[WestG] [AUS] "Zwangsarbeit im Raum Herford", 01.03.-03.05.2019

Holtrup, Sandra Sandra.Holtrup at lwl.org
Fr Feb 15 08:54:34 CET 2019


Von: "Christoph Laue" <c.laue at kreis-herford.de>
Datum: 14.02.2019, 09:11


AUSSTELLUNG

Ausstellung "Zwangsarbeit im Raum Herford" 

Bereits vor 30 Jahren erarbeitete die Geschichtswerkstatt "Arbeit und Leben DGB/VHS Herford" als eine der ersten in der Bundesrepublik - eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit im Raum Herford, die in den Jahren darauf durch den ganzen Kreis Herford wanderte. Seinerzeit war es das Anliegen, diese lange verdrängte Geschichte vor Ort ans Licht zu bringen und den betroffenen Menschen ein Gesicht zu geben.

2009 zeigte die Gedenkstätte Zellentrakt eine aktualisierte und erweiterte Neufassung der Ausstellung. Die gezeigten Ausstellungstafeln sind in eine mobile Ausstellung umgewandelt worden, die seitdem u.a. in der Gesamtschule Friedenstal Herford und im Rathaus der Gemeinde Hiddenhausen zu sehen war (und weiterhin für Schulen und andere Einrichtungen genutzt werden kann. Nun wird sie im Kreishaus Herford gezeigt.

Bereits 1989 war eine Gruppe früherer polnischer Zwangsarbeiter aus Pabianice bei Lodz, die im Krieg in Sundern eingesetzt waren, zu Gast in Herford, 1994 folgten über 20 frühere Zwangsarbeiterinnen aus Mariupol in der Ukraine einer Einladung nach Herford. Die 2000 gegründete (Bundes-)Stiftung für die Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern des NS-Regimes "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" hat 2007 ihre Arbeit abgeschlossen.

Das Thema Zwangsarbeit ist damit aber keineswegs "erledigt". Beleuchtet es doch u.a. zwei zentrale Aspekte nationalsozialistischer Ideologie:
- die Eroberung von Lebensraum in Osteuropa sowie
- den Aufbau einer nach ´rassischen` Kriterien gegliederten Gesellschaftsordnung.

Über zehn Millionen Verschleppte und Kriegsgefangene schufteten für die deutsche (Kriegs-)Wirtschaft und in der Landwirtschaft. Alte, Junge, Männer, Frauen, oft 12- bis 15jährige Kinder transportierten die Deutschen aus ihrer Heimat ab, weg von der Strasse, vom Feld, dem Zuhause ins Ungewisse. Tausende starben an Hunger oder Krankheit oder wurden ermordet.

Auch im Kreis Herford waren zwischen 1939 und 1945 tausende Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie Kriegsgefangene verschiedener Nationalitäten zwangsverpflichtet. In überschaubarer räumlicher Nähe dokumentierte sich für jeden sichtbar ein Stück nationalsozialistischer Herrschaft und Rasseideologie.

Für viele war es eine Reise ohne Rückkehr. Der Umgang mit den Fremden war im Kreis Herford, weder in den Betrieben, in der Landwirtschaft noch in der Verwaltung besser oder anders als sonst im Deutschen Reich. Menschenfreundliches, mutiges oder gar christliches Verhalten gab es, war aber absolute Seltenheit. Einzelschicksale zeigen einen Leidensweg, der von der Verschleppung zur Arbeit, dem Weg in Konzentrations- oder Arbeitserziehungslager bis hin zum Tod oder der Ermordung reichte.

In das ehemalige Herforder Polizeigefängnis lieferte die Polizei Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, wenn sie Widerstand übten oder flüchteten ein und vernahmen sie. Vor hier ging es für Viele in andere Lager. Einige hinterließen Spuren an den Zellentüren. Die heutige Gedenkstätte Zellentrakt ist ein authentischer Ort zu diesem Thema.


INFO

Ausstellung "Zwangsarbeit im Raum Herford"
01. März bis zum 03. Mai 2019
Kreishaus Herford
Amtshausstr. 3
32051 Herford

Die Ausstellung bewahrt das Erinnern, präsentiert neue Ergebnisse und Quellen zur örtlichen Zwangsarbeit und ist ein Beitrag zur Aussöhnung mit den Opfern. Vor allem jungen Menschen soll deutlich werden, dass es für die Geschichte des Nationalsozialismus niemals einen Schlussstrich geben darf. Veranstalter der Ausstellung sind das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V. und Gedenkstätte Zellentrakt/Stadtarchiv Herford. Die Ausstellung und das pädagogische Material (vgl. u.a.
http://www.zellentrakt.de/downloads/materialien/Ausstellung_Zwangsarbeit_Betreuerinfos.pdf) wurden von Helga Kohne, Christoph Laue und Michael Oldemeier erarbeitet, die Gestaltung der Ausstellung stammt von Elke Brunegraf und Christoph Laue.

Weitere Fotos und Materialien sind über die Gedenkstätte erhältlich.

E-Mail: info at zellentrakt.de
URL: www.zellentrakt.de 


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