[WestG] [AKT] Denkmal des Monats: Bochumer Doppelhaus, Schillerstrasse 8/8a

Weidner, Marcus Marcus.Weidner at lwl.org
Fr Jan 23 10:07:54 CET 2015


Von: "LWL-Pressestelle", <presse at lwl.org>
Datum: 22.01.2015, 14:35


AKTUELL

Sanierung bereinigt Bausünden
LWL zeichnet Bochumer Doppelhaus als Denkmal des Monats aus

Das 1898 an der Bochumer Schillerstraße 8/8a im Stil der Neorenaissance errichtete, mehrgeschossige Doppelhaus war ursprünglich sehr repräsentativ. In den vergangenen Jahrzehnten verschlechterte sich jedoch das Erscheinungsbild des Hauses, da unpassende Fenster, Türen und Balkone eingebaut und die Bauunterhaltung vernachlässigt wurde. Neue Eigentümer haben die rechte Haushälfte jetzt saniert, dabei historische Gestaltungselemente erhalten und verloren gegangene Elemente rekonstruiert. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Haus als Denkmal des Monats ausgezeichnet.

"Die Eigentümer und die Architektin haben die Qualität des Baudenkmals erkannt und es in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden behutsam instand gesetzt", so LWL-Denkmalpflegerin Saskia Schöfer. "So haben sie diese qualitätvolle Architektur erhalten und gleichzeitig Maßstäbe für die Erhaltung der denkmalgeschützten Bebauung im Bochumer Stadtparkviertel gesetzt."

Eine besondere Herausforderung stellte die Fassadensanierung dar. In der Vergangenheit waren Teile der Klinkerflächen überstrichen oder unsachgemäß verfugt worden. Es war schwierig die Farbschichten schonend zu entfernen und die gestalterisch wichtigen Klinkerornamente und Klinkerwandflächen zu bearbeiten. Dennoch gelang es den Eigentümern in Absprache mit allen Beteiligten, die Fassaden wieder in ihrer historisch gestalteten Ziegel- und Putz-Vielfalt sichtbar zu machen. 

Um zeitgemäße Wohnverhältnisse zu schaffen wurde das Gebäudeinnere behutsam saniert, das Dach wurde neu gedeckt und eine energetische Sanierung durchgeführt. Außerdem wurden die ungeteilten Kunststofffenster durch Holzfenster in der ursprünglichen Teilung ersetzt. Diese hochwertigen Fenster wurden auch in den Souterrainbereichen eingebaut. Dabei wurden die hier angebrachten originalen Gitter aufgearbeitet. Die aufwändig gestaltete und verzierte Eingangstür war zwischenzeitlich durch eine schlichte Tür ersetzt worden. Als Vorlage für den detailgetreuen Nachbau diente die noch vorhandene, baugleiche Tür im Nachbarhaus. "Der Eingangsbereich ist durch die neue, handwerklich gefertigte Haustür deutlich aufgewertet worden", so Schöfer. 

An der Rückseite des Denkmals sind nachträglich angefügte Balkone entfernt und eine neue Terrasse errichtet worden, um den Garten besser zugänglich zu machen. Die unpassend ersetzten Geländer der originalen Balkone wurden entfernt und durch neue, dezent gestaltete Gitter nach den Entwürfen der Architektin ersetzt.

"Die sorgfältig gereinigten und neu verfugten Klinkerflächen bilden nun zusammen mit den neugestrichenen Putzbereichen, den in historischer Teilung erneuerten Holzfenstern und der Haustür eine gestalterische Einheit, die dem bauzeitlichen Qualitätsanspruch gerecht wird", lobt Schöfer die Sanierung.


Hintergrund

Das Stadtparkviertel in Bochum gehört zu den frühen Erweiterungsgebieten der Stadt Bochum. Die Altstadt Bochums war im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts so dicht bebaut, dass der Bedarf an anspruchsvollen Wohnungen in offener, villenartiger Bebauung hier nicht mehr möglich war. Der Stadtpark war 1870 auf der Vöde, der gemeinheitlich genutzten Acker- und Weidefläche außerhalb der Altstadt Bochums, entstanden. In seinem Umfeld entwickelten sich in mehreren Bauphasen Wohngebäude für den gehobenen Bedarf. In diesem Stadtviertel Bochums wurde in der frühen Bauphase der 1890er-Jahre der Stil der Neorenaissance bevorzugt, der diesem Quartier durch eine aufwändige Gestaltung einen herrschaftlichen Charakter verleihen sollte. Bis heute ist das Stadtparkviertel mit seinen großzügigen, mehrgeschossigen Villen auf großen, begrünten Grundstücken eine der beliebtesten Wohngegenden Bochums. Um die vielfältige Architektur und den Stadtgrundriss zu schützen, wies die Stadt Bochum das Viertel 1990 als Denkmalbereich aus und erließ eine Denkmalbereichssatzung.


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