[WestG] [LIT] Ralf Ploeger: Die Wittekindsburg an der Porta Westfalica

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Fre Mar 17 10:48:05 CET 2006


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 17.03.2006, 09:57


LITERATUR

LWL macht neue Erkenntnisse über die Wittekindburg jetzt 
im überarbeiteten Burgenführer zugänglich

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat jetzt einen
neu überarbeiteten Burgenführer zur Wittekindsburg an der 
Porta Westfalica herausgegeben. Rolf Plöger vom Mindener 
Museum für Geschichte, Landes- und Volkskunde, der bereits 
1992 den damaligen Kenntnisstand über die Befestigung 
veröffentlicht hatte, hat in die aktuelle Ausgabe vor allen Dingen 
die neuen Erkenntnisse der Ausgrabungen aus den Jahren 1993 
bis 1997 einfließen lassen, die das Wissen über die Wittekindsburg 
erheblich erweitert haben. So ist das Heft, das in der Reihe 
"Frühe Burgen in Westfalen" der LWL-Altertumskommission 
erschienen ist, komplett überarbeitet und in wesentlichen Teilen 
ergänzt.

Die Wittekindsburg liegt etwa zwei Kilometer westlich der Porta 
Westfalica in exponierter Lage auf einem Gipfelplateau des 
Häverstädter Berges in unmittelbarer Nachbarschaft zum 
"Kaiser-Wilhelm-Denkmal". Die Überreste der langgestreckten 
Wallburg umschließen eine Fläche von etwa sieben Hektar. Der
Sage nach soll hier der Sachsenherzog Widukind zum Christentum 
bekehrt worden sein. Allerdings erhielt die Burg ihren heutigen
Namen erst im 14./15. Jahrhundert. Davor war sie unter dem 
Namen "Wedegenburch" bekannt. 

Die einst mächtigen Befestigungsmauern der mittelalterlichen 
Burganlage sind als Wälle im Gelände heute noch zum Teil bis 
zu drei Meter hoch erhalten. Sie sind direkt über den Resten 
einer Vorgängeranlage aus der vorrömischen Eisenzeit 
(3./2. Jahrhundert v. Chr.) errichtet worden.

Die jüngsten Ausgrabungen haben die Kenntnisse über die 
Befestigungsanlage erheblich erweitert. Als bedeutendster Befund 
kamen Grundmauern in Form eines gleicharmigen Kreuzes zu Tage. 
"Das Gebäude ist eine absolute archäologische wie bauhistorische 
Rarität. Von vier vergleichbaren Bauten in Tschechien, Polen, 
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist nur das letztgenannte 
in Trier noch komplett erhalten", so Plöger, der seit zwölf Jahren
Mitglied der LWL-Altertumskommission ist. 

Im Inneren fanden sich die Gräber einer Frau und vier Kinder, die 
naturwissenschaftlichen Analysen zufolge in der zweiten Hälfte 
des 10. Jahrhunderts hier beerdigt wurden und miteinander 
verwandt waren. Die Kirche wurde offensichtlich später über den
Gräbern errichtet. "Vielleicht handelt es sich bei der Frau um die 
Einsiedlerin Thetwif, die einzige Frau, von der urkundlich zu dieser 
Zeit im Zusammenhang mit der Wittekindsburg berichtet wird", 
vermutet Plöger. Die Kreuzkirche ist heute durch einen gläsernen 
Schutzbau für Besucher sichtbar und vor weiterer Zerstörung 
geschützt.

Für die Zeit um 993 ist auch ein Kloster auf der Wittekindsburg 
überliefert, das um 1000 nach Minden verlegt wurde. Jährliche 
Prozessionen zu der um 1300 errichteten und noch heute 
erhaltenen Margarethenkapelle sind noch bis in das späte 
18. Jahrhundert überliefert.

Neben der noch nicht entdeckten Klosteranlage ist noch 
mindestens eine weitere Kapelle auf der Wittekindsburg überliefert, 
so dass die Burg noch viele Geheimnisse in sich birgt, die noch 
nicht wissenschaftlich erforscht sind.


INFO

Rolf Plöger: Die Wittekindsburg an der Porta Westfalica
Frühe Burgen in Westfalen 11.
Münster, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage (2005);
32 Seiten, 21 Abbildungen; ISSN 0939-4745

Bezug:  
Altertumskommission für Westfalen
Rothenburg 30, 48143 Münster,
Telefon: 0251/5907-270
E-Mail: altertumskommission at lwl.org 

Mindener Museum für Geschichte, Landes- u. Volkskunde
Ritterstraße 23-33
Telefon: 0571 97240-0
E-Mail: museum at minden.de