[WestG] [AKT] Unrecht in Einrichtungen der Behindertenhilfe: Zeitzeugen gesucht

Holtrup, Sandra Sandra.Holtrup at lwl.org
Do Sep 27 16:00:35 CEST 2018


Von: "Ennepe-Ruhr-Kreis" <info at presse-service.de>
Datum: 27.09.2018, 14:57


AKTUELL

Unrecht in Einrichtungen der Behindertenhilfe: Zeitzeugen gesucht

Vor einigen Wochen hat die Stiftung Anerkennung und Hilfe ein Zeitzeugenportal im Internet freigeschaltet. Genutzt werden soll es von Menschen, die als Kinder oder Jugendliche in einer stationären Einrichtung der Behindertenhilfe oder in einer stationären Einrichtung der Psychiatrie Leid und Unrecht erlebt haben. Dabei geht es um die Zeiträume 1949 bis 1975 (Bundesrepublik) beziehungsweise 1949 bis 1990 (ehemalige DDR).
 
"Neben dem Auswerten von Akten in den Einrichtungsarchiven ist es uns wichtig, Stimmen von Zeitzeugen zu hören", so Prof. Dr. Heiner Fangerau von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Der Medizinhistoriker und Medizinethiker ist Teil einer Forschungsgruppe, die die Unterbringungssituation in der BRD (1949 bis 1975) und der DDR (1949 bis1990) wissenschaftlich aufarbeitet.
 
Zeitzeugen sind die Betroffenen selbst, ihre Eltern und andere Angehörige, das Personal der Einrichtungen, Besucher und Praktikanten, Forscher, Ärzte und Behördenmitarbeiter. Ihnen allen soll es möglich gemacht werden, sich aktiv am Prozess der Aufarbeitung zu beteiligen.
 
"Die bisherige Resonanz zeigt Der Wunsch, endlich über seine Erfahrungen reden zu können, ist sehr groß", stellt Prof. Dr. Karsten Laudien fest. Er ist vom Deutschen Institut für Heimerziehungsforschung mit der Betreuung des Portals betraut. Für ihn steht fest: "Je mehr Menschen sich am Prozess beteiligen, desto breiter werden die Geschehnisse in das öffentliche Bewusstsein getragen und in der Zukunft einen festen Platz erhalten."
 
So haben sich bereits mehrere ehemalige Mitarbeiter gemeldet, die in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen in Ost und West gearbeitet haben. Ihre Beiträge zeigen, wie viel Druck auf ihnen lastet und wie sie froh sind, über ihre Erfahrungen - wenn gewünscht auch anonym - berichten zu können.
 
Bereits seit Ende 2016 können sich diejenigen, die bis heute an den Folgen des erlebten Unrechts leiden, an die Stiftung Anerkennung und Hilfe wenden. Sie verfügt über eine Vielzahl regionaler Anlauf- und Beratungsstellen.
 
Aufrufbar ist das Zeitzeugenportal bis Juli 2019 unter www.umfrageonline.com/s/zeitzeugenportal.
 
Weitere Informationen zur wissenschaftlichen Aufarbeitung liefert die Stiftung Anerkennung und Hilfe unter www.stiftung-anerkennung-und-hilfe.de.
 

Stichwort Stiftung Anerkennung und Hilfe
 
Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung aufgefordert, in Abstimmung mit den Bundesländern ein Hilfesystem zu errichten für Menschen, die als Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder in stationären psychiatrischen Einrichtungen Leid und Unrecht erfahren haben. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat gemeinsam mit Ländern und Kirchen einen Lösungsweg erarbeitet, um das Leid der Betroffenen anzuerkennen und das erlebte Unrecht aufzuarbeiten. Das errichtete Hilfesystem ist die Stiftung Anerkennung und Hilfe.
 
Die Stiftung erfüllt folgende Aufgaben: öffentliche Anerkennung, die Anerkennung der Leids- und Unrechtserfahrungen durch wissenschaftliche Aufarbeitung sowie die individuelle Anerkennung und Unterstützung durch finanzielle Hilfe.


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