[WestG] [AKT] Pfusch am Bau: Teile der Burg Altena wurden beim Wiederaufbau auf Schutt gebaut
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Jun 5 10:49:05 CEST 2008
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 04.06.2008, 09:15
AKTUELL
Pfusch am Bau: Teile der Burg Altena wurden beim Wiederaufbau
auf Schutt gebaut
Archäologen nutzen Bauarbeiten zur Untersuchung
Wichtige Erkenntnisse zur Burg Altena hat die LWL-Archäologie
für Westfalen in Kooperation mit dem Märkischen Kreis bei
baubegleitenden archäologischen Untersuchungen während der
Sanierung der Burg gewonnen. Weil die Außenmauern mit
Betonschultern auf ihren Innenseiten stabilisiert werden und
neue Leitungen und Kanäle verlegt werden, haben die Ausgräber
zum ersten Mal die Chance, einen Blick in den Untergrund zu
werfen und die dabei freigelegten Mauern zu dokumentieren.
Obwohl die schmalen Gräben immer nur Ausschnitte der früheren
Bebauung erkennen ließen, haben die Archäologen bislang
unbekannte Gebäude entdeckt und festgestellt, dass Teile der
Burg vor 100 Jahren nur auf Schutt gebaut wurden.
'Die mittelalterliche Burg sah in Teilen anders aus, als der
Wiederaufbau des 20. Jahrhunderts vermuten lässt. So gab es auf
dem oberen Burghof, wo sich heute eine Natursteinbühne befindet,
einen unterirdischen Wehrgang mit Schießscharten, eine
sogenannte Kasematte. Außerdem standen dort mindestens drei
Gebäude, die bisher unbekannt waren.
Eine weitere Überraschung war die Entdeckung eines alten
Eingangs an der Ostmauer des unteren Burghofes', berichtet der
Archäologe Dr. Stefan Eismann. Weitere Mauerfunde zeigten, dass
der älteste überlieferte Plan der Burg von 1704 korrekt ist und
die dort eingezeichneten Gebäude, z. B. ein Backhaus,
tatsächlich an den angegeben Stellen standen.
Enttäuscht waren die Mitarbeiter von der Mittelalter- und
Neuzeitarchäologie beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
dagegen von den geborgenen Funden. Bei den Arbeiten zu Beginn
des 20. Jahrhunderts war der Untergrund bis auf den anstehenden
Fels durchwühlt worden, so dass keine ungestörten Schichten mehr
vorhanden waren.
Außer den archäologischen Ergebnissen brachte die Sanierung auch
neue Aufschlüsse zur baulichen Rekonstruktion der Burg vor 100
Jahren. 'Die Bauleute haben damals zum Teil in einer Weise
gearbeitet, die man nur als 'Pfusch am Bau' bezeichnen kann.
Außen- wie auch Gebäudemauern sind streckenweise nur auf den
vorhandenen Bauschutt gestellt worden', beschreibt Eismann die
damalige Arbeitsweise. Auch leisteten sich die damaligen
Bauherren unnötige Abweichungen von den ursprünglichen
Fundamenten, so wurde das Tor zum oberen Burghof um einen Meter
versetzt wieder aufgebaut.
Die archäologische Begleitung der Bauarbeiten hat der Märkische
Kreis finanziert. Die Erkenntnisse aus der archäologischen
Beobachtung der Bauarbeiten werden in die Ausstellung 'Aufruhr!
Anno 1225' einfließen, die der LWL im Rahmen der
Kulturhauptstadt 2010 im LWL-Landesmuseum für Archäologie in
Herne zeigen wird.