[WestG] [AKT] Programm Luedenscheider Gespraeche, Winter 2005/6

Marcus Weidner Marcus.Weidner at lwl.org
Fre Okt 21 12:22:02 CEST 2005


Von: "igb" <igb at fernuni-hagen.de>
Datum: 14.09.2005, 11:02



AKTUELL

Lüdenscheider Gespräche

Herbst und Winter 2005/2006
Mittwoch, den 28. September 2005, 17 Uhr

"2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß." Die Gegenwart der Vergangenheit in einer deutschen Familie. Film und Diskussion

Referenten: Malte Ludin (Regisseur) und Iva Svarzová (Produzentin). Hanns Ludin war hoher SA-Führer, von 1941 bis 1945 Gesandter des Deutschen Reiches in der Slowakei und einer der Hauptverantwortlichen für die Deportation der slowakischen Juden in die KZs und Vernichtungslager. Im Jahre 1947 wurde er in Bratislava als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet. Sein Sohn, Malte Ludin, geboren 1942 in Bratislava, ging auf Spurensuche nach diesem Vater in Archive und führte Gespräche in der Familie. Zum ersten Mal in einem deutschen Dokumentarfilm redet eine ganze Familie über die Vergangenheit eines Familienmitgliedes, das als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Der Film handelt also auch von den Schwierigkeiten der innerfamiliären Kommunikation zwischen drei Generationen während der langen Nachkriegszeit über den Nationalsozialismus. Ludins Film hat viele Ehrungen erfahren.


Mittwoch, den 2. November 2005, 17 Uhr

50 Jahre Anwerbevertrag - Italienische Einwanderer in Deutschland seit 1955. Vortrag mit Diskussion

Referentin: Yvonne Rieker, promovierte Historikerin, die seit Jahren zu diesem Thema arbeitet und jüngst ein Buch dazu veröffentlichte "'Ein Stück Heimat findet man ja immer.' Die italienische Einwanderung in die Bundesrepublik" (Klartext Verlag, Essen 2003). Ihr Vortrag handelt von der Geschichte und den Lebensgeschichten italienischer Einwanderer in den letzten 50 Jahren, von ihrer Bedeutung für die Gesellschaft der Bundesrepublik, von dem Italienerbild der Deutschen und dem Deutschenbild der italienischen Einwanderer, von ihren Lebensbedingungen und von dem politisch-gesellschaftlichen Kontext seit den 50er Jahren.


Mittwoch, den 23. November 2005, 17 Uhr

Das Misstrauensvotum und seine Geschichte. Vortrag mit Diskussion

Referent: Gottfried Mahrenholz, Bundesverfassungsrichter a. D., Minister a. D. und Hochschulprofessor. Sein Vortrag wird das juristisch-politische Verfassungsproblem des selbst gestellten Misstrauensantrags eines Bundeskanzlers an den Bundestag behandeln. Mahrenholz wird die Positionen der Verfassungsrichter im Jahre 1983, als sich das oberste deutsche Gericht mit dem Misstrauensantrag gegen Helmut Schmidt befasste, und im Jahre 2005, als der Antrag Bundeskanzler Schröders vor dem Bundesverfassungsgericht geprüft werden musste, vorstellen. Darüber hinaus geht es um Alternativen zu diesem Verfahren mit einem Rückblick auf die Verfassung der Weimarer Republik. Schließlich gibt Mahrenholz eine Einschätzung der Problematik, die durch den Tod einer NPD-Kandidatin in Dresden für die "Gleichheit der Wahlen" entstanden war.


Mittwoch, den 7. Dezember 2005, 17 Uhr

Die DDR und ihre gesamtdeutschen Autobahnen. Filmausschnitte und Diskussion

Referent: Axel Doßmann, promovierter Historiker, arbeitet für Wissenschaft, Hörfunk und Film, ist Autor des Buches "Begrenzte Mobilität. Eine Kulturgeschichte der Autobahnen in der DDR" (2003) und Co-Autor des Dokumentarfilms "Autobahn Ost" (2004, Regie: Gerd Kroske) Für viele Westdeutsche zählt das Erlebnis der Transitautobahnen in der DDR zu den wenigen, aber prägenden Berührungen mit dem anderen deutschen Staat: War die unheimliche Passage durch die "Zone" nach Westberlin, das rigide Tempolimit und die (Verkehrs-) Überwachung durch Volkspolizei und Staatssicherheit tatsächlich eine "Schule der Diktatur" (so der Schriftsteller F. C. Delius). Und aus der anderen Perspektive: Wie sind Ostdeutsche mit diesen "Fließbändern des Westens" umgegangen? Was erzählen Flüchtlinge, Volkspoli-zisten und Stasi-Offiziere heute? Gibt es Kontinuitäten zu den Autobahnen des Dritten Reiches? Axel Doßmann stellt diverse Perspektiven aus Bild-, Ton- und Textdokumenten gegeneinander.



Mittwoch, den 18. Januar 2006, 17 Uhr

Die letzte Schlacht. Film mit anschließender Diskussion

Referent: Ulrich Lenze, Regisseur und Produzent, produzierte dieses "Dokudrama" mit dem Regisseur Hans-Christoph Blumenberg für das Zweite Deutsche Fernsehen: Es handelt von der Schlacht um Berlin während der letzten Kriegstage und zeigt die komplexe militärische und gesellschaftliche Situation am Ende des "Dritten Reiches". In diesem Film kommen mehr als 40 deutsche und alliierte, besonders russische Augenzeugen zu Wort, und es wird bisher unbekanntes sowjetisches Archiv-Material veröffentlicht. Dieser Film knüpft an die Debatten hier im Institut für Geschichte und Biographie über den Film "Der Untergang" an, allerdings in anderer Perspektive und Form.



Mittwoch, den 15. Februar 2006, 17 Uhr

Auschwitz und die Folgen. Polen und Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Vortrag mit Diskussion

Referent: W*adis*aw Bartoszewski, Publizist, Historiker und Politiker. Bartoszewski wurde 1922 geboren, schloss sich 1940 dem polnischen Widerstand an, wurde 1940 nach Auschwitz verschleppt, 1941 schwer krank entlassen und nahm 1944 am Warschauer Aufstand teil. Nach 1945 wurde er als Journalist verhaftet und nach sechs Jahren entlassen. 1955 wurde er rehabilitiert und durfte als Historiker arbeiten. Er wurde weltweit bekannt als streitbarer Demokrat und als einer der tragenden Unterstützer der polnischen Opposition, besonders der Solidar-no**. 1982 wurde er erneut verhaftet. Von 1990 bis 1995 war er Botschafter Polens in Wien, von Juni 2000 bis September 2002 Außenmi-nister. Er hatte unter anderem Gastprofessuren in München, Eichstätt und Augsburg. Er wird - auf Deutsch - den weiten Bogen spannen von Auschwitz bis zum heutigen deutsch-polnisch-jüdischen Verhältnis.



Mittwoch, den 15. März 2006, 17 Uhr

Die Himmelsscheibe von Nebra. Vortrag mit Diskussion

Referent: Harald Meller, promovierter Landesarchäologe und Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Er berichtet über die seit 2002 weltweit bekannt gewordene Himmelsscheibe von Nebra. Als einer der Hauptakteure kann er aus erster Hand von der spektakulären Sicherstellung des Schatzfundes erzählen. Die Himmelsscheibe war zunächst von Raubgräbern entdeckt und illegal auf dem Schwarzmarkt angeboten worden. Bei einem krimireifen Polizeieinsatz in der Schweiz gelang es, den Fund für die Allgemeinheit zu retten. Die Himmelsscheibe von Nebra ist der derzeit wohl best untersuchte archäologische Fund in Deutschland. Die Bronzescheibe aus der Zeit um 1600 v. Chr. gilt als Schlüsselfund für die europäische Vorgeschichte, die Astronomiegeschichte und frühe Religionsgeschichte. Sie ist der älteste Beleg für die erstaunlichen astronomischen Kenntnisse der Menschen in der frühen Bronzezeit.


ORT

Alle Veranstaltungen finden statt im:

Institut für Geschichte und Biographie der Fernuniversität Hagen
Liebigstr. 11
58511 Lüdenscheid
Tel. 02351-24580
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