[WestG] [LIT] Kneppe, Cornelia [u.a.]: Landwehren - Von der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Feb 29 10:38:38 CET 2008
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 27.02.2008, 11:27
LITERATUR
Neue Broschüre über Landwehren
Von der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop
Die LWL-Archäologie für Westfalen des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe (LWL) hat eine neue Broschüre "Landwehren - Von
der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop" herausgegeben. Sie
beleuchtet die historischen, archäologischen, natur- und
namenkundlichen Aspekte dieser im Mittelalter üblichen
Wehranlagen rund um Städte und Kirchspiele. Ein Exkursionsteil
rundet das reich bebilderte Heft ab. Es ist für fünf Euro im
LWL-Museum für Naturkunde in Münster und im LWL-Museum für
Archäologie in Herne erhältlich.
Landwehren hat vermutlich jeder schon einmal bei einem
Waldspaziergang gesehen, aber nicht als solche wahrgenommen:
doppelte oder dreifache Wälle, die von Gräben flankiert sind und
sich meist abseits der bestehenden Wege durch den Wald ziehen.
Die historischen Aspekte stellt Dr. Cornelia Kneppe,
Historikerin der LWL-Archäologie für Westfalen, im ersten
Kapitel der Broschüre vor.
Im Mittelalter waren die Landwehren mit dichten Hecken bewachsen
und sollten Städte, Dörfer oder Landstriche vor Feinden
schützen. Wo sie Wege kreuzten, waren sie mit Schlagbäumen,
bisweilen auch mit sogenannten Warttürmen ausgestattet, die von
sogenannten Schlagbäumern oder Wartmännern bewacht wurden.
Sobald sich ein feindlicher Reiter näherte, schlugen diese mit
akustischen oder visuellen Signalen wie Hörnern, Bannern oder
Feuerkörben Alarm und warnten so die Bevölkerung.
Besonders in den unruhigen, von Gebietsstreitigkeiten unter den
Adeligen bestimmten Zeiten des 14. und 15. Jahrhunderts haben
die Landwehren somit so manchen Hofbesitzer vor Viehraub und
Zerstörung der Äcker bewahrt und damit auch die
Nahrungsversorgung der Bevölkerung gesichert.
Heute bieten die Reste der Landwehren einer großen Zahl von
Tieren und Pflanzen einen vielfältigen Lebensraum, wie der
Landschaftsökologe Dr. Bernd Tenbergen vom LWL-Museum für
Naturkunde in der Broschüre aufzeigt. Die enge Verknüpfung von
Feucht- und Trockenbiotopen sowie das hohe Alter lässt die
westfälischen Landwehren aus ökologischer Sicht zu wertvollen
Biotopen werden und macht sie für vergleichende
landschaftsökologische Untersuchungen besonders interessant.
Landwehren haben in Westfalen auch die Namensgebung beeinflusst:
"Wehrmann" und "Lammers" benannten zum Beispiel Menschen, die in
der Nähe einer Landwehr wohnten; ein "Heckmann" war jemand,
dessen Hof an einem Schlagbaum an der Landwehr lag; "Wechter",
"Böhmer" oder "Schlüter" bezeichneten denjenigen, der den
Schlagbaum bewachte. Diesen Einfluss der Landwehren auf die
Entwicklung von Orts- und Familiennnamen beleuchten Dr. Erhard
Mietzner und Dr. Timothy Sodmann vom Landeskundlichen Institut
Westmünsterland.
Zum Schluss stellt die Broschüre als Exkursionsziele fünf gut
erhaltene Landwehren bei Gut Havichhorst im Nordosten von
Münster sowie in Münster-Roxel, bei Havixbeck (Kreis Coesfeld),
Altenberge (Kreis Steinfurt) und bei Nordwalde (Kreis Steinfurt)
vor. Sie ist für fünf Euro im LWL-Museum für Archäologie in
Herne sowie in Münster im LWL-Museum für Naturkunde und in den
Buchhandlungen Thalia und Poertgen-Herder erhältlich.
INFO
Cornelia Kneppe, Erhard Mietzner, Timothy Sodmann,
Bernd Tenbergen:
Landwehren - Von der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop.
Münster 2007. 48 Seiten mit 100 Abbildungen und einer Karte.
5 Euro. Erhältlich im LWL-Museum für Archäologie in Herne im
LWL-Museum für Naturkunde in Münster und in den Buchhandlungen
Thalia und Poertgen-Herder in Münster erhältlich.