[WestG] [AKT] Langjaehriger Direktor des Museums am Ostwall Dr. Ingo Bartsch verstorben
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Mai 23 11:35:11 CEST 2007
Von: "Gerd Dethlefs" <Gerd.Dethlefs at lwl.org>
Datum: 23.05.2007, 08:53
Aus: Stadt-Pressedienst vom 23.05.2007
AKTUELL
Langjähriger Direktor des Museums am Ostwall Dr. Ingo Bartsch
verstorben
Dr. Ingo Bartsch, langjähriger Direktor des Dortmunder Museums
am Ostwall, ist am Samstag, 19. Mai, plötzlich und unerwartet im
Alter von 63 Jahren in Dortmund verstorben. Der Spezialist für
moderne und zeitgenössische Kunst leitete das Museum von März
1988 bis Dezember 2003. Oberbürgermeister Dr. Gerhard
Langemeyer: "Zunächst als Kulturdezernent und später als
Oberbürgermeister habe ich Dr. Ingo Bartsch als einen
international anerkannten Experten des italienischen Futurismus
kennen und schätzen gelernt. Seine Pläne zur weiteren
Erforschung dieser Kunstrichtung haben mit seinem plötzlichen
Tod ein jähes Ende gefunden. Mein herzliches Mitgefühl gilt
seiner Frau."
Ingo Bartsch wurde am 18. Juli 1943 in Berlin geboren. Nach dem
Abitur begann er zunächst eine Ausbildung in der Berliner
Finanzverwaltung, wechselte dann zur Deutschen Bundespost. Eine
schwere Erkrankung führte zu einer zweijährigen Zwangspause, die
seinem Leben eine neue Ausrichtung gab. 1966 begann Ingo Bartsch
das Studium der Kunstgeschichte an der Freien Universität
Berlin. Begleitend studierte er klassische Archäologie, Latein
und Italianistik. Während der Studentenbewegung politisiert,
bezeichnete er sich selbst gern als "alten 68er". 1977
promovierte Ingo Bartsch über "Die Malerei des Futurismus in
Italien und ihre Beziehung zum Faschismus", ein Thema, bei dem
er sowohl Kunst und Politik als auch Italien, sein wichtiges
Bezugsland, verbinden konnte.
In sein anschließendes Volontariat an der Staatlichen Kunsthalle
Baden-Baden (1977 bis 1979) und seine Tätigkeit als Kustos des
Museums Bochum (1979 bis 1988) fallen Ausstellungsaktivitäten
und Publikationen wie "Von Bembo bis Guardi", "Stilleben in
Europa", "Das Terminal von Richard Serra", "Wilfried
Hagebölling", "Nur Rost ... ?" und "Die Stilleben Alexander
Kanoldts".
1988 übernahm Dr. Ingo Bartsch die Leitung des Museums am
Ostwall. Seine persönlichen Schwerpunkte legte er auf
Präsentationen zur Konkreten Kunst, zu künstlerischen Positionen
aus Italien und zur Farbmalerei. Im Laufe der Jahre gab er
zahlreiche Publikationen zu den Sammlungen des Hauses heraus:
Sammlung Feelisch, Sammlung Cremer I bis III, Benno Elkan und
Bernhard Hoetger sowie "Meisterwerke des Expressionismus und der
Klassischen Moderne" und "Vom Expressionismus zur Gegenwart".
Die Farbmalerei hat während der Amtszeit von Dr. Bartsch dank
Ankäufen der Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung auch in
der Sammlung des Museums einen wichtigen Stellenwert erhalten.
Zu seinen größeren Projekten der letzten Jahre zählen
Ausstellungen mit Werken von Fabrizio Plessi, Jean Miotte
"Zeichen Geste Farbe", Norbert Tadeusz "Existenz und Passion"
und Agenore Fabbri "Die informelle Phase". Zusammen mit den
Freunden des Museums am Ostwall begann Dr. Ingo Bartsch eine
Schriftenreihe zum Informel. Besonders wichtig war ihm die
Realisierung seiner großen Ausstellung "...auch wir Maschinen,
auch wir mechanisiert. Die zweite Phase des italienischen
Futurismus 1915 bis 1945" im Jahr 2002.
Auch nach dem Ausscheiden aus dem Dienst der Stadt Dortmund im
Dezember 2003 blieb Dr. Ingo Bartsch als Kunsthistoriker aktiv:
Der ausgewiesene Kenner der Gegenwartskunst schrieb an einer
mehrsprachigen umfangreichen Publikation zum Italienischen
Futurismus. Er kuratierte weiterhin Ausstellungen und engagierte
sich in einem von ihm initiierten deutsch-italienischen
Künstlerkreis.