[WestG] [AKT] Musikarchiv Universitaets- und Landesbibliothek Muenster

Marcus Weidner Marcus.Weidner at lwl.org
Mon Apr 10 11:39:11 CEST 2006


Von: "Pressestelle Uni Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 10.04.2006, 10:46


AKTUELL

Bedeutende Schätze für die Universitäts- und Landesbibliothek
Musikarchiv erhielt zwei Sammlungen zum westfälischen Musikleben

Gleich zweifach wurde in der vergangenen Zeit das Musikarchiv der
Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster aufgestockt: Zum
einen konnte die ULB im Antiquariatsbuchhandel ein Konvolut von
Musikautographen des münsterschen Musikwissenschaftlers Werner Korte
erwerben, zum anderen wurde das Musikarchiv des in Münster
ansässigen Gregorius-Verlages der Bibliothek geschenkt.

Werner Korte, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, wurde
1932 zum Leiter des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität
Münster bestellt. 1937 erhielt er eine außerordentliche Professur,
1946 wurde er trotz der negativen Beurteilung im
Entnazifizierungsverfahren - bereits 1933 hatte sich Korte dezidiert
in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt - zum ordentlichen
Professor ernannt. Der Musikforscher wurde überregional vor allem
durch seine Monographien über Bach, Beethoven, Schumann, Bruckner
und Brahms bekannt. Zudem gab Korte bis zu seiner Emeritierung 1973
dem akademischen Musikleben der Stadt Münster durch zahlreiche
Konzerte mit dem Collegium musicum instrumentale der Universität
entscheidende Impulse.

Wenig bekannt ist bislang die Tatsache, dass sich Korte 1925 bis 1940
ausgiebig der Komposition widmete. Die nun erworbenen rund 20
eigenhändigen vollständigen Kompositionen Kortes umfassen
Instrumentalmusik sowie Lieder, Kantaten und Oratorien auf Texte von
Johann Wolfgang von Goethe, Matthias Claudius, Ernst Wiechert und
Ludwig Bäte. Ein größeres, noch unerschlossenes Konvolut von
Kompositionsskizzen rundet den Nachlass ab.

Im Jahre 1949 gründete Herbert Hoinkes die Edition Gregorius für
geistliche und weltliche Chormusik. 48 Jahre, bis zu seinem Tode im
Jahre 1997, betrieb Hoinkes den Gregorius-Verlag in Alleinregie: Er
besorgte von der Auftragsannahme über den Notenstich bis hin zum
Vertrieb souverän alles selbst. Sein Fleiß und seine Fachkenntnis
ließen die Edition Gregorius zu einem Markenzeichen für Chormusik
werden

Nach einer mehrjährigen Pause führt heute der ebenfalls in
Münster ansässige agenda-Verlag die bewährte Tradition der
Edition Gregorius im Sinne ihres Gründers fort. Der Eigentümer des
agenda-Verlages, Dr. Bernhard Schneeberger, hat sich nun entschlossen,
das in der Hoinkes-Ära aufgebaute Gregorius-Verlagsarchiv der ULB
Münster zu schenken. Nach einer ersten Sichtung ergab sich, dass
durch diese Schenkung rund 200 Werke - etwa zur Hälfte Autographen -
von circa 70 verschiedenen Komponisten in den Besitz der ULB Münster
gelangt sind. Das Gregorius-Verlagsarchiv stellt damit eine bedeutende
Bereicherung für die Dokumentation des westfälischen Musiklebens
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.