[WestG] [AKT] Objekt des Monats: Der Nachttopf - Sonderausstellung "Scheiße sagt man nicht!" im LWL-Freilichtmuseum Detmold

Pattberg, Julia Julia.Pattberg at lwl.org
Mo Jul 4 11:01:27 CEST 2016


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org> 
Datum: 01.07.2016, 12:35


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Objekt des Monats: Der Nachttopf - Sonderausstellung "Scheiße sagt man nicht!" im LWL-Freilichtmuseum Detmold 

Wenn man nachts seine Notdurft verrichten musste, konnte das früher schon recht beschwerlich sein, schließlich gab es in vielen Häusern bis in die 1960er Jahre noch keine wassergespülten Toiletten. Abhilfe schafften Nachttöpfe. Einige Beispiele dafür sind in der Sonderausstellung "Scheiße sagt man nicht!" im LWL-Freilichtmuseum Detmold zu sehen. Wofür Nachttöpfe noch genutzt wurden, erläutert die Ausstellungskuratorin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Janina Raub.

Der Nachttopf ist ein seit dem Mittelalter bekanntes Gefäß, das für den nächtlichen Gang zur Toilette jede Menge Luxus bieten konnte. Meist stand er am Fußende unter dem Bett und wurde morgens von den Rangniedrigsten des Hauses geleert. In der Regel waren das Knechte, Mägde oder Kinder. 

Bereits in der Vorbereitung zur Sonderausstellung wurde deutlich, dass das LWL-Freilichtmuseum Detmold jede Menge Nachttöpfe besitzt. Bei einer Besichtigung im Magazin war aber nur knapp die Hälfte der um die 60 erwarteten Nachttöpfe vorhanden. Wo waren all die Stücke hin? Die meisten Nachttöpfe des Museum befinden sich bereits in den historischen Häusern und zwar in allen erdenklichen Farben und Materialien. Die Form ist meist ähnlich: rund mit einem Henkel. Ein ganz besonderes Stück hat es nicht in die Ausstellung geschafft. Ein Nachttopf mit sieben Henkeln ist auch in der großen Sammlung des LWL-Freilichtmuseums Detmold eine Besonderheit. Vermutlich stammt er aus Ochtrup, einer kleinen Stadt im nordwestlichen Münsterland. Aber was nützt einem ein Nachttopf mit sieben Henkeln? Angeblich konnte man ihn besser unter dem Bett hervorholen, ohne in das Innere greifen zu müssen.

Seit dem 20. Jahrhundert setzte langsam eine Umnutzung der Nachttöpfe ein. Mit der Einführung wassergespülter Toiletten und dem Verlassen des Plumpsklos vom Hof verschwand auch der Nachttopf unter dem Bett. In der Sonderausstellung "Scheiße sagt man nicht!" ist eine Variation an Nachttöpfen ausgestellt. So auch ein als Farbeimer umfunktioniertes Gefäß, das eindeutig zum Streichen genutzt wurde. Eine gern genutzte Variante ist der Nachttopf als Blumentopf. Heute ist der Nachttopf mehr oder weniger aus unserem Alltag verschwunden. Lediglich bei Krankenhausaufenthalten begegnet uns nach wie vor die Bettpfanne.



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