[WestG] [AKT] Gedenkveranstaltung: Vom Schicksal Bochumer Sinti, 18.10.03

Marcus Weidner Marcus.Weidner at lwl.org
Don Okt 16 11:16:02 CEST 2003


Übernahme aus der Liste "Geschichtskultur-Ruhr"
Hrsg: Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher
Redaktion: Susanne Abeck, Franz-Josef Jelich

Von: "Mailingliste 'Geschichtskultur-Ruhr'" <mailing at geschichtskultur-ruhr.de>
Datum: 16.10.2003, 10:06

WAZ-Lokalnachrichten, 15.10.03


AKTUELL

Vom Schicksal Bochumer Sinti
Gedenkveranstaltung u.a. mit einem Vortrag von Dr. Hubert Schneider: 
"Von der Diskriminierung zum Familienlager Auschwitz-Birkenau".

18. Oktober, 19 h, Eintritt frei
Veranstalter: VVN, Ev. Kirchenkreis, Kulturbüro der Stadt Bochum, Verband
Deutscher Sinti und Roma
Ort:  Christuskirche, Bochum

Im März und Oktober 1943 wurden die Bochumer Sinti und Roma ins
NS-Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Eine Veranstaltung in der
Christuskirche erinnert am Samstag an das vergessene Schicksal der Bochumer
Zigeuner.

Am 21. Oktober 1943 wurde die Familie Pfaus aus der Meesmannstraße 117
abgeholt. Über Appolonia Pfaus, die 65-jährige Großmutter, hieß es später,
"sie soll sich dem Sammeltransport nach Auschwitz freiwillig angeschlossen
haben". Ihr Sohn, Peter Pfaus, war beim Bochumer Verein beschäftigt, ihr
jüngster Enkel war, als er verhaftet wurde, acht Monate alt. "Nahezu die
gesamte Großfamilie wurde in Auschwitz ermordet, überlebt hat allein die
21-jährige Josefine. Für jeden Monat, den sie den Nazis abgetrotzt hat,
wurden ihr später 150 DM ausgezahlt - als ,Entschädigung ", weiß Pfarrer
Thomas Wessels von der Christuskirche.

Das Schicksal der Pfaus steht exemplarisch für das der Bochumer Sinti und
Roma. Wie viele andere waren sie Anfang des 20. Jahrhunderts zugezogen,
wurden im Bergbau und in der Stahlindustrie beschäftigt, gründeten
Handwerksunternehmen oder arbeiteten als Berufsmusiker. So sehr aber ihre
Musik geschätzt wurde, so wenig die Menschen, die sie spielten. "Bis heute
gibt es kein Denkmal, keine Dokumentationsstätte, nichts, was an die
Bochumer Familien erinnert", so Klaus Kunold, Vorsitzender der Vereinigung
der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) in Bochum.

Mit einer Veranstaltung am Samstag, 18. Oktober (19 h, Eintritt frei),
laden VVN, der Ev. Kirchenkreis, das Kulturbüro der Stadt sowie der Verband
Deutscher Sinti und Roma zu einer Gedenkveranstaltung in die Christuskirche
ein. Zu Gast ist Roman Franz vom Verband Deutscher Sinti und Roma NRW und
eine Gruppe der Schauspielschule: Die Eleven zeigen eine Szenische Lesung
aus "Wiedergutmachungs"-Akten. Dr. Hubert Schneider spricht zum Thema "Von
der Diskriminierung zum Familienlager Auschwitz-Birkenau". Später gibt s
Musik vom Ricky Adler Swingtett, das den Geist des damals auch in Bochum
heimischen Zigeuern-Jazz à la Django Reinhardt in die Jetzt-Zeit überträgt.
JBS