[WestG] [KONF] Diskussionsveranstaltung: Fotojournalismus 1945,
Luedenscheid, 23.02.2005
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Don Feb 17 12:01:34 CET 2005
Von: "igb", igb at fernuni-hagen.de
Datum: 14.02.2005 18:45
VORTRAG
Institut für Geschichte und Biographie der
Fernuniversität Hagen in Lüdenscheid
Diskussionsveranstaltung am 23. Februar 2005:
Fotojournalismus 1945 - Konträre Ansichten von
Deutschland, Alexander von Plato im Gespräch mit Karin
Hartewig
Für Mittwoch, den 23. Februar lädt das Institut für
Geschichte und Biographie zu einem "Lüdenscheider
Gespräch" ein. Zu Gast ist die Historikerin Karin
Hartewig, die über die unterschiedlichen Perspektiven
der Aufnahmen des Kriegsendes 1945 sprechen wird.
Die ersten Fotos der Befreiung, welche die
allermeisten Deutschen damals als Niederlage
empfanden, schossen die Alliierten. Was ihre
Armeefotografen sahen und ablichteten, und wie sie es
taten, prägt bis heute unser Selbstbild. Mit dem
Vorrücken der Front sah die Welt die
Vernichtungslager. Aus dem befreiten Europa eilten die
Kriegsfotografen herbei, um die letzten Fotos von der
braunen Diktatur zu schießen. Der ins Bild gesetzte
militärische und moralische Sieg war total.
Dem besetzten Land entrissen die alliierten
Armeefotografen sein furchtbares Geheimnis. Niemand
sollte künftig die Realität der Konzentrationslager
leugnen können. Die Konfrontation der Deutschen mit
der terroristischen Realität des 3. Reiches war eine
ganz und gar Visuelle. Die Besiegten hatten nicht nur
den Krieg, sondern vor aller Welt ihr Gesicht
verloren. Die Fotos der Alliierten suchten die
Physiognomien der unmenschlichen Deutschen, "the
Faceless Fritz". Und die Ruinenlandschaft alter Städte
galt den Siegern nach dem Bombenkrieg als Mahnmal
selbstverschuldeter Zerstörung: als eindrucksvoll
verheerende Folge von verheerend falschen
Entscheidungen.
Doch der Krieg hatte auch in Deutschland ein Heer von
Toten, Verstümmelten und Traumatisierten hinterlassen.
Die Armeefotografen reagierten auf die unheimliche
Fremdheit des schier überwältigenden menschlichen
Chaos mit Abwehr und Distanz. Zögernd mischte sich in
die Genugtuung über den Sieg ein diffuses Mitgefühl
für die Zivilisten als Opfer des Krieges. Im Zentrum
der Aufmerksamkeit stand die Gruppe der Flüchtlinge
und Vertriebenen, die "Displaced Germans". Eine
diametral entgegengesetzte Perspektive nahmen deutsche
Fotografen ein. Ihre Ruinenbilder sprachen von der
Abwesenheit und dem Verlust des Vertrauten. Ihre Fotos
der Ausgebombten, der Flüchtlinge und ersten
Kriegsheimkehrer thematisierten Einzelne im
Massenschicksal. Sie konzentrierten sich im Detail auf
die enormen Anstrengungen der Menschen, zu überleben.
Doch bald näherte sich die Fotografie der Sieger dem
Bildprogramm der Individualisierung an. Und bereits
1945 entdeckten die Alliierten "das neue deutsche
Gesicht", das durch Umerziehung prinzipiell zur
Demokratie fähig war.
Karin Hartewig ist Historikerin und Publizistin. Sie
legte im vergangenen Jahr zwei Bücher sowie den Film
"Die Bilder der Stasi" (WDR, zusammen mit Holger
Kulick) zum Thema Fotografie in der DDR vor, bekannt
wurde sie aber vor allem mit ihrem im Jahr 2000
erschienenen preisgekrönten Buch über jüdische
Kommunisten in der SED.
INFO
Zeit: Mittwoch, den 23. Februar 2005, 17 Uhr
Ort: Institut für Geschichte und Biographie
Liebigstr. 11
58511 Lüdenscheid
Tel. 02351-24580
Nächster Termin:
Mittwoch, den 16. März 2005, 17 Uhr