[WestG] [LIT] Spichal, Ulrike / Gerbaulet, Horst: Wege der Jakobspilger in Westfalen. Zweite Auflage

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Jul 3 11:22:05 CEST 2008


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 03.07.2008, 10:40


LITERATUR

Jakobspilgerweg durch Westfalen erfolgreich
Wanderführer in zweiter Auflage

In Westfalen findet der erste durchgehende Jakobspilgerweg von 
Osnabrück über Münster und Dortmund nach Wuppertal große 
Resonanz. Schrittmesser des Erfolgs: Die erste Auflage des 
Wanderführers - 3.000 Exemplare - ist drei Monate nach Eröffnung 
des Pilgerweges nach historischem Vorbild ausverkauft, die 
zweite Auflage kommt Mitte Juli heraus ("Wege der Jakobspilger 
in Westfalen. In 12 Etappen von Osnabrück über Münster und 
Dortmund nach Wuppertal-Beyenburg" von Ulrike Spichal und Horst 
Gerbaulet, 240 Seiten, 12,95 Euro, Bachem-Verlag, ISBN 
978-3-7616-2210-0).

Zweiter Weg in Westfalen
Jetzt bereitet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den 
zweiten Weg von Höxter über Brakel, über Bad Driburg, Paderborn, 
Geseke, Soest, Werl, Unna und Dortmund bis nach Bochum vor. 
Projektleiterin Ulrike Spichal wandert die Wege jeweils 
persönlich ab. "Der erste Weg der Jakobspilger ist das Ergebnis 
siebenjähriger Forschung unserer Altertumskommission für 
Westfalen", so Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des LWL, der das 
bisher 300.000 Euro teure Projekt finanziert. Der LWL werde die 
Erforschung und Auszeichnung der weiteren Jakobswege in 
Westfalen mit weiteren 300.000 Euro unterstützen.

Weitere Strecken
Die Strecke aus dem Kreis Höxter nach Bochum soll 
voraussichtlich Ende 2009 oder Anfang 2010 eröffnet werden, dann 
stehen Strecken von Minden über Bielefeld nach Lippstadt (2011) 
und von Warendorf über Münster und Coesfeld an den Niederrhein 
(2013) an.

Wegeforschung
Das Projekt rekonstruiert die mittelalterlichen Wege und die 
Spuren der Jakobspilger in Westfalen möglichst genau, wie 
Spichal erläutert: "Es gab für die Pilger in Westfalen und 
anderswo keine eigenen Wege, im Gegenteil: Sie suchten aus Angst 
vor Überfällen stark frequentierte, bekannte Trassen.

Die Pilgerfahrt zum Grab des Apostels Jakobus des Älteren im 
über 2.000 Kilometer entfernten nordspanischen Santiago de 
Compostela hat eine Tradition, die bis ins Mittelalter 
zurückgeht. Man versprach sich die Heilung von Körper und Seele 
als Lohn für den Besuch der Kultstätte.

Aus ganz Europa kamen Pilger, Männer und Frauen aus allen 
Schichten, nach Spanien, zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Schiff. 
Als Beleg und Erkennungszeichen diente die Jakobsmuschel, die 
jeder Pilger in Santiago erstehen konnte und deutlich sichtbar 
an der Kleidung oder Umhängetasche trug.

Seit einigen Jahren erlebt die Pilgerfahrt eine Renaissance, 
nicht erst, seit TV-Stars wie Hape Kerkeling sich auf den Weg 
machten: 2007 zählte man in Santiago 114.000 registrierte Pilger,
davon jeder Achte aus Deutschland. Bereits 1987 hatte der 
Europarat dazu aufgerufen, die Jakobspilgerwege in Europa zu 
erforschen. 1993 erklärte die UNESCO den Weg zum Weltkulturerbe.

Pilger aus Westfalen
Über Jakobspilger, die aus Westfalen stammen, sei nur wenig 
bekannt, so die Forscherin. Bekanntester westfälischer Pilger 
ist Bischof Anno aus Minden, der sich 1174/75 auf den Weg nach 
Santiago de Compostela machte, das damals als Pilgerort 
gleichrangig neben Rom und Jerusalem stand.

Im Mittelalter war die Verurteilung eines Verbrechers zu einer 
Pilgerreise eine anerkannte Strafmaßnahme. "Bettler, Räuber und 
Steuerhinterzieher im Pilgergewand haben zusammen mit den 
Strafpilgern die Pilgerfahrt im Laufe der Zeit in Verruf 
gebracht. Jakobsbrüder wurden vielerorts mit Gesindel 
gleichgestellt", erläutert Spichal. Für mittellose Menschen war 
jedoch eine Pilgerreise oft die einzige Möglichkeit, die Heimat 
zu verlassen. Wohlhabende konnten das Pilgern auch delegieren 
und einen Berufspilger mieten.