[WestG] [AKT] Vortraege des Historischen Vereins Osnabrueck im
Winterhalbjahr 2003/04
Rita Börste
rita.boerste at lwl.org
Mon Okt 6 16:02:58 CEST 2003
Von: Dr. Birgit Kehne, <birgit.kehne at staatsarchiv-os.niedersachsen.de>, Leiterin des Staatsarchivs Osnabrück
Datum: 06.10.2003, 12:58
Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück
Programm für das Winterhalbjahr 2003/2004
1. Donnerstag, 23. Oktober 2003
Anton Schindling, Tübingen:
200 Jahre Säkularisation - Das Alte Reich und seine Kirche vor 1803
Osnabrück wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803 dem Kurfürstentum Hannover angegliedert. Bis dahin war das Fürstbistum über viele Jahrhunderte hinweg ein Teil der Reichskirche, ein reichsunmittelbares Territorium, das als Wahlfürstentum der Bischöfe von diesen und dem adeligen Domkapitel regiert wurde. Die geistlichen Fürstentümer der Reichskirche waren für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation besonders charakteristisch und stellten eine starke Stütze zur Bewahrung des Reichssystems dar.
Seit der Reformation gab es auch evangelische Teile der Reichskirche. Osnabrück mit seinem Nebeneinander von Katholiken und Protestanten und der vom Westfälischen Frieden vorgeschriebenen paritätischen Verfassung stellte einen Sonderfall zwischen der katholischen Mehrheit und der verbleibenden evangelischen Minderheit von Reichskirchen-Fürstentümern dar. Die Germania Sacra, das reichskirchliche Deutschland, erlebte im 18. Jahrhundert noch einmal eine Spätblüte, an der auch Osnabrück in der Möser-Zeit seinen Anteil hatte.
2. Donnerstag, 20. November 2003
Helmut Stubbe da Luz, Hamburg:
Okkupanten und Okkupierte. Osnabrück als französische Departementshauptstadt 1811-1813
Die Stadt Osnabrück und ihre Bewohner hatten während der napoleonischen Besatzungsregimes in Norddeutschland im Zeitraum zwischen 1803 und 1813 noch Glück im Unglück. Aufgrund ihrer traditionellen Zentrumsfunktion wurde der Stadt der Rang eines Chef-lieu de département zuteil. Hier residierte der Präfekt des Oberemsdepartements und bediente sich der Unterstützung eines einheimischen Generalsekretärs, des Schriftstellers Johann Wilhelm Eberhard Heuberger.
Der Vortrag bietet neue Details zur Rolle Osnabrücks als Departementshauptort, darüber hinaus aber stellt er diese Rolle und die Zeit zwischen 1811 und 1813 auf eine neue Weise in den großen geschichtlichen Zusammenhang: Napoleons Vorbereitungen auf den für 1812 geplanten Russlandfeldzug und die zu diesem Zweck erfolgte Schaffung einer 'hanseatischen Mark' in Norddeutschland geraten da ins Blickfeld, die Ausrichtung dieser Region auf die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die okkupationsregimeinterne Front zwischen 'ordentlichem' und 'außerordentlichem' Administrationspersonal, aber auch die im weitesten Sinn 'demokratische' Anbindung des Generalgouvernements der Hanseatischen Departements an die Gesetzgebende Körperschaft (Corps législatif) im Pariser Palais Bourbon.
3. Donnerstag, 18. Dezember 2003
Klaus Kösters, Münster:
Spion des Königs ... Justus Gruners denk- und merkwürdige Reise durch Westfalen
Vor fast genau zweihundert Jahren unternahm der aus Osnabrück stammende Advokat Justus Gruner eine Reise durch das damalige Westfalen. Die Französische Revolution hatte gerade Europa erschüttert, und Napoleon schickte sich an, den Kontinent zu erobern. Noch regierten in Münster, Osnabrück und Paderborn Bischöfe, aber die Preußen standen an Rhein und Weser bereit, die Bischofsländer zu übernehmen. Noch herrschte vielerorts die alte, feudale Gesellschaftsordnung, aber die neuen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren nicht mehr auszulöschen und veränderten das Denken der Menschen. Überall spürte man Gärung. Und die industrielle Revolution kündigte sich bereits an.
Was Gruner sah und erlebte, schrieb er nieder - sehr zum Ärger vieler Zeitgenossen, zu sehr nahm er für den preußischen Staat, für Protestantismus und industriellen Fortschritt Partei. Aber warum unternahm er diese beschwerliche, monatelange Reise? War es eine unglückliche Liebe, die ihn forttrieb, wie es sein Reisebuch suggeriert? Oder wollte er das in Berlin weitgehend unbekannte Westfalen für seinen König erkunden?
Entdecken Sie auf den Spuren Justus Gruners ein Westfalen, das damals einen tiefgreifenden Wandel durchmachte, einen Wandel, der zur modernen, bürgerlichen Gesellschaft führte und bis heute nachwirkt. Angesichts unserer gerade erlebten Jahrhundertwende ist dieses Thema aktueller denn je.
4. Donnerstag, 22. Januar 2004
Eva Berger, Osnabrück:
Stadtgeschichte im Museum - Imagepflege für Osnabrück?
Passend zum 125jährigen Bestehens des Museums im Jahre 2004 werden die stadtgeschichtlichen Abteilungen, die seit 1997 für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sind, im Frühjahr nächsten Jahres wieder eröffnet. Der Vortrag stellt die inhaltliche Konzeption und ihre methodische Umsetzung in den Dauerausstellungen im Hauptgebäude des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück und in der Villa Schlikker vor.
Das Museum als Ort des Gedächtnisses einer Region bzw. Stadt ist verpflichtet, seine über ein Jahrhundert gesammelten Bestände zu präsentieren und gleichzeitig zukunftsorientiert die Bürgerinnen und Bürger über 'Geschichte' zu informieren. Es muss flexibel auf gesellschaftliche Entwicklungen der Gegenwart reagieren. Mit der neuen Konzeption 'Stadtgeschichte' werden die Chancen aber auch die Grenzen der Aufgaben eines städtischen Museums deutlich. Unter dieser Prämisse werden die Gliederungsstrukturen der Konzeption aufgezeigt und die Problemfelder angesprochen, die mit der 'Visualisierung' historischer Entwicklungen im Museum verbunden sind.
5. Donnerstag, 19. Februar 2004
Wolfgang Seegrün, Georgsmarienhütte:
Hexenprozesse
Gerichtsverfahren wegen Hexerei - für uns völlig unverständlich. Wie kaum ein anderes Thema aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit wecken die Verfolgung und Aburteilung von weiblichen und - in geringem Ausmaß - männlichen "Hexen" seit Langem das Interesse der Öffentlichkeit und Geschichtsforschung. Wie es kommen konnte, dass ein Wahn wie eine Wirklichkeit aufgefasst und Gegenstand der Rechtspflege werden konnte, dafür möchte der Vortrag Verständnis wecken.
Es war nicht selbstverständlich, es war kein alternativloser Vorgang, das "Werden" der Hexe. Der Kirchenreformer Kardinal Nikolaus von Kues (1401-1464) hatte noch gewarnt, je sorgfältiger die Verfolgung der Hexerei geschehe, desto stärker drehe der Teufel den Menschen eine Fratze. Dennoch erschütterten verschiedene Phasen von Hexenjagden das westliche Europa. Theologen, Juristen und Mediziner hatten darin ihre Rollen.
6. Donnerstag, 18. März 2004
Hermann Queckenstedt, Osnabrück:
Der Dom ist kein Museum. Tradition und Wandel der Osnabrücker Kathedrale
Bereits vor Abschluss der Renovierungsarbeiten erfreut sich der Osnabrücker Dom großen Interesses einheimischer wie auswärtiger Besucher. Mit der Orgelweihe am dritten Adventssonntag 2003 werden die Handwerker das älteste Gotteshaus der Stadt endgültig räumen und das liturgische Leben wird wieder vollständig aufblühen. Ausgehend vom Bild der Heimstatt einer lebendigen Glaubensgemeinde und den leitenden Ideen der Bauarbeiten durchmisst der Vortrag zwölf Jahrhunderte des Wandels wie der Kontinuität der Osnabrücker Kathedrale.
Die Justus-Möser-Gesellschaft wird folgende Veranstaltungen durchführen:
Samstag, 13. Dezember 2003, 18.00 Uhr, Universitätsbibliothek Osnabrück, Raum 213
Mitgliederversammlung der Möser-Gesellschaft
Sonntag, 14. Dezember 2003, 11.00 Uhr, Rathaus der Stadt Osnabrück, Friedenssaal
Festvortrag zum Geburtstag von Justus Möser.
Prof. Dr. Ulrich Joost (Darmstadt): Lichtenberg und Möser
INFO
Ort und Zeit:
Die Vorträge des Historischen Vereins finden im Zimeliensaal der Universitätsbibliothek Osnabrück (Eingang Alte Münze) statt.
Alle Veranstaltungen beginnen um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Kontakt:
Dr. Birgit Kehne
Archivdirektorin
Leiterin des Staatsarchivs Osnabrück
Schloßstr. 29, 49074 Osnabrück
Tel.0541/3316211 - Fax 0541/3316262
E-Mail: Birgit.Kehne at staatsarchiv-os.niedersachsen.de