[WestG] [AKT] Frauenrechtlerin Hedwig Dohm in Szene gesetzt, 28.02.2008, Witten-Bommern
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Feb 22 10:42:24 CET 2008
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 21.02.2008, 15:34
AKTUELL
"Salon Frauenbilder" im LWL-Industriemuseum
Frauenrechtlerin Hedwig Dohm in Szene gesetzt
Lange vor Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer gab es in
Deutschland Streiterinnen für die Gleichberechtigung von Männern
und Frauen. Im 19. Jahrhundert war Hedwig Dohm (1831-1919) eine
der wichtigsten Wegbereiterinnen der Frauenemanzipation. Der
Berliner Literatin und Journalistin ist der nächste "Salon
Frauenbilder" gewidmet, zu dem der Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag, 28. Februar, von 17 bis 19
Uhr in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall nach Witten
einlädt.
Überschrieben ist der Nachmittag mit einem Zitat von Hedwig
Dohm: "Aber - ich soll ein wahres Weib sein?!". Unter dieser
Überschrift stellen die Expertinnen Nikola Müller und Isabel
Rohner aus Köln, die an einer Gesamtausgabe des Dohmschen Werkes
arbeiten, das vielseitige und faszinierende Werk der Vor- und
Querdenkerin vor und geben Einblicke in das Leben der Autorin.
Durch den Abend führt als Moderator und in den Rollen
prominenter "Anti-Feministen" wie Friedrich Nietzsche oder Georg
Groddeck der Kölner Schauspieler Gerd Buurmann. "Betrachtet man
heute Frauenrechte und Geschlechterverhältnisse weltweit, so
führt die spannende Präsentation des Trios Brisanz und
Aktualität der Äußerungen Hedwig Dohms und ihres Mottos 'Mehr
Stolz ihr Frauen!' deutlich vor Augen", so Ingrid Telsemeyer vom
LWL-Industriemuseum, die die Veranstaltungsreihe initiiert hat.
Hedwig Dohm Hedwig Dohm wuchs als ältestes Mädchen unter 17
Geschwistern in Berlin auf. Ihre - im Vergleich zu den Brüdern -
schlechte Ausbildung an einer Mädchenschule gilt als
wesentlicher Motor für ihre Forderung nach gleichen
Ausbildungschancen. 1853 heiratete sie den Autor Ernst Dohm;
fünf Kinder gingen aus der Ehe hervor.
Durch den Ehemann, der für das Satireblatt Kladderadatsch
arbeitete, bekam sie Kontakt mit der geistigen Elite der
Berliner Gesellschaft. Sie selbst begann erst ab 1870 zu
schreiben, war aber von da ab ungeheuer produktiv. Bis zu ihrem
Tod im Alter von 88 Jahren veröffentlichte Hedwig Dohm
zahlreiche Romane, Novellen, Essays und über 80 Aufsätze,
Rezensionen, Polemiken und andere gesellschaftskritische
Artikel.
Viele ihrer streitbaren Veröffentlichungen entstanden in
Auseinandersetzung mit bekannten Kapazitäten der Zeit wie
Virchow, Nietzsche und Maupassant. Thomas Mann, den Mann ihrer
Enkelin Katia, nannte sie einen "gottverdammten Antifeministen".
All ihre Publikationen hatten ein Ziel: Die rechtliche, soziale
und ökonomische Chancengleichheit für Frauen zu erreichen.
Bereits 1873 forderte sie das Wahlrecht für Frauen, das ihnen im
Deutschen Reich erst 1919 zugestanden wurde. Als in den 1880er
Jahren der radikale Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung
erstarkte, schloss sich Hedwig Dohm der Gruppe an. Die
Hauptausdrucksform für ihr feministisches Engagement blieben
aber ihre Schriften.
Hedwig Dohm, die heute nur noch wenigen bekannt ist, war um die
Wende zum 20. Jahrhundert eine vielbeachtete und anerkannte
Schriftstellerin. Zu ihrem Tod 1919 erschienen in ganz
Deutschland zahlreiche Nachrufe in Zeitschriften und
Tageszeitungen, die ihr Werk würdigten.
Hintergrund: Salon "Frauenbilder"
Die Veranstaltungsreihe des LWL-Industriemuseums ist ein
spezielles Angebot insbesondere - aber nicht ausschließlich -
für Besucherinnen. In entspannter Atmosphäre werden Kurzvorträge,
Lesungen, Bilder, Literatur - oder auch Kochrezepte -
angeboten. Das Gehörte und Gesehene soll Anregungen für
Gedanken- und Informationsaustausch, für kritische Diskussionen
und Analysen bieten.
Damit die Sinne nicht zu kurz kommen, wird jeder Salon begleitet
von passender Musik, Getränke und Gebäck gehören ebenfalls zum
Angebot. Die Auswahl der Portraits orientiert sich am Themen-
und Zeitspektrum des Museums.
Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist nicht erforderlich, es
wird nur der normale Museumseintritt erhoben (2,40 € pro Person).
INFO
LWL-Industriemuseum
Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35
58452 Witten-Bommern
Tel.: 02302 93664-0
Fax: 02302 93664-22
E-Mail: Zeche-Nachtigall at lwl.org