[WestG] [AKT] Abschiedsvorlesung des Theologen Prof. Dr. Rainer Albertz

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Jul 14 10:35:56 CEST 2008


Von: "Pressestelle der Uni Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 10.07.2008, 09:02


AKTUELL

Religionsgeschichte des Alten Orients
Abschiedsvorlesung des Theologen Prof. Dr. Rainer Albertz

Prof. Dr. Rainer Albertz vom Alttestamentlichen Seminar der 
Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen 
Wilhelms-Universität hält am Montag, 14. Juli 2008, um 10.15 Uhr 
in der Aula des Schlosses zu Münster seine Abschiedsvorlesung 
über "Die vergessene Heilsmittlerschaft des Mose". Albertz 
gehört zu den herausragenden Forschern der Evangelischen 
Theologie. Sein Fachgebiet ist das Alte Testament und die 
Religionsgeschichte des Alten Orients. Er hat die 
Forschungsinitiative zum Zusammenhang von Religion und Politik 
im "Excellenzcluster" der WWU mit initiiert.

Geboren 1943 in Oberschlesien, aufgewachsen unter anderem in 
Berlin als Sohn des bekannten SPD-Politikers und zeitweiligen 
regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz war er nach seinem 
Theologiestudium in Berlin und Heidelberg zunächst als 
akademischer Lehrer in Heidelberg, später an der Universität 
Siegen tätig. Die enge Verbindung von biblischen und 
orientalistischen Studien prägte sein Wirken von Anfang an. Zu 
den entscheidenden Entdeckungen seiner frühen Arbeiten gehört 
die Einsicht, dass hinter und neben der priesterlichen und 
schriftgelehrten Theologie der biblischen Texte eine große 
Vielfalt an persönlichen Frömmigkeits- und Religionsformen 
erkennbar wird, die mit dem Bild, das die offizielle Religion 
von sich vermittelt, keineswegs immer übereinstimmt. In seinem 
großen Hauptwerk, der "Religionsgeschichte Israels in 
alttestamentlicher Zeit", zeichnete Albertz den 
religionsinternen Pluralismus in den Epochen einer mehr als 
1000jährigen Entwicklungsgeschichte nach. Damit erreichte er 
einen internationalen Durchbruch und Neuansatz in der 
Bibelexegese.

Bereits kurz nach seiner Berufung nach Münster im Jahr 1995 
bemühte sich Prof. Albertz um die Vernetzung der 
altertumswissenschaftlichen Fächer an der WWU. Es gelang ihm, 
über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem 
Sonderforschungsbereich (SFB) über "Funktionen von Religion in 
antiken Gesellschaften des Vorderen Orients" zu vereinen. 
Darüber hinaus regte er eine Vielzahl von internationalen 
Kooperationen und Tagungen von Wissenschaftlern aus Israel, 
Europa und den USA an und ist Mitbegründer der European 
Association of Biblical Studies. In Münster entstand seine 
Untersuchung zur Exilszeit Israels, die 2001 mit dem 
Forschungspreis der WWU ausgezeichnet wurde. Es folgten 
zahlreiche Arbeiten zur Familienreligion und Veröffentlichungen 
zu nahezu allen Gebieten der Bibelwissenschaft.

Aus dem Sonderforschungsbereich ging als feste Einrichtung das 
"Centrum für die Kulturen des östlichen Mittelmeerraums" hervor. 
Studierende der Theologien und Geisteswissenschaften haben hier 
die in Europa einmalige Möglichkeit, unter fachkundiger 
Anleitung von Spezialisten auf nahezu allen Gebieten der 
Geschichte, Archäologie, Orientalistik, Klassische Philologie, 
Ägyptologie, Islamkunde, Judaistik, Theologie und 
Religionswissenschaft fächerübergreifend zu studieren und zu 
forschen.

Dem Gegenwartsbezug, den seine historischen Arbeiten stets 
aufweisen, ist es zu danken, dass nun auch die Bibelexegese in 
dem Exzellenzcluster, das sich den Fragen des Verhältnisses von 
Religion und Politik in der Moderne und den Hintergründen der 
aktuellen Religionskonflikte widmet, ihren festen Platz 
einnimmt. Hier wird sich Prof. Albertz in den nächsten Jahren 
als Senior-Professor der Erforschung der Mechanismen von 
religiöser Integration und Ausgrenzung widmen.


INFO

Homepage Prof. Albertz
URL: http://egora.uni-muenster.de/fb1/personen/albertz.shtml