[Rechtsfr.] Inobhutnahmen und Sorgerechtsentzüge, z.T. starke Zunahme
Alfred Oehlmann
Alfred.Oehlmann at lwl.org
Do Aug 13 18:39:33 CEST 2009
Jugendämter nahmen durchschnittlich 23 Minderjährige pro 10 000
Einwohner in ihre Obhut nehmen - Sorgerechtsentzüge steigen seit 2005,
2008 besonders stark
Sehr geehrte Damen und Herren,
Jugendämter nahmen durchschnittlich 23 Minderjährige pro 10 000
Einwohner in ihre Obhut nehmen. Dies geht nach Mitteilung von "Heute im
Bundestag, Nr. 230" aus einer Antwort der Bundesregierung (
Bt.Drucksache 16/13803 - Link und Anlage siehe unten - auf eine Kleine
Anfrage der FDP ( 16/13715) hervor.
Die Zahl der vorläufigen Schutzmaßnahmen schwanke in den Bundesländern
zwischen unter 15 pro 10.000 Einwohnern der unter 18-Jährigen in
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern auf der einen und über
40 Interventionen in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen auf
der
anderen Seite. Nach den Gründen für die Zunahme von
14,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2007 gefragt, erklärt die Regierung,
die gesellschaftliche und nicht zuletzt auch staatliche Aufgabe,
Kinder
vor Vernachlässigung und Misshandlungen zu schützen, habe in den
letzten
Jahren im öffentlichen Bewusstsein zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Dies liege zum einen an der ausführlichen Berichterstattung in den
Medien
über Einzelschicksale von zu Tode gekommenen Kleinkindern, zum anderen
aber auch an der Verschärfung der gesetzlichen Grundlagen. Beide
Faktoren hätten die Sensibilität der "öffentlichen Wahrnehmung"
gegenüber der Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern erhöht.
Die rechts detaillierten Fragen und Antworten sind auch hinsichtlich
der tatsächlichen Ausgestaltung (z.B. Zeitpunkten der Inobhutnahme,
Frage 7) m.E. für die Praxis recht interessant.
Die Antwort auf die Frage 3 (Entwicklung der gerichtlichen Verfahren
zum Sorgerechtsentzug) bestätigt meine Auswertung der Statistik in NRW
bis Ende 2008. Nach jeweils jährlichen Steigerungen seit 2005 um je ca.
10 Prozent, sind in 2008 - wenn die Zahlen zutreffend sind- nochmals
nach oben geschossen (Hessen +31 Prozent, NRW +25 Prozent, Thüringen +23
Prozent).
Zu beachten ist, dass dies nur die gerichtlich anhängigen Verfahren
sind, nach den Rückmeldungen der Jugendämter ist dagegen die Zahl der
Meldungen ebenfalls sehr stark angestiegen. Ob nun begründet oder
unbegründet muss diesen zunächst zur Abklärung nachgegangen werden.
Hinzu kommen die Hinweise auf die evtl. Nichtteilnahme an
U-Untersuchungen, die je nach Bundesland mittelbar oder unmittelbar an
die Jugendhilfe weitergeleitet werden.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/137/1613715.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Alfred Oehlmann-Austermann
LWL-Landesjugendamt
Westfalen/Münster
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als
Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen
in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 19 Krankenhäuser, 17
Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit
Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der
Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die
sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien
Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie
tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 100
Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname : Statistik_bundesweit_42SGB_VIII_1666_BGB.pdf
Dateityp : application/pdf
Dateigröße : 117947 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL : <https://www.lwl.org/pipermail/rechtsfragen/attachments/20090813/c9c19d11/attachment.pdf>
Mehr Informationen über die Mailingliste Rechtsfragen