[WestG]
[AUS] Westf. Industriemuseum: Kinderarbeit einst und jetzt,
Lage, 15.02.-06.06.04
Rita Börste
rita.boerste at lwl.org
Don Feb 12 11:37:09 CET 2004
Von: "Christiane Spänhoff" <christiane.spaenhoff at lwl.org>
Datum: 12.02.2004, 10:52
AUSSTELLUNG
Kinderarbeit einst und jetzt
Neue Ausstellung im Westfälischen Industriemuseum Ziegelei Lage
15. Februar - 6. Juni 2004
Sie schuften mit ihren Eltern in der Landwirtschaft, sie verdingen sich auf den Straßen
der großen Städte als Schuhputzer oder Lastenträger, sie betteln, sie arbeiten als
Schuldknechte im Steinbruch: Schätzungsweise 211 Millionen Jungen und Mädchen
unter 14 Jahren arbeiten in den sogenannten Entwicklungsländern oft unter
menschenverachtenden Bedingungen. Rückblende: Vor 150 Jahren stellten Kinder
in preußischen Fabriken nicht selten die Hälfte der Belegschaft; sie arbeiteten täglich
zwölf Stunden und mehr.
Im Spannungsfeld zwischen "Kinderarbeit - einst und jetzt" bewegt sich eine neue
Ausstellung im Westfälischen Industriemuseum Ziegelei Lage. Vom 15. Februar bis 6.
Juni erzählt das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) von
jungen Glasarbeitern im 19. Jahrhundert, von der Kinderarbeit auf Höfen und
Feldern damals genauso wie von Jungen und Mädchen, die heute in indischen
Ziegeleien, Teppichmanufakturen oder Textilfabriken arbeiten. Fotos, historische
Ausstellungsstücke wie ein Webstuhl, Glasformen und Spindeln, außerdem
aktuelle Zeugnisse wie der Schuhputzkasten eines indischen Straßenjungen
oder Steinbruchwerkzeug machen das Thema anschaulich. Die beiden
Ausstellungsteile entstanden in Zusammenarbeit mit dem Museum für
Industriekultur in Osnabrück und dem Kinderhilfswerk "terres des hommes".
Ein umfangsreiches Begleitprogramm ergänzt die Präsentation.
"Bis zu sechs Prozent aller preußischen Fabrikarbeiter im 19.Jahrhundert waren
Kinder unter 14 Jahren", erläutert LWL-Museumsleiter Willi Kulke. Im Laufe des
19. Jahrhunderts sei die Ausbeutung von Kindern in Fabriken durch Gesetze
schrittweise zurückgedrängt worden. Allerdings wuchs der Anteil der arbeitenden
Kinder in der Heimindustrie, im Dienstleistungsbereich und in der Landwirtschaft.
Kulke: "Zehntausende schufteten auf den Höfen und Feldern, stellten bis spät in
die Nacht hinein Kegel auf, trugen frühmorgens vor der Schule Zeitungen,
Milch oder Brötchen aus oder stellten in nächtelanger Arbeit Spielzeug für andere,
glücklichere Kinder her."
Etwa zehn Prozent der heutigen Kinderarbeiter in den sogenannten Entwicklungs-
ländern sind in Betrieben beschäftigt, die auch Waren exportieren: in Textilfabriken,
Steinbrüchen, Teppichmanufakturen oder auf Kakao- und Kaffeeplantagen.
Zum Teil unterliegen die Kinder der Schuldknechtschaft und Sklaverei, sie wurden
verkauft und erleiden schwerste Misshandlungen. "Kinderarbeit ist im letzten Jahrzehnt
zu einem international diskutierten Thema geworden. Fachleute befürchten dennoch,
dass die Ausbeutung von Kindern in den nächsten Jahren zunimmt. Wirtschaftskrisen,
der Wettlauf um immer geringere Arbeits- und Produktionskosten, drastische Kürzungen
von Bildungs- und Sozialetats in armen Ländern verursachen immer mehr Kinderarbeit",
erläutert der Museumsleiter den Hintergrund des aktuellen Ausstellungsteils..
Veranstaltungen zur Ausstellung "Kinderarbeit - einst und jetzt":
15. Februar, 15 und 16 Uhr: Märchen im Museum
Christian Knaut von der Märchenwerkstatt in Uelzen erzählt alte, neue und internationale
Märchen die sich mit dem Thema Kinderarbeit befassen. Eintritt 2,50 €
29. Februar, 15 und 16 Uhr: Märchen im Museum
Christian Knaut von der Märchenwerkstatt in Uelzen erzählt alte, neue und internationale
Märchen, die sich mit dem Thema Kinderarbeit befassen. Eintritt 2,50 €
13. März, 14-18 Uhr Pedros Hütte
Kinder ab 6 Jahren machen sich auf die Reise nach Südamerika und bauen Wohnhütten
aus Holz, Stroh und Papier. Am Ende präsentieren die Kinder ihr Hüttendorf in einer kleinen
Ausstellung. Anmeldung erforderlich. Teilnahmegebühr: 6 €
28. März, 16 Uhr: Lichtbildervortrag
"Die außerordentliche Hitze bei den Öfen" als "Grund zu rheumatischen und Brustleiden
aller Art" - Kinderarbeit in der frühindustriellen Glasproduktion, mit Dr. Thomas Parent.
Reihe "Kinderarbeit im Film"
jeweils sonntags 11 Uhr, anschließend Führung durch die Ausstellung:
22. Februar: Die kleine Verkäuferin der Sonne, Senegal 1998, 45 Min.
29. Februar: Lost and Found - die verlorene Brieftasche, Indien 1995, 25 Min.
7. März: Twinlight - Kinder der Dämmerung, Südafrika 15 Min.
14. März: Balljungs. Woher kommen die Fußbälle Deutschland 1999, 28 Min.
21. März: Himmel und Hölle, Indien/Jemen/Haiti, 1999, 52 Min.
18. März: Elena und Pancha Deutschland/ Ecuador 1992, 26 Min.
4. April: Die Scooterfahrer Deutschland/ Philipinen 1988, 15 Min.
18. April: Le Métis - Straßenkinder in Burundi, Frankreich/ Burundi 1996, 28 Min.
25. April: My City, Mosambik 1998, 10 Min.
2. Mai: Kanimambo - Wir sind stark, Deutschland 1999, 18. Min.
Museumspädagogische Angebote für Schulklassen und Gruppen
nach Anmeldung, Dauer: 1,5 - 2 Stunden, Kosten: 35 € plus Museumseintritt
1. Führungen durch die Ausstellung "Kinderarbeit - einst und jetzt"
Das Westfälische Industriemuseum bietet Ihnen die Möglichkeit, die Schwerpunkte
ihrer Führung durch die Ausstellung vorher mit unseren Museumspädagogen abzusprechen.
2. Straßenkinder
Nach einer Kurzführung durch die Ausstellung mit den Themen Kinderarbeit im 19.
Jahrhundert und Kinderarbeit heute führen die Schülerinnen und Schüler ein Rollen-
spiel durch, in dem sie in die Rollen von Straßenkindern und Passanten schlüpfen.
3. Streichholzherstellung
Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine kurze Führung durch die Ausstellung.
Anschließend wird ihnen erklärt, wie Kinderarbeiter Streichhölzer in Indien herstellen
und welchen Lohn sie für diese Arbeit erhalten. Sie arbeiten für kurze Zeit selbst als
Streichholzkinder und erfahren, welchen minimalen Lohn sie für diese Arbeit erhalten
hätten.
INFO
Sonderausstellung: Kinderarbeit - einst und jetzt
15. Februar - 6. Juni 2004
Westfälisches Industriemuseum Ziegelei Lage
Sprikernheide 77, 32791 Lage
www.ziegelei-lage.de
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr
Diese Meldung mit Fotos zum Download finden Sie im Internet unter www.lwl.org