[WestG] [AUS] SportGeist - Die Kulturgeschichte von Turnen und Sport in Westfalen, bis zum 20.05.2007, Hamm
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Dez 13 11:26:07 CET 2006
Von: "Maria Perrefort" <Perrefort at Stadt.Hamm.de>
Datum: 13.12.2006, 10:59
AUSSTELLUNG
Wie der Sport nach Westfalen kam
Die Ausstellung "SportGeist - Die Kulturgeschichte von Turnen
und Sport in Westfalen" präsentiert rund 200 Jahre
Leibesertüchtigung in Westfalen vor dem Hintergrund von Politik,
Geschichte und Gesellschaft.
Das Gustav-Lübcke-Museum bietet erstmals in der Region auf mehr
als 500 Quadratmetern Fläche eine umfassende
kulturgeschichtliche Schau zum Thema Turnen und Sport. Es
berücksichtigt mit mehr als 500 Rekonstruktionen,
Originalobjekten und spannendem Fotomaterial die Entwicklung der
Turn- und Sportgeschichte in über 40 westfälischen Städten und
Gemeinden. Die Ausstellung SportGeist bricht kulturhistorische
Phänomene auf die Ebene der Regionalgeschichte herunter, ist
kurzweilig und doch wissenschaftlich zuverlässig; sie wird auch
manche persönliche Erinnerung an Schulturnen und Sporterlebnisse
wecken.
Unterstützung bei der ambitionierten Darstellung erhielt das
Haus vom Westfälischen Turnerbund, dem Sportwissenschaftlichen
Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, von
zahlreichen westfälischen Sportvereinen sowie von staatlichen
und städtischen Archiven und Katasterämtern, Privatpersonen und
sporthistorischen und kulturgeschichtlichen Museen.
Turnen, Gymnastik, Rad fahren, Rudern, Tennis, Boxen und die
vielen Mannschaftssportarten * Sport als Freizeitgestaltung ist
heute selbstverständlicher Teil des modernen Lebens. Die
Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum fragt nach den
Entstehungsbedingungen und zeichnet die Kulturgeschichte des
organisierten Sports in Westfalen nach: in Schulen, in Vereinen,
in kommerziell betriebenen Einrichtungen.
Die Ausstellung präsentiert zunächst die Ansätze der
Philanthropen und des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn, die
bereits um 1800 das Turnen befürworteten und auch für die
Entwicklung in Westfalen erste Impulse gaben. So errichtete man
auch hier im Westen erste Turnplätze und um 1850 sogar Hallen.
Die frühe Turnwelt ersteht im Museum in Nachbauten der ersten
Turnplätze, z.B. mit Vierbäumen und Jahnschem Turnpferd, mit
einem meterhoch projiziertem Aufriss der ersten westfälischen
Halle in Detmold und mit historischen Turngeräten aus dem Fundus
der alten Turngerätefabrik Meyer.
"Deutsches Turnen" pflegten damals vorwiegend Männer in einer
ständig wachsenden Zahl von Vereinen. Nur zögernd begannen
Frauen mit dem Turnen; Frauensport ist eine Erscheinung des 20.
Jahrhunderts.
Seit etwa 1900 hielt der "Sport" aus England Einzug in
Westfalen. Auch der Begriff "Sport" stammt aus England, wo die
"upper class" um die Jahrhundertwende dem Tennis, Rudern, Reiten
und dem Wintersport frönte. Anschaulich gestaltet das Museum
diese Entwicklung durch die Präsentation von historischen
Tennisschlägern und Reitsportzubehör sowie eines Ruderbootes aus
den 1920er-Jahren, stimmungsvoll an einer Uferböschung in Szene
gesetzt. Breitere Akzeptanz erhielt der Sport in Deutschland
jedoch erst, als die Arbeiter und Arbeiterinnen einen Feierabend
kennen lernten und Sport in der Freizeit als Alternative zum
Arbeitsalltag interessant wurde. Den Sportdisziplinen des
Bürgertums gegenübergestellt ist daher der Sport der "kleinen
Leute", vom Radsport des sozialistischen Arbeiterradfahrerbundes
Solidarität mit einer Original-"Saalmaschine" und zahlreichen
Objekten bis zum Brieftaubensport der Bergleute mit
Taubentransportkörben und Konstatieruhren.
Das Bild des "Neuen Menschen" der Lebensreformbewegung um 1900
konkretisiert SportGeist in den Bereichen Wandern und Schwimmen
mit historischem Fotomaterial, Reformkleidung und
Wandervogelausstattung. Die Selbstgleichschaltung der
Sportvereine und die nationalsozialistische Instrumentalisierung
des Sports für rassistische und militaristische Zwecke werden
mit zahlreichen fotografischen Zeugnissen aus Westfalen sowie
historischen Plakaten und Dokumenten belegt. Nach dem Zweiten
Weltkrieg dauerte es lange, bis der Sport wieder neue Impulse
erhielt. Der 1947 gegründete LandesSportBund gab sich ein
unpolitisches Profil, war aber bestrebt, Arbeitersport und
konfessionell gebundenen Sport zu repräsentieren. Mit
Bodybuilding und Aerobic wurde in den 1980er-Jahren eine
Fitnessbewegung ins Leben gerufen, die sich bis heute im
Wellness-Trend fortsetzt.
Eine eigene Abteilung ist der Prominenz im westfälischen Sport -
z.B. Harald Norpoth, Alfons Lütke Westhues, Bernard Dietz -
gewidmet, und schließlich werfen ausgewählte Fotografien und
Exponate ein Schlaglicht auf die Geschichte der Turn- und
Sportvereine in Hamm.
Eine 214 Seiten starke, ansprechend bebilderte Publikation liegt
vor und ist für 19,90€ zu erwerben. Parallel zu SportGeist zeigt
das Kinder- und Jugendmuseum Hamm die interaktive Ausstellung
Volltreffer - Originelle Wettkämpfe.
Eintritt: 4€ / 3 € Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags: 10-18
Uhr
Begleitprogramm (Auswahl):
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung SportGeist: 7.
Januar 2007, 4. Februar 2007, 4. März 2007, 1. April 2007, 6.
Mai 2007, jeweils um 15 Uhr
Vorträge: In Zusammenarbeit mit dem Hammer Geschichtsverein e.V.
Juden und Fußball in Deutschland und Westfalen 1890-1945
Dietrich Schulze-Marmeling, Altenberge Mittwoch, 7. März 2007,
19 Uhr
Die Anfänge des modernen Sports in England Prof. Dr. Christiane
Eisenberg, Berlin Mittwoch, 21. März 2007, 19 Uhr
Sprungbrett Sport * für ein erfülltes Leben Podiumsdiskussion
mit engagierten Experten und aktiven Sportlern Sonntag, 25. März
2007, 11.30 Uhr
In Zusammenarbeit mit dem Hammer Geschichtsverein e.V.
Solidaritätsradler gegen den NS-Staat Lothar Kurz, Rheine
Sonntag, 13. Mai 2007, 11.30 Uhr
INFO
Beide Ausstellungen werden bis zum 20. Mai 2007 im
Gustav-Lübcke-Museum Hamm
Neue Bahnhofstraße 9
59065 Hamm
Tel: 02381/17-5701
http://www.hamm.de/gustav-luebcke-museum.html
gezeigt.
Kuratorinnen:
Dr. Maria Perrefort
Dr. Diana Lenz-Weber