[WestG] [AUS] LWL-Freilichtmuseum Detmold zeigt Frauenportraets der 30er Jahre, Detmold, 11.07.-11.08.2008

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Jul 1 10:59:35 CEST 2008


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 01.07.2008, 09:22


AUSSTELLUNG

Zurück nach Rietberg: 
LWL-Freilichtmuseum Detmold zeigt Frauenporträts der 30er Jahre

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren fasziniert: Im 
vergangenen Jahr zeigte das LWL-Freilichtmuseum Detmold in der 
Ausstellung "Mach mich schön" 100 individuelle Frauenporträts 
aus Rietberg (Kreis Gütersloh) in Westfalen, verewigt auf 
schwarz-weißen Studiofotografien der 1930er Jahre. Nun kehren 
die Damen in ihre Heimat zurück: Vom 11. Juli bis zum 11. August 
präsentiert das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 
(LWL) gemeinsam mit dem Heimatverein Rietberg und der Stadt 
Rietberg eine Auswahl der Bilder im dortigen Alten Progymnasium 
und im Heimathaus der Emsstadt.

Damit schließt sich ein Kreis, denn die Porträts sind alle im 
ehemaligen Rietberger Fotoatelier Kuper entstanden. Die Frauen 
auf den präsentierten Aufnahmen ließen sich in den 1930er Jahren 
in einem Tageslichtatelier fotografieren. Damals belichteten die 
Fotografen noch große Glasplatten. 2.200 Exemplare solcher 
Glasnegative, wahre Schätze der westfälischen 
Fotografiegeschichte, schlummerten in einer unscheinbaren, 
verstaubten Holzkiste auf dem Dachboden des Fotoateliers Joseph 
Kuper und Nachfolger in Rietberg. Entdeckt und vor dem 
Verschwinden bewahrt wurden sie, als das Freilichtmuseum im Jahr 
2000, vor Abbruch des Gesamthauses, das Atelier-Gebäude von 1891 
übernahm. Die Stadt Rietberg überließ dann im Jahre 2002 den 
Bestand an Glasplatten dem LWL-Museum, das demnächst das 
Rietberger Atelier wieder aufbauen wird.

"Ich freue mich besonders, dass diese Ausstellung nun in 
Rietberg zu sehen ist", so LWL-Museumsleiter Dr. Jan Carstensen. 
"Schließlich haben uns die Rietberger Bürger maßgeblich bei der 
Klärung der Identität der porträtierten Frauen geholfen." Das 
Museum erhielt bei den Recherchen große Unterstützung von der 
Stadt Rietberg und vom dortigen Heimatverein. Mit Hilfe des 
Rietberger Stadtanzeigers begann eine der größten Suchaktionen 
in der Geschichte der Stadt. Die Rietberger erkannten ihre 
Großmutter, Mutter, Tante oder sich selbst auf den Fotos und 
meldeten sich mit zahlreichen Hinweisen. Die Telefone von 
Manfred Beine, Leiter des Rietberger Stadtarchivs, und Dr. 
Mi-chael Orlob, Vorsitzender des Heimatvereins, standen nicht 
mehr still. "Die Fotos wurden für Wochen zum Stadtgespräch. Auf 
diese Weise konnten 72 der 100 Porträts identifiziert werden", 
berichtet Beine. Noch während der Detmolder Ausstellung im 
vorigen Jahre konnten weitere drei Identitäten aufgeklärt werden,
 und die Veranstalter hoffen auf weitere Ergebnisse, wenn die 
die Ausstellung jetzt in Rietberg gezeigt wird.

Für Rietbergs Bürgermeister André Kuper stellt das gemeinsame 
Projekt einen Höhepunkt der bewährten Zusammenarbeit seiner 
Stadt mit dem LWL-Freilichtmuseum dar: "Die Ausstellung bietet 
unseren Rietberger Bürgern, aber auch allen interessierten 
Besuchern der Landesgartenschau, ein spannendes Stück 
westfälischer Fotogeschichte. Die Fotos geben uns, gerade weil 
die Abgebildeten größtenteils identifiziert sind, einen 
ungeheuer intensiven und authentischen Einblick in die örtlichen 
Lebensverhältnisse der 1930er Jahre. Sie zeigen uns, wer hier in 
Rietberg vor 70 Jahren auf welche Weise gelebt hat."

Hintergrund Den Lebensläufen der in jungen Jahren fotografierten 
Frauen gingen Museumsleiter Carstensen und die wissenschaftliche 
Volontärin des Museums, Tanja Zobeley, nach. Sie besuchten und 
befragten einige der 27 heute noch lebenden Frauen, deren Bilder 
in der Ausstellung zu sehen sind. Tanja Zobeley beschreibt ihre 
Begegnungen mit den alten Damen aus Rietberg so: "Es war 
unglaublich: Ich kannte die Personen ja zunächst nur von dem 
Porträt aus jungen Jahren und dann stand ich derselben Frau 
beinahe 70 Jahre später gegenüber. Auch nach bewegenden Jahren 
sind die unverwechselbaren Züge und die individuelle Schönheit 
geblieben."

Um Fragen nach Schönheit - einmal abseits vom heutigen 
Modelrummel - , Fragen nach dem Anlass des Fotoatelierbesuches 
und nach der Geschichte der Stadt Rietberg im 20. Jahrhundert 
kreisen auch die bewusst sparsam eingesetzten Ausstellungstexte. 
Carstensen: "Die Fotos sprechen eine deutliche Sprache. Bei 
intensiver Betrachtung liest man zum einen den unausgesprochenen 
Wunsch 'Mach mich schön!' von den Gesichtern ab, zum anderen 
verraten die Körperhaltung, Kleidung und Frisur viel über die 
Person und ihre Zeit."

Der Ausstellung der Bilder in Rietberg ging eine sorgfältige 
Auswahl der schönsten Frauenporträts voraus: Sie zeigen Frauen 
aus Rietberg und Umgebung aus verschiedenen sozialen Schichten 
in unterschiedlichen Lebensphasen - als Mädchen mit Zöpfen, als 
junge oder ältere Frauen oder auch als Mütter. Das gezeigte 
Spektrum fotografischen Könnens ist groß, denn in der 
betreffenden Entstehungszeit waren mehrere Fotografinnen und 
Fotografen im Rietberger Atelier tätig.


INFO

"Mach mich schön. Frauenporträts der 1930er Jahre aus dem 
Fotoatelier in Rietberg/Westfalen"
11. Juli bis 11. August 2008, täglich von 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei
Ratssaal des Alten Progymnasiums
Heimathaus Rietberg

Ausstellungskatalog 
"Mach mich schön. Frauenporträts der 1930er Jahre. Fotografien 
des Ateliers Joseph Kuper und Nachfolger in Rietberg aus der 
Sammlung des LWL-Freilichtmuseums Detmold".
Klartext Verlag, Essen, 2007 (ISBN 978-3-89861-766-6), 
erhältlich in der Ausstellung und im Buch-handel (€ 19,90)