[WestG] [AKT] Stadtgeschichte Herford: Der Historiker Christoff Spannhoff stellt seine Forschungsergebnisse vor

Holtrup, Sandra Sandra.Holtrup at lwl.org
Do Nov 14 11:14:34 CET 2019


Von: "Christoph Laue" <c.laue at kreis-herford.de>
Datum: 13.11.2019, 09:43


AKTUELL

Königliches Interesse - Stadtgeschichte Herford: Der Historiker Christoff Spannhoff stellt seine Forschungsergebnisse vor - Geschichtsverein tagt erstmals in der Kleinen Markhalle 

Stadt und Stift Herford hatten im Mittelalter immer wieder Besuch von Kaisern und Königen. Der Münsteraner Historiker Christof Spannhoff hat das jetzt für eine größere Veröffentlichung genauer untersucht. Ergebnisse stellte er vorab einem 50-köpfigen Publikum im Vortragsraum der Markthalle vor. 

Für den einladenden Verein für Herforder Geschichte war es eine Premiere. Im Vorfeld der Errichtung des Archäologischen Fensters zieht er mit seiner Vortragsserie in die neugestaltete Markthalle im Zentrum Herfords um. "Wir haben viel Lob dafür bekommen. Die Pro Herford als Betreiberin der Markthalle hat sich als sehr umsichtiger Gastgeber erwiesen", stellte der Vorsitzende Eckhard Wemhöner fest. Neu ist auch das Angebot des Geschichtsvereins, im Anschluss den Vortrag bei einem Glas Wein oder Wasser Revue passieren zu lassen.

Das schon im Mittelalter verkehrstechnisch zentral gelegene Herford, so der Wissenschaftler, ist einer von 15 westfälischen Orten mit mehreren dokumentierten Herrscherbesuchen. Dabei galten diese Visiten nicht dem hier vorhandenen Königshof Adonhusa (in der Radewig), sondern dem Reichsstift. Der Historiker schließt das daraus, dass die während der Aufenthalte ausgestellten Urkunden dem Frauenkloster galten. 

Schon bald nach der Gründung des Frauenstifts kam Ludwig der Deutsche vorbei; der Forscher nimmt dafür das Jahr 852 an. 200 Jahre später befasste sich Heinrich III. in Herford mit den Rechten des Reichsstifts. Und 1224 stellte Heinrich VII. in Herford eine Urkunde "apud Hervordiam" (bei Herford) aus. 

Ein vierter Aufenthalt wird für das Jahr 1218 angenommen: Friedrich II. soll in diesem Jahr laut einer norddeutschen Chronik einen Hoftag in Herford abgehalten haben. Spannhoff sieht diese Informationen allerdings skeptisch. Der "Terminkalender" des Kaisers lasse ein solches Ereignis in Herford in diesem Jahr unwahrscheinlich erscheinen. 

Auch zum Besuch Ludwigs des Deutschen gibt es Unsicherheiten. Spannhoff glaubt, dass er ein Jahr später als bisher angenommen stattfand. Er erinnerte daran, dass im Mittelalter zahlreiche nachweislich fehlerhafte und auch gefälschte Urkunden im Umlauf waren. 

Seine Zuhörer hätten gern gewusst, wie diese Besuche abliefen, wo wer übernachtete, mit welchem Gefolge die Herrscher auftraten und was den Gästen aufgetischt wurde. Doch darüber gibt es fast keine Hinweise. Es sei anzunehmen, dass die Besucher mit größerem Gefolge kamen und sie selbst im Frauenstift (und nicht auf ihrem Königsgut) übernachteten. Doch viel mehr könne er nicht sagen. Aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehungen der Herforder Äbtissinnen hält er weitere nicht dokumentierte Herrscherbesuche an der Werre für möglich. 

Ausführlicher befasste Spannhoff sich aus Anlass der Besuchs-Dokumentation mit der Frühgeschichte des Stifts. Dabei stellte er sich im Forscherstreit um die Glaubwürdigkeit der Lebensbeschreibung des Heiligen Waltger auf die Seite der Kritiker, die den historischen Gehalt der um 1200 entstandenen Erzählung anzweifeln und ein späteres Gründungsdatum als 789 annehmen. Dass Herford das älteste Frauenstift Sachsens war, stellt er allerdings nicht infrage. 

Der Westfalen-Band des "Repertoriums der deutschen Königspfalzen" soll 2020 erscheinen. Schon vorher sind Spannhoffs Ergebnisse online verfügbar, Das federführende Institut für vergleichende Städteforschung in Münster hat sie unter dem Schlagwort "deutsche Königspfalzen digital" ins Netz gestellt.

Der nächste Vortrag im Geschichtsverein findet am 5. Dezember um, 19 Uhr in der Markthalle statt. Dann sprechen Prof. Dr. Ulrich Andermann (Bielefeld) und Dr. Fred Kaspar (Telgte) über das "Leben im Reichsstift Herford" und stellen ihre neue Publikation dazu vor.



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