[WestG] [AKT] Neue Forscher am LWL-Museum für Naturkunde: „Schlaemmschlacht“ mit Fachleuten
Holtrup, Sandra
Sandra.Holtrup at lwl.org
Mi Aug 16 15:24:37 CEST 2017
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 14.08.2017
AKTUELL
Neue Forscher am LWL-Museum für Naturkunde: „Schlämmschlacht“ mit Fachleuten
Die Mannschaft im LWL-Museum für Naturkunde ist wieder voll besetzt. Die Wissenschaftler Dr. Achim Schwermann und Dr. Christian Pott sind seit kurzen in der Paläontologischen Bodendenkmalpflege in Münster tätig. Sie sind zwei Experten mit unterschiedlichen Fachgebieten: Pott ist der neue Fachmann für urzeitliche Pflanzen und Pollen, Schwermann der neue Wirbeltier- und Dinosaurier-Experte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).
Der Paläontologe Schwermann hat gemeinsam mit Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs als erstes die Ferienaktion "Das große Schlämmen" ins Leben gerufen. Von Dienstag (22.8.) bis Freitag (25.8.) können Interessierte täglich zwischen 10 und 16 Uhr den LWL-Paläontologen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und Fragen stellen.
Die Technik des "Schlämmens" ist in der Fachwelt gängige Praxis, um millimetergroße Fossilien wie die Zähne von Säugetieren aus der Zeit der Dinosaurier freizulegen und damit eine Ergänzung zu größeren Funden, wie etwa Dinosaurierknochen und -zähne, zu erhalten. Dieses wissenschaftliche Verfahren, das die Entdeckung von kleinen und kleinsten Fossilien aus dem umgebenden Sediment überhaupt erst möglich macht, hat der Fachmann bereits auf Grabungen in China, Sibirien und Deutschland angewendet. Dort wurden zuvor größere Dinosaurier gefunden, weshalb die Wissenschaftler die Ausgrabungsstellen genauer untersuchten. Die Funde von kleinen Säugern ergänzen oftmals größere Fossilienfunde. Mit ihnen kann die Lebenswelt und Lebensgemeinschaft, in der die großen Dinosaurier gelebt haben, genauer erfasst und das Ökosystem rekonstruiert werden.
Schwermann (Jahrgang 1984) wuchs in Gescher-Hochmoor (Kreis Borken) auf. In Münster und Bonn studierte er Geowissenschaften studiert. Seine Promotion über die Funktionsweise von Säugetiergebissen im Erdmittelalter folgte im Jahr 2015 in Bonn . Aktuell führt Schwermann eine Grabung in Balve im Sauerland fort, die er von seinem Vorgänger Dr. Klaus Peter Lanser übernommen hat. Schwermann: "Balve ist aus paläontologischer Sicht ein sehr wichtiger Grabungsort. Seit dem 19. Jahrhundert waren aus Süddeutschland Säugetierzähne bekannt, die aus dem ersten Abschnitt des Erdmittelalters, dem Zeitalter der Dinosaurier, stammten." Bis vor kurzem fehlten entsprechende Fossilien aus den mittleren (Jura) und späten (Kreide) Abschnitten dieser Zeit. Vor zwei Jahren war Schwermann an der Veröffentlichung der ersten jurassischen Säugetierfunde aus Deutschland beteiligt, nun sorgt Balve für die entsprechenden Funde aus der Kreidezeit.
Pott (Jahrgang 1977) stammt aus Altenberge im Kreis Steinfurt. Er hat in Münster Biologie mit dem Nebenfach der Paläontologie (Paläobotanik) studiert. Mit Beginn seiner Dissertation im Jahr 2004 hat sich Pott auf das Fachgebiet der Paläobotanik konzentriert. 2008 ging er nach Schweden an das Naturhistorische Museum in Stockholm. Bis 2017 arbeitete er dort als Paläobotaniker, war überwiegend forschend tätig und gab ein Fachmagazin zur Palynologie, Pollenkun de, heraus. Im Juli 2017 wechselte er dann an das LWL-Museum für Naturkunde und trat damit die Nachfolge von Dr. Detlef Grzegorczyk an.
Bisher fehlte die Paläobotanik als Forschungsbereich im LWL-Museum für Naturkunde. "Zurzeit sind noch nicht so viele Pflanzenfunde aus Westfalen bekannt. Aber das Potential ist da", sagt der Experte. "Denn die bisherigen Funde deuten klar an, dass noch mehr zu finden ist." Der Biologe freut sich nach seiner Zeit in Schweden wieder zurück nach Deutschland zu kommen. "Es ist ein wunderbarer Arbeitsplatz, den ich hier angeboten bekommen habe. Außerdem hatte ich so die Möglichkeit in meiner Heimat zu arbeiten", so der gebürtige Münsterländer. Er ist zusätzlichhat Referatsleiter im Fachamt für Paläontologische Bodendenkmalpflege des LWL, das seinen Sitz im Museum hat. "Nur wenigen Menschen ist bekannt, dass das Museum auch forscht. Wir wollen Forschung und die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse mehr in den Vordergrund stellen", sagt Pott.
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