[WestG] [AUS] Groteske Bilder ueber grausame Realitaet: Bilder von Hubert Berke, Muenster, 21.06.-17.08.2008

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Jun 20 10:52:30 CEST 2008


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 19.06.2008, 12:56


AUSSTELLUNG

Groteske Bilder über grausame Realität
Ausstellung im LWL-Landesmuseum zeigt Bilder von Hubert Berke 
aus den 30er und 40er Jahren

Nicht nur das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in 
Münster feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Auch 
der deutsche Künstler Hubert Berke (1908 - 1979) wäre in diesem 
Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass veranstaltet das 
Museum des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eine 
Ausstellung mit über 80 frühen Werken des 
Konrad-von-Soest-Preisträgers. Die Sonderausstellung "Hubert 
Berke - Masken im Sumpf. Werke der 30er und 40er Jahre" ist vom 
21. Juni bis zum 17. August in der Studiogalerie des Museums zu 
sehen.

"Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar", 
schrieb Berkes Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie, Paul 
Klee, 1920 in der "Schöpferischen Konfession". Der junge Berke 
nahm sich dies zum Beispiel. "Er hatte bei Klee gelernt, dass 
Formen und Farben selbst Ausdruck haben können - allein durch 
die Verläufe der Linien, durch die Abstufungen des Helldunkel 
und durch die Energien der Farbe mit all ihren unendlichen 
Variationen und Kombinationen", erklärt der Leiter des 
LWL-Landesmuseums in Münster, Dr. Hermann Arnhold.

Hunderte von Aquarellen, Zeichnungen und Gouachen auf Papier 
schuf Berke in den 30er und 40er Jahren zumeist im Verborgenen. 
Denn nach der Entlassung Paul Klees von der Kunstakademie im 
April 1933 war auch für Berke klar, dass seine Bilder nicht den 
Idealen der Nationalsozialisten entsprachen. Mit gestalterischer 
Neugier und großer Experimentierfreude entstanden in dieser Zeit 
hintergründige sowie beunruhigende Werke, die durchaus etwas vom 
damaligen Zeitgeschehen vermitteln. Sie zeigen, was nicht 
darstellbar ist, und lassen etwas von der grotesken und 
grauenhaften Realität in diesen Jahren spüren.

Berkes teils abstrakt wirkenden Bildern haftet dabei immer etwas 
Mehrdeutiges an. Sie betonen die Unterschiede zwischen Geformtem 
und Formlosem, zwischen begrenzten Figuren und frei beweglichen 
Linien, zwischen Geometrischem und fließender Dynamik. "Die 
verschiedenen Perspektiven der Bilder erzeugen eine 
Doppelbödigkeit - einen Blick hinter das Sichtbare, was sie mit 
wichtigen surrealistischen Tendenzen jener Zeit vergleichbar 
macht", so der Kurator der Ausstellung, Dr. Erich Franz.

Berkes Interesse für unterschiedliche Gestaltungsweisen sei 
immer auch ein Interesse für unterschiedliche Denkformen gewesen,
 erklärt Franz das universale Kunstverständnis Berkes. 
Wiederholt war der Künstler mit fernöstlichem Denken und Formen, 
wie Kalligrafie und Tuschemalerei in Kontakt gekommen. Diese 
Anregungen aktivierte er in seinen Werken nach 1945 und verband 
sie zudem mit musikalischen Phänomenen wie dem Jazz.

Der gebürtig aus dem westfälischen Buer (heute 
Gelsenkirchen-Buer) stammende Berke war mit dem Künstler Max 
Ernst befreundet, mit dem zusammen er den Kunstpreis der Stadt 
Köln gewann. Berke war außerdem Mitglied des Deutschen 
Künstlerbundes, der Neuen Rheinischen Sezession, der Gruppe 
Junger Westen, der Münchner Neuen Gruppe und der Gruppe Zen 49.

Außer in Münster werden in diesem Jahr noch weitere 
Ausstellungen zu Berke gezeigt: Während bei "Kunst aus NRW" in 
der ehemaligen Reichsabtei Aachen-Kornelimünster die frühen 
Arbeiten bis in die 1950er Jahre zu sehen sind, präsentiert das 
Rheinische Landesmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) 
den späten Berke mit malerischen Serien und Großskulpturen.

Das Deutsche Glasmalerei-Museum Linnich zeigt Glasbilder und 
Mosaiken, und in Berkes Geburtsstadt Gelsenkirchen wird 
ebenfalls ein umfassender Einblick in sein Werk gegeben. Hier 
sind das Städtisches Museum Gelsenkirchen und die Sparkasse 
Gelsenkirchen mit Ausstellungen beteiligt. In Kooperation aller 
beteiligten Ausstellungspartner erscheint zudem die Publikation 
"Hubert Berke 1908-1979" im Dumont-Verlag für 20 Euro.

Die Ausstellung wird am 20. Juni, Freitag, um 19 Uhr im 
LWL-Landesmuseum 
eröffnet.


INFO

LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz 10
48143 Münster
Tel.: 0251 5907-01
URL: www.lwl-landesmuseum-muenster.de 

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 bis 21:00 Uhr

Besucherbüro:
Information und Anmeldung: Dienstag bis Freitag 9 - 12, 15 - 17 Uhr
Tel: 0251 5907-201; Fax: 0251 5907-104; besucherbuero at lwl.org