[WestG] [KONF] Diakoniegeschichte schreiben: Methoden – Konzepte – Perspektiven, 25.10. bis 26.10.2024
WGO
wgo at lwl.org
Fr Sep 20 11:07:07 CEST 2024
Von: "Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl" <hschmuhl at uni-bielefeld.de>
Datum: 19.09.2024, 17:11
KONFERENZ
Diakoniegeschichte schreiben: Methoden – Konzepte – Perspektiven
Die Forschungslandschaft der neueren Diakoniegeschichte hat sich in den letzten Jahren verändert: Neue Forschungsfelder mit je eigenen Begriffen, Konzepten und innovativen Methoden haben sich etabliert. In einem interdisziplinären Workshop gehen Forschende verschiedener Generationen der Frage nach, welche fächerübergreifenden Perspektiven für die Erforschung der Diakonie, ihrer Institutionen und beteiligten Personen nutzbar gemacht werden können. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Tagungsgebühren werden nicht erhoben.
Diakoniegeschichte schreiben: Methoden – Konzepte – Perspektiven
Worin bestehen die wesentlichen Fortschritte in der Erforschung der Diakonie? Zum einen ist ihre Geschichte in den Zusammenhang der großen Entwicklungslinien von Staat und Gesellschaft eingeordnet worden. Diakoniegeschichte wird auf der Hintergrundfolie der Basisprozesse der Moderne betrachtet: Es geht um Verberuflichung und Professionalisierung, Rationalisierung und Verwissenschaftlichung, Individualisierung und Ausdifferenzierung, Verrechtlichung und Bürokratisierung, den wachsenden Einfluss des Staates, die Säkularisierung und nicht zuletzt auch um die Ökonomisierung „christlicher Liebestätigkeit“.
Zum anderen bricht die neuere diakoniegeschichtliche Forschung mit der auch in der Diakonie lange Zeit vorherrschenden Geschichte der großen Männer (und – mit gehörigem Abstand – der großen Frauen). Nicht, dass Personen keine Rolle mehr spielten. Ihr Handeln wird aber konsequent in einem Kranz politischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Strukturen und Prozesse erklärt.
Zum dritten thematisiert die neuere Diakoniegeschichte Konflikte innerhalb der Diakonie – früher ein Tabuthema –, sie geht auf die praktische Arbeit diakonischer Unternehmungen ein, bringt auch deren Schattenseiten, etwa Gewaltstrukturen in diakonischen Einrichtungen, zur Sprache und bemüht sich, die Bewohnerinnen und Bewohner diakonischer Einrichtungen nicht nur als Objekte „christlicher Liebestätigkeit“ zu beschreiben, sondern – soweit die Quellenlage es zulässt – auch als eigensinnige, manchmal widerständige Subjekte, die in den diakonischen „Sonderwelten“ ihre eigenen Strategien zum Leben und Überleben entwickeln.
Programm
Freitag, 25. Oktober 2024
9.00 – 10.00 Uhr: Landschaft, Bilder, Rituale. Bethelspaziergang mit Matthias Benad Treffpunkt: Altes Pförtnerhaus am Betheleck (Ecke Kantensiek/Königsweg, 33617 Bielefeld)
10.30 – 10.45 Uhr: Begrüßung und Einführung (Hans-Walter Schmuhl)
10.45 – 12.45 Uhr: Block 1: Interdisziplinarität und Quantitative Methoden
(Moderation: Andreas Müller)
Frank Konersmann (Bielefeld), Herausforderungen der Interdisziplinarität in der Diakoniegeschichte, erläutert am Beispiel der Medikation mit Psychopharmaka in der Behinderteneinrichtung Eben-Ezer in Lemgo (1945-1975);
Marion Hulverscheidt (Kassel) / Uwe Kaminsky (Berlin), Großbetrieb der Barmherzigkeit. Studien zum Alltag in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel 1924-1949;
Silke Schwandt (Bielefeld), Diakoniegeschichte und Digital History – eine Annäherung.
12.45 – 14.00 Uhr: Mittagspause
14.00 – 16.00 Uhr: Block 2: Institutionell begründete Macht und diakonisches Selbstverständnis
(Moderation: Thomas K. Kuhn)
Gudrun Silberzahn-Jandt (Esslingen), „Protestantisch sein heißt Choräle singen und Ordnung halten.“ Auf der Suche nach dem diakonischen Profil in Akten zu Verschickungsheimen, 1955–1975;
Jürgen Harder (Göttingen), Beten und Arbeiten? Die Arbeits- und Lebensertüchtigung der weiblichen und männlichen Jugendlichen in den Zwangs- und Fürsorgeerziehungsanstalten Himmelsthür und Stephansstift von der Jahrhundertwende bis zum Anfang des NS-Regimes;
Erik Kömpe (Kiel), Berufsausbildung für Menschen mit Behinderungen in Einrichtungen der Diakonie, 1969–1990
16.00 – 16.30 Uhr: Kaffeepause
16.30 – 18.00 Uhr: Block 3: Psychiatrie und Diakonie
(Moderation: Hans-Walter Schmuhl)
Stefanie Aperdannier (Berlin), Die Sorge um das Seelenheil. Zum Verhältnis von Psychiatrie und Seelsorge zwischen 1800 und 1933
Tomke Hinrichs (Oldenburg), „Irrenbroschüren“. Selbstzeugnisse psychiatrisierter Menschen als Quelle der Psychiatriegeschichte (1890er bis 1920er Jahre)
18.00 – 18.30 Uhr: Spaziergang zum Lindenhof
18.30 – 20.30 Uhr: Abendessen im Lindenhof (Quellenhofweg 125, 33617 Bielefeld)
20.30 – 21.30 Uhr:
Franz-Werner Kersting (Münster) / Hans-Walter Schmuhl (Bielefeld), Visual History in der Diakoniegeschichte – eine vergleichende Betrachtung des Wandbildes im Speisesaal des Mutterhauses Sarepta und des (dislozierten) Altarbildes der Nikolauskirche in Alsterdorf
Samstag, 26. Oktober 2024
9.00 – 10.30 Uhr: Block 4: Frauen als Aktivistinnen und Klientinnen der Diakonie
(Moderation: Ursula Krey)
Ramona Bullik (Bielefeld), „‘Ich war zwar nur die Frau des Heimleiters …“. Narrative Identität und Selbstverständnis einer ‚Hausmutter‘“, 1980er/90er Jahre;
Dörthe Schimke (Dresden), „Im Dienst der Dienstmädchen. Die „Marthahäuser“ im Königreich Sachsen im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verbindung von Landesgeschichte und Diakoniegeschichte
10.30 – 10.40 Uhr: Pause
10.40 – 12.40 Uhr: Block 5: Tradition, Organisation, kulturelle Differenz
(Moderation: Matthias Benad)
Nadezhda Beliakova (Bielefeld), Diakonissen in den orthodoxen Kirchen. Theologische und politische Diskussionen im 20. Jahrhundert;
Tio Sihombing (Bielefeld), Die Diakonissenschaft der Batak-Kirche auf Sumatra und die Kaiserswerther Tradition, 1952–2007
Dierk Starnitzke (Bielefeld), Organisationsentwicklung in der Geschichte der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, 1945–2002
12.40 – 13.15 Uhr: Kommentare (Claudia Lepp/Wolfgang Maaser); Reaktionen, Tagungskritik
13.15 Uhr: Gelegenheit zum Abschiedskaffee
Anmeldungen, auch zur digitalen Teilnahme, werden erbeten bis zum 1. Oktober 2024 bei:
IDWM / Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement
Institutssekretariat
Anke Voß
Bethelweg 8
33617 Bielefeld
Tel: 0521/144-3948
anke.voss at uni-bielefeld.de
Im Hotel Lindenhof wird ein Zimmerkontingent für Teilnehmende bereitgehalten.
INFO
IDWM / Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement
Ort: Bethelweg 8, 33617 Bielefeld, Haus Groß-Bethel, Raum E.21
Datum: 25.10. bis 26.10.2024
Anmeldung: bis 01.10.2024 telefonisch oder per Mail, siehe Kontakt
Preis: Kostenlos
Kontakt: Tel. 0521/144-3948; E-Mail: anke.voss at uni-bielefeld.de
URL: https://idwm-bielefeld.de/start
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