[WestG] [AKT] LWL zeichnet Kreuzwegkapelle in Bestwig-Velmede als Denkmal des Monats aus

Holtrup, Sandra Sandra.Holtrup at lwl.org
Do Mär 28 08:30:32 CET 2019


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 26.03.2019, 11:05


AKTUELL

Dorfgemeinschaft engagiert sich für Restaurierung: LWL zeichnet Kreuzwegkapelle in Bestwig-Velmede als Denkmal des Monats aus

Seit vielen Jahren engagiert sich die Dorfgemeinschaft in Bestwig-Velmede (Hochsauerlandkreis) für den Erhalt der Kreuzwegkapelle an der Kanalstraße und hat sie gerade restauriert. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Kapelle als Denkmal des Monats März ausgewählt. "Die Kapelle steht dabei stellvertretend für die vielen landschaftsprägenden Kapellen im Sauerland, die erhalten sind, weil Ehrenamtliche sie mit großem Engagement pflegen", so LWL-Denkmalpfleger Dirk Strohmann.

Der kleine, achteckige Kapellenbau am nördlichen Ortsrand von Velmede markiert hinter dem Haus Kanalstraße 18 den Beginn des Kreuzwegs, der von hier aus seit 1860 den Berghang "Am Dorn" hinaufführt. Die Kapelle ist "Christus als dem blutschwitzenden Heiland" geweiht und steht auf einem Privatgrundstück. Sie wurde in den Jahren 1885/86 auf die Initiative von Einwohnern Velmedes errichtet. 

Die verputzten Außenwände, die auf einem niedrigen Bruchsteinsockel stehen, werden von spitzbogigen Nischen gegliedert, die vier schmale Fenster und die Eingangstür umrahmen. Die Dorfgemeinschaft hat den Bruchsteinsockel und die Pflasterung rund um das Gebäude in Eigenleistung ausgebessert. Außerdem erhielt die Kapelle einen neuen Außenanstrich. Bei der Restaurierung wurde auch das von einem Metallkreuz mit den Leidenswerkzeugen Christi bekrönte Zeltdach mit heimischen Schiefer erneuert. Die Restaurierung, die in den Jahren 2016 bis 2018 stattfand, haben die Gemeinde Bestwig und der LWL aus Denkmalpflegemitteln gefördert.


Hintergrund

Der gesamte Innenraum wird von einem mehrteiligen Kreuzrippengewölbe in neugotischen Formen überspannt, das mit Dekorationsmalerei in Form von ornamentalen und floralen Schmuckformen aus der Bauzeit ausgestattet ist. "Die Malerei wurde 1985 vereinfachend überarbeitet. Denkmalpflegerisches Ziel der aktuellen Maßnahme war es, den Bestand zu konservieren, indem die Gewölbemalerei ebenso wie das Altarrelief gereinigt und zurückhaltend retuschiert wurde", erklärt Strohmann. 

Die bleiverglasten Fenster sind zum Teil Originale aus der Bauzeit. Es sind Ornamentscheiben mit stilisierten Blattformen (Weinlaub), in die je ein kreisrundes Medaillon mit figürlicher Darstellung integriert ist. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg war ein Fenster ganz, ein zweites teilweise in modernen Formen ergänzt worden. Diese beiden Fenster ließ die Dorfgemeinschaft jetzt nach dem Vorbild der restaurierten Originale rekonstruieren. 

Die figürlichen Medaillons der Fenster sollen laut Errichtungsurkunde der Kapelle zusammen mit dem "blutschwitzenden Heiland" der Ölbergszene auf dem Altar die fünf schmerzhaften Rosenkranzgeheimnisse darstellen. "Zu den erhaltenen Szenen aus der Leidensgeschichte Christi - Ölberg, Dornenkrönung, Kreuztragung, Kreuzigung - muss man also die Geißelung ergänzen. Bei der Suche nach Vorlagen stellte sich heraus, dass die Darstellungen aus der Bilderbibel (Erstauflage 1860) des Malers Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) kopiert und in Drucktechnik auf das Glas übertragen worden waren", erklärt Strohmann. "Die Bilderbibel enthält allerdings keine Geißelung Christi. Ersatzweise wählte die Dorfgemeinschaft einen passenden Kupferstich (1509) von Lucas van Leyden (1494-1533) als Vorlage aus, ließ ihn auf Glas drucken und in die Rekonstruktion einfügen." Alle Fenster erhielten zudem eine Schutzverglasung.

"Es ist zu hoffen, dass sich die Dorfgemeinschaft auch in Zukunft engagiert, damit die Velmeder Kreuzwegkapelle noch möglichst lange erhalten bleibt als intaktes und im besten Fall auch genutztes Zeugnis der Frömmigkeit breiter Bevölkerungskreise und als identitätsstiftendes Stück Heimat", so Strohmann.


INFO

Die Besichtigung der Kapelle ist jederzeit möglich. Anmeldung und weitere Auskunft unter Tel. 02904 3636 oder per E-Mail: dorfgemeinschaft at velmede.info.


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