[Alltagskultur] Newsletter August/1

Newsletter der Kommission Alltagskulturforschung alltagskultur at list.lwl.org
Di Aug 9 10:28:03 CEST 2022


AKTUELLES

"Fortschritt. Natur und Landschaft im Wandel" lautet der Titel einer Ausstellung im BauernhausMuseum Bielefeld, die sich vom 24. Juli bis zum 18. Dezember 2022 mit der Geschichte menschlicher Eingriffe in Natur und Landschaft auseinandersetzt. Informationen unter: www.bauerhausmuseum-bielefeld.de

Eine "Archäologische Zeitmaschine" ist ab dem 8. August an fünf Stationen in Westfalen zu erleben. Beginnend in den Münster-Arkaden können sich die Besucher der Zeitmaschine per Virtual Reality in zurückliegende Jahrhunderte hineinversetzen (lassen) und beispielsweise den Einzug von Legionären in das römische Feldlager in Haltern miterleben. Der Besuch der Zeitmaschine ist kostenlos. Weitere Informationen unter: www.zeitmaschine.lwl.org

ALLTAGSKULTUR _BLOG (neueste Beiträge)

30 Jahre "Erlebnisgesellschaft". Eine schlecht gealterte Gesellschaftsdiagnose Die Gesellschafts- und Kulturanalyse arbeitet immer auch mit weit ausgreifenden Beschreibungen: ständische Gesellschaft, Klassengesellschaft, Industriegesellschaft, nivellierte Mittelstandsgesellschaft. Solche Charakterisierungen sind nie neutral, sie zeigen auch, wie eine Gesellschaft sich selbst sehen will. Im Jahr 1992 machte ein neuer Versuch Furore, vielleicht weniger in der Fachdiskussion, als in der öffentlichen Debatte: "Die Erlebnisgesellschaft", so lautete der Titel einer umfangreichen Studie des Soziologen Gerhard Schulze. Er formulierte die These, dass sich das Prinzip der gesellschaftlichen Ordnung grundlegend verändert habe: Ausschlaggebend für die gesellschaftliche Position einer Person seien nicht mehr sozioökonomische Daten wie Einkommen, Kapital, Bildung, Stellung im Produktionsprozess, sondern "alltagsästhetische Schemata".
Zum vollständigen Blogartikel: https://www.alltagskultur.lwl.org/de/blog/erlebnisgesellschaft/

Brautbutter
"Nachmittags wird um 4 Uhr Kaffee eingenommen, bei dem es früher Platenkuchen und Butterbrot gab. Auf dem Brauttisch stand die 'Brautbutter', eine Henne mit 5 Küchlein. Eine Wirtsfrau hatte sie geformt. Heute gibt es nur Torte und Gebäck." (Alltagskulturachiv, Ms. 2942). Das obige Zitat stammt aus dem Bericht eines Gewährsmannes aus dem Emsland zum Thema "Verlobung und Hochzeit" (Fl. 8). Die Volkskundliche Kommission hatte 1952 eine Frageliste zu diesem Themenkomplex an eine Reihe von Gewährspersonen in Westfalen und angrenzenden Regionen versandt und von ihnen einen zusammenhängenden Bericht zum Thema erbeten. Als Referenz war das eigene Erleben gefragt.
Zum vollständigen Blogartikel: https://www.alltagskultur.lwl.org/de/blog/brautbutter/

Die Erinnerungsscheine zum Zweiten Westerkappelner Heimattag 1922 Ursprünglich als Zahlungsmittel in Krisenzeiten gedacht, entwickelten sich Notgeldscheine zwischen 1919 und 1922 immer mehr zu Sammelobjekten, womit die Funktion als Zahlungsmittel in den Hintergrund rückte. Die immer ausgefeilter gestalteten Scheine zeigten häufig regionale Motive wie Gebäude oder charakteristische Landschaftsbestandteile. Des Weiteren finden sich Abbildungen von Persönlichkeiten oder Darstellungen aus der Sagenwelt. Diese Motive geben dabei Einiges über die Motive der Herausgeber der Scheine preis. Zur Entwicklung der Notgeldproduktion wurde bereits ein Beitrag auf diesem Blog veröffentlicht, der hier nochmal nachgelesen werden kann. In diesen Zeitraum fallen auch die fünf Erinnerungsscheine (fälschlicherweise auch Notgeldscheine genannt) aus Westerkappeln, die 1922 anlässlich des zweiten Heimattages vom "Verein für Heimatkunde Westerkappeln" herausgegeben wurden.
Zum vollständigen Blogartikel: https://www.alltagskultur.lwl.org/de/blog/erinnerungsscheine-1922/

Provenienzforschung im Sommersemester 2022: Ein Seminar am Institut für Kulturanthropologie / Europäische Ethnologie der Universität Münster Provenienzforschung ist ein aktuell viel besprochenes Arbeitsgebiet, das jede Sammlung und jedes Museum betrifft - vom kleinen städtischen Archiv bis zu großen Museen. Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Frage, auf welchen (redlichen oder unredlichen) Wegen Sammlungsgegenstände in die Sammlung gefunden haben. Besonders Museen mit kolonialhistorisch-anthropologischem Hintergrund sind heute ebenso herausfordernden wie legitimen Eigentumsfragen ausgesetzt, wenn es um die Herkunft ihrer Objekte geht. Wenn Museen sich diesen Fragen stellen, betreiben sie Provenienzforschung. Sie erschließen und untersuchen ihr hauseigenes Archiv daraufhin, wie die musealen Objekte in das Museum kamen, was in manchen Fällen dazu führt, dass Objekte an den Herkunftsort zurückgegeben werden. Bei besonders selbst-reflexivem Ansatz verändert die Provenienzforschung auch die Ausstellungspraxis: In solchen Fällen wird das problematische Erbe nicht verschwiegen, sondern die Kurator:innen lassen das Publikum an dessen Geschichte teilhaben.
Zum vollständigen Blogartikel: https://www.alltagskultur.lwl.org/de/blog/provenienzforschung-im-sommersemester-2022/

Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 19.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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