[WestG] [AKT] LWL zeichnet St. Nikolai-Kirche in Lemgo als "Denkmal des Monats" aus

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Mär 19 10:31:05 CET 2008


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 18.03.2008, 11:51


AKTUELL

Breites Engagement zur Rettung eines Wahrzeichens
LWL zeichnet St. Nikolai-Kirche in Lemgo als "Denkmal des 
Monats" aus

Eine Stadt bangt um ihr ockerfarbenes Wahrzeichen: St. Nikolai, 
Heimat der evangelischen Gemeinde und schiefgeneigtes Bauwerk, 
muss saniert werden. Derzeit versucht eine Vielzahl von Akteuren,
 die finanzielle Belastung zu stemmen, um die Pfarrkirche 
inmitten der Hansestadt Lemgo (Kreis Lippe) zu retten.

Diese Anstrengungen würdigt der Landschaftsverband 
Westfalen-Lippe (LWL), indem er die Kirche als Denkmal des 
Monats auszeichnet. "Wir sind von dem breiten Engagement für den 
Erhalt des bedeutenden Kunstdenkmals sehr angetan", begründet 
LWL-Denkmalpflegerin Dr. Roswitha Kaiser die Auswahl.

Bei der derzeitigen Phase der Sanierung handelt es sich um den 
zweiten Bauabschnitt der statischen Sicherung des 800 Jahre 
alten Bauwerks. Umfang und Schwierigkeitsgrad der notwendigen 
Maßnahmen kamen für die Kirchengemeinde überraschend. 
"Eigentlich war nur eine Auffrischung der wertvollen 
spätmittelalterlichen Malerei und der Raumschale des 
Kirchenschiffes im Jahr 2001 geplant", so Kaiser. Doch neue 
Risse in Gewölbe und Mauerwerk beunruhigten den Küster. Statiker 
erarbeiteten in Abstimmung mit den Verantwortlichen vor Ort und 
dem LWL-Amt für Denkmalpflege ein Konzept.

Ursache für die Schieflage des Sakraldenkmals aus dem 
beginnenden 13. Jahrhundert ist der nicht ausreichend tragfähige 
Untergrund. Die nördliche und südliche Langhauswand sind jeweils 
um einen halben Meter aus dem Lot gewichen. "Beide Westtürme 
neigen sich wie Tulpen nach außen", veranschaulicht Kaiser die 
Situation. Durch die gewaltige Masse der Türme war eine 
Stabilisierung der Außenecken der Doppelturmfassade 
unumgänglich.

Mittlerweile ist die größte Gefahr gebannt und die 
Sanierungsarbeiten im Dachstuhl können erfolgen. Die gesamte 
technische, bauliche und denkmalpflegerischrestauratorische 
Herausforderung erfordert enorme finanzielle Mittel. Das Land, 
die evangelische Kirchenbaustiftung sowie zahlreiche Sponsoren 
halfen der Lemgoer Nikolaigemeinde, diese Belastung zu 
schultern. Zudem beteiligte sich die Stadt Lemgo tatkräftig an 
der Sanierung.

"Mit kreativen Ideen trug Pastor Andreas Lange von Beginn an zur 
Lösung des Finanzierungsproblems bei", lobt Kaiser auch die 
Arbeit des Geistlichen vor Ort. Besucher der Homepage der 
Gemeinde können zum Beispiel Pixel des Kirchenfotos erwerben und 
sich somit als Sponsoren listen lassen. In Kürze ersetzt eine 
elektronische Spendenbox den alten Opferstock. Bei Vorlage der 
Scheckkarte und Bestätigung des gewünschten Betrags wirft der 
Automat umgehend die Spendenbescheinigung aus.

Der Dachraum der Altstädter Kirche, der derzeit saniert wird, 
enthält ungeahnte steinerne und hölzerne Zeugen der Geschichte 
der Kirche. "Unter dem Staub der Jahrhunderte haften noch Reste 
romanischen Außenputzes der alten Basilika. Seit der Zeit um 
1300 verbirgt sich die basikale Vorgängergestalt hinter dem 
westfälischen Typus einer dreischiffigen, vierjochigen 
Hallenkirche mit zweifach besetztem Turmjoch im Westen", so 
Kaiser.

Der im Dachraum verbliebene Rest des ursprünglichen, 
künstlerisch gearbeiteten Bogenfrieses an der Traufe ist vor 
Jahrzehnten vom Forscher Otto Gaul dokumentiert und in dem von 
Dr. Ulf Dietrich Korn 1983 erschienenen Bau- und 
Kunstdenkmälerband von Lemgo beschrieben worden.

Dr. Markus Harzenetter, Leiter des LWL-Amts für Denkmalpflege in 
Westfalen machte bereits 2007 im Gespräch mit der Vertretung der 
Kirchengemeinde deutlich, dass diese und andere Befunde 
unbedingt erhalten und mit Hilfe der LWL-Denkmalpfleger 
erforscht werden müssen.