[WestG] [AUS] Ausstellungseroeffnung skulptur projekte muenster 07
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Jun 18 11:38:07 CEST 2007
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 16.06.2007, 12:34
AUSSTELLUNG
Ausstellungseröffnung skulptur projekte münster 07
Nach fast dreijähriger Vorbereitungszeit eröffnen am Samstag,
den 16. Juni 2007, die vierten Skulptur Projekte in Münster. 36
eingeladene Künstler haben in der Stadt 34 Projekte realisiert.
Erstmals wurden auch die Medien Film und Video stärker mit
einbezogen, performative Arbeiten spielen eine wichtige Rolle
und das Internet als erweiterte öffentliche Plattform
transportiert künstlerische Ideen über den städtischen Kontext
hinaus. Das Kuratorenteam, Brigitte Franzen, Kasper König und
Carina Plath, nennt die Ausstellung "eine Langzeitstudie", die
zeigt, wie sich die künstlerische Auseinandersetzung mit
Öffentlichkeit und auch die Öffentlichkeit selbst verändert.
Zusammen mit der Kuratorin für Gegenwartskunst am
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Brigitte
Franzen, und der assoziierten Kuratorin Carina Plath, Direktorin
des Westfälischen Kunstvereins, leitet der 63-Jährige die
skulptur projekte münster 07.
Seit 1977 untersuchen die Skulptur Projekte Münster im Abstand
von zehn Jahren das ambivalente Verhältnis von Kunst und
Öffentlichkeit, indem Kunstproduktion unmittelbar vor Ort
geschieht: Sie setzt sich mit der städtischen Gemengelage
auseinander und bezieht den "Bürger" aktiv mit ein. Mit dieser
kritischen Fragestellung hat sich das Projekt seit 1977 in der
Liga der großen internationalen Ausstellungen fest verortet.
Unter den vielen Projekten, die sich inzwischen mit "Kunst im
öffentlichen Raum" beschäftigen, gilt Münster damit nicht nur
als Pionier, sondern als die einzige Plattform, auf der seit 30
Jahren konstant das Thema aufgegriffen und zeitgemäß bearbeitet
wird. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass städtischer Raum in
den letzten Jahren von öffentlicher und privater Hand zunehmend
vereinnahmt - oder aber bewusst vernachlässigt - wird, erscheint
die Einladung an 36 internationale Künstlerinnen und Künstler
umso dringlicher, um das Verhältnis von Kunst und Öffentlichkeit
neu zu hinterfragen. "Heute ist der öffentliche Außenraum der
Städte wie nie zuvor überdeterminiert und 'übergestaltet', von
einer Renaissance der Kunstinstitutionen und einem neuen
Zusammenklang von Gegenwartskunst und Museum ist die Rede. Das
allgegenwärtige 'Kauf-mich' und 'Schau-mich-an' der Innenstädte
hat dazu geführt, dass sich heutige Künstler oft 'undercover'
und mit kritischer Distanz der Situation und dem Anspruch von
Kunst im Außenraum nähern," erläutert Kuratorin Brigitte Franzen
die gegenwärtige Situation.
Ihren Ausgangspunkt fanden die Skulptur Projekte 1977 in einem
lokalen Konflikt um ein bevorzugtes Grundstück in der Stadt, der
ein vorläufiges Ende mit einem Geschenk an die Stadt und ihre
Bürger in Form einer zeitgenössischen Skulptur von George Rickey
fand. Diese allerdings löste auf der Basis der vorangegangenen
Ereignisse einen Sturm der Entrüstung aus. "Die Stimmung war
damals so aufgeheizt, dass die lokalen Zeitungen wirklich gegen
die Kunst Rabatz gemacht haben und Klaus Bußmann fühlte sich als
Kustos des Westfälischen Landesmuseums und couragierter
Aufklärer herausgefordert. Es war notwendig, Informationen über
die sehr komplexe und nicht unbedingt populäre Geschichte der
modernen Skulptur von Rodin bis in die Gegenwart zu geben. So
entstand die Ausstellung innerhalb des Museums. Daneben gab es
einen erweiterten Teil mit autonomen Skulpturen im
Schlossgarten. Klaus Bußmann ist also der Initiator und hat mich
dazu geholt. So ist der Projekte-Teil entstanden, und daraus
haben sich dann mit Bußmann zusammen die drei Ausstellungen und
jetzt mit uns Dreien die vierte Ausstellung entwickelt,"
resümiert Kasper König.
Münster ist nach der dreißigjährigen Geschichte von Skulptur
Projekte nicht mehr nur eine typische mittelgroße deutsche Stadt,
in der sich Lokales und Universelles beispielhaft verbinden.
Vielmehr birgt die Stadt inzwischen auch eine historische
Perspektive auf die Ausstellung. 39 Werke, die im städtischen
Raum einen dauerhaften Ort gefunden haben, sind Zeugen der
vergangenen Skulptur Projekte. Für die eingeladenen Künstler
stellt das eine ganz besondere Situation dar, auf die sie
reagieren. Die assoziierte Kuratorin Carina Plath meint: "Wir
können nicht so tun, als wäre Münster ein Ort ohne Skulptur
Projekte. Die Künstler, die in den 1960er und 1970er Jahren
geboren worden sind, kennen das Spezifikum von Münster, dass es
hier Skulptur Projekte gegeben hat, und sie beziehen sich zum
Teil auch klar auf vorherige Projekte. Die Stadt ist ohne Kunst
nicht mehr zu denken - und es gibt somit auch Arbeiten, die sich
stärker auf die Ausstellung beziehen als auf Münster als 'carte
blanche'."
Auch für skulptur projekte münster 07 waren die eingeladenen
Künstler wieder aufgefordert, sich mit der Stadt und ihren
Gegebenheiten auseinander zu setzen. Die intensive Durchdringung
des Ortes und seiner spezifischen Bedingungen ist der Grund für
die außergewöhnlich hohe Qualität und überraschende
Einzigartigkeit der hier entstehenden Arbeiten. Ausgehend vom
Domplatz verteilen sich die Projekte vor allem auf den Kern der
Stadt innerhalb des Promenadenrings. Einige Projekte werden
diesen Rahmen verlassen und an anderen Orten des Stadtgebietes
angesiedelt sein, zum Beispiel am Aasee und an den
naturwissenschaftlichen Instituten der Universität.
NRW-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers schätzt die kritische
Diskussion um das Thema Öffentlichkeit: "Ich begrüße diesen von
Münster ausgehenden offenen Dialog sehr, handelt es sich doch um
Fragestellungen, die uns alle angehen - unabhängig davon, ob sie
im Medium der Kunst, der Architektur oder auch der Politik
verhandelt werden. Wir alle müssen bereit sein, kreativ zu
denken und mutig zu handeln." Das Land Nordrhein-Westfalen
engagiert sich schon seit 1977 zusammen mit dem
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Stadt Münster
für Skulptur Projekte. "Der LWL hat nicht nur die Aufgabe,
westfälische Kultur zu präsentieren, er will auch die Welt nach
Westfalen holen, und das tun wir mit der Ausstellung, die in
diesem Jahr quasi ihren 30. Geburtstag feiert. Die Region und
die Stadt - vertreten durch den LWL und die Stadt Münster -
präsentieren sich mit ihrer Unterstützung für dieses Projekt als
weltoffen und zeitgenössischen Ideen gegenüber aufgeschlossen",
beurteilt LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch das langjährige
Engagement des Landschaftverbandes für Skulptur Projekte. Auch
Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann versteht die Ausstellung
als große Bereicherung für die Stadt: "Die aktuelle Auflage von
skulptur projekte münster 07 wird, genau so wie die vergangenen,
ein Erlebnis auf höchstem künstlerischen Niveau sein, das den
Besuchern und Besucherinnen die Stadt als wertvollen Kunst- und
Kulturraum präsentiert. Münster wird sich als im Wortsinne
'kunstvolle' Stadt vielen tausend Besuchern aus aller Welt
präsentieren, die diese einmalige Ausstellung von Kunst im
öffentlichen Raum besuchen."
Zentraler Ausgangspunkt und Veranstalter des Projektes ist das
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster. "Die
Ausstellung hat 1977 ihren Ausgangspunkt im Westfälischen
Landesmuseum genommen und ist seitdem fest mit dem Haus
verbunden", erklärt der Direktor des Museums, Dr. Hermann
Arnhold. "Die Skulptur Projekte stehen für die internationale
Ausrichtung und Profilierung des Hauses in der Gegenwartskunst.
Das Thema 'Kunst, Öffentlichkeit und städtischer Raum' wird auch
in zehn Jahren noch aktuell und spannend sein."
Erstmals begleitet eine Archiv-Ausstellung im Lichthof des
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, kuratiert von
Brigitte Franzen, die Skulptur Projekte und beleuchtet ihre
Vergangenheit. Hier erwartet den Besucher eine umfangreiche
Dokumentation der wechselhaften Geschichte der Ausstellung.
Anhand von Original-Skizzen, Briefwechseln, Filmsequenzen und
Modellen aus dem inzwischen umfangreichen Archivbestand wird die
Entwicklung der Ausstellung nachgezeichnet. In einem
vielfältigen Begleitprogramm werden außerdem verschiedene
Perspektiven auf das Thema eröffnet. Filmvorführungen,
Diskussionsrunden, Vorträge und Künstlergespräche beleuchten
unterschiedliche Aspekte von Öffentlichkeit, Urbanität und
städtischem Raum. Ein breit gefächertes Vermittlungsprogramm
bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen viele Möglichkeiten,
sich aktiv in die Diskussion mit einzubringen und
Öffentlichkeit zu gestalten. Dazu gehören neben öffentlichen und
Gruppenführungen, vor allem auch die sommerakademie mit
Angeboten für Kinder und die velo lounge als Forum für junge
Erwachsene.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der neben einer
ausführlichen Darstellung aller künstlerischen Projekte auch
einen umfangreichen Theorieteil enthält. 134 Begriffe zum
Untersuchungsgegenstand werden von 74 renommierten Autoren
vorgestellt. Ergänzt wird der Katalog durch einen Kurzführer.
Außerdem liefert das Kinderbuch "Was ist ein skulptur projekte?
Fünf Touren für Kinder" spannende, lustige und unerwartete
Informationen zu allen Kunstwerken, die farbig illustriert sind.
Die erste Publikation zur Ausstellung, Vorspann, ist bereits im
März in Kooperation mit der Kunstakademie Münster erschienen und
enthält Gespräche mit beteiligten Künstlern sowie eine
Podiumsdiskussion mit den Kuratoren der Ausstellung.
INFO
Träger der Ausstellung sind der Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Münster. Förderer und
Hauptsponsoren sind das Land Nordrhein-Westfalen, die
Kulturstiftung des Bundes, die Kunststiftung NRW, die
Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung und die
Sparkasse Münsterland Ost.