[WestG] [LIT] Ahland, Frank / Nies, Stefan (Hgg.): "Gott sei Dank ist Dortmund noch eben verschont geblieben..."

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Jan 14 13:06:16 CET 2008


Von: "Frank Ahland" <office at frank-ahland.de>
Datum: 02.01.2008, 21:34 


LITERATUR

"Gott sei Dank ist Dortmund noch eben verschont geblieben..." 
Vom Umgang mit Katastrophen und Risiken vor Ort, 

herausgegeben von Frank Ahland und Stefan Nies im Auftrag des 
Vereins Historikerinnen und Historiker vor Ort e.V., 
Veröffentlichungen des Vereins Historikerinnen und Historiker 
vor Ort e.V. - HvO, Band 1, Witten 2007, 96 S., Abb.,
kostenloser Download als Pdf-Datei unter
http://www.historiker-vor-ort.de/publikationen.html 
URN der Deutschen Nationalbibliothek urn:nbn:de:0139-2007110213


Anlass der unter dem Titel "Gott sei Dank ist Dortmund noch eben 
verschont..." am 19. Januar 2007 in Witten abgehaltenen Tagung 
über den Umgang mit Katastrophen und Risiken vor Ort war die 
Explosion der Roburit-Sprengstofffabrik in Witten vor 100 Jahren,
 bei der Teile von Annen und Witten zerstört wurden. Das 
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall, in dessen Räumlichkeiten 
die Tagung stattfand, widmete dieser industriellen Katastrophe 
vom 24. September 2006 bis zum 28. Januar 2007 die 
Sonderausstellung "Sprengstoff! Die Explosion der Wittener 
Roburit-Fabrik 1906" (vom 24. September 2006 bis zum 28. Januar 
2007) und eine Begleitpublikation. Der nun erschienene Band 
dokumentiert die Beiträge der Tagung.

Katastrophen verändern nicht nur das Leben einzelner Menschen, 
sondern haben einschneidende Auswirkungen auf eine ganze 
Gemeinde, Stadt oder Region. So betont der US-amerikanische 
Soziologe Enrico L. Quarantelli, dass bei einer Katastrophe "die 
gesamte Gemeinde betroffen" sei, "so dass sich nahezu alle in 
einer ähnlichen Situation befinden" und "die meisten der 
Alltagsfunktionen ... gleichzeitig und scharf unterbrochen" 
sind.

In der Industriegesellschaft haben Katastrophen zumeist 
technische Ursachen und provozieren eine Auseinandersetzung 
darüber, welche Risiken eine Gesellschaft bei der Nutzung 
bestimmter Technologien einzugehen bereit ist. Die kollektive 
Verarbeitung der Katastrophenfolgen kann so den Umgang mit 
technischen Risiken beeinflussen.

Kernfragen der Tagung zielten darauf, zu beschreiben, wie sich 
Katastrophen 'vor Ort' auswirken, wie sie verarbeitet werden, 
welche Lehren gezogen werden und wie sich das innere Gefüge der 
lokalen Gesellschaft und ihr Verhältnis zu technischen Risiken 
verändert. Dabei wurden sowohl historische als auch aktuelle 
Beispiele herangezogen. Am Schluss stand die Frage, wie örtliche 
Katastrophen in die Geschichtsarbeit vor Ort einbezogen werden 
und welche Rolle Archive und Museen dabei spielen können.


Aus dem Inhalt:

Dr. Marie Luisa Allemeyer
Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen
Zwischen "Fewersnoth" und "Wassersnoth".
Stadtbrände und Sturmfluten als "normale Ausnahmefälle" der 
frühneuzeitlichen Gesellschaft (Kurzfassung)

Dr. Frank Ahland
Historiker und Publizist, Witten
Solidarität und Konflikt in der Katastrophe.
Witten und Annen nach der Explosion 
der Roburit-Sprengstofffabrik 1906

Jens Wietschorke
Kulturwissenschaftler, Berlin
Die Katastrophe als Sensation.
Zur Presseberichterstattung über das Wittener 
Roburit-Unglück 1906

Andreas Göbel
Historiker, Castrop-Rauxel
Protest nach der Katastrophe.
Anwohner gegen die Castroper Sicherheitssprengstofffabrik 1909

Matthias Hofmann
Politologe u. Wirtschaftsingenieur, München
Die Katastrophe als Unsicherheit.
Der Chemieunfall von Seveso (Italien) 1976

drs. Jan Bron
Stadsdeelmanagement Noord, Gemeente Enschede
Die Katastrophe bewältigen.
Nach der Explosion in Enschede (Niederlande) im Jahr 2000

Dr. Stefan Poser
Technikhistoriker, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Inszenierte Katastrophen?
Technische Risiken und Katastrophen als Ausstellungsthema
(Kurzfassung)

Stefan Nies
Freier Historiker, Dortmund
Was bleibt?
Risiko und Katastrophe in der Geschichtsarbeit vor Ort


INFO
Historikerinnen und Historiker vor Ort e.V.
E-Mail: info at historiker-vor-ort.de 
URL: http://www.historiker-vor-ort.de