wilhelmsplatz damals öffentlich Bücher
verbrannt - Fotos, die das dokumentieren, gibt es jedoch keine.
Dertinger erläuterte, wie schlimm es für die flüchtenden Autoren
gewesen sein muss, ihre Heimat zu verlassen, denn "Heimat ist
Sprache", und dieser Verlust bedeutete für Autoren das Ende der
beruflichen Existenz.
Die anwesenden Schüler des Gymnasiums zeigten sich sichtlich
betroffen. Schülersprecherin Leonie Althaus: "Besonders die
Beschmierungen der Stolpersteine und des Anti-Rassismus-Schildes
vor dem Rathaus sind wirklich peinlich - dafür muss man sich
schämen."