[WestG] [WWW] "Lost Generation" - App zum Ersten Weltkrieg mit Avatar aus Suedwestfalen

Pawlitta, Pascal Pascal.Pawlitta at lwl.org
Mo Feb 23 11:13:59 CET 2015


Von: "Dieter Pfau" <dpfau at t-online.de>
Datum: 20.02.2015, 08:38


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"Lost Generation" - App zum Ersten Weltkrieg mit Avatar aus Südwestfalen: Siegener Arbeiterjunge ist eine der historischen Figuren, deren Lebensweg präsentiert wird

"Lost Generation meets Smartphone-Generation" - das ist das Motto, mit dem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. junge Menschen für die Schicksale ihrer Altersgenossen im Ersten Weltkrieg sensibilisieren möchte. Die App "Lost Generation" wurde Mitte November 2014 in Berlin von Markus Meckel, dem Präsidenten des Volksbundes, der Öffentlichkeit vorgestellt. Seitdem ist die App für Smartphones, Pads und Tablets für iOS im "App Store" von Apple sowie für Android im "Play Store" von Google erhältlich, nähere Infos: www.lost-generation.eu. 

Fünf junge Menschen, in der App in Anlehnung an Computer-Spiele "Avatare" genannt, sind die "Hauptdarsteller". Sie haben zur Zeit des Ersten Weltkriegs tatsächlich gelebt. Sie erzählen ihre Lebensgeschichte anhand von Bildern und Originaldokumenten, professionelle Sprecher leihen ihnen ihre Stimme. Die dahinter stehenden historischen Figuren sind zur Zeit des Ersten Weltkrieges selbst noch Jugendliche oder junge Erwachsene. Wie sieht ihre Lebenswelt aus, was erleben sie in dieser Zeit und was bedeutet der Krieg für ihr Leben?

Einer der "Avatare" ist der Siegener Wilhelm Fries, Sohn einer Arbeiterfamilie. Während Wilhelm seine Schlosserlehre in einem Rüstungsbetrieb machte, zogen seine vier älteren Brüder in den Krieg - nur einer kehrte zurück. Das veränderte sein Leben grundlegend: er schloss sich der Sozialdemokratie und schließlich der Deutschen Friedensgesellschaft an, gehörte zu den ersten jungen Deutschen, die den "Erbfeind" Frankreich Ende der 1920er Jahre besuchten, um die Gräber seiner Brüder zu sehen und sich für die Völkerverständigung einzusetzen. Diesen Idealen blieb er Zeit seines Lebens treu.

Wilhelm Fries stammt aus Westfalen, die vier anderen Avatare, deren Lebensgeschichte in jeweils fünf Videosequenzen ebenso anschaulich wie spannend erzählt wird, aus verschiedenen Regionen Deutschlands: der jugendbewegte Ernst Sachse aus Hannover, der aus einer Fabrikantenfamilie stammende Offizier Hermann Boeddinghaus aus dem Rheinland, die Diakonisse Marie Stier aus Württemberg und der jüdische Frontsoldat und Feld-Hilfsrabbiner Ezechiel Hasgall aus Gailingen am Bodensee. 

Mit der Lebensgeschichte dieser fünf jungen Menschen wird der Nutzer der App zu den wichtigsten Kriegsschauplätzen in Europa geführt und lernt die zentralen Aspekte der Geschichte des Ersten Weltkriegs kennen - aber auch interessante Einzelthemen wie beispielsweise "Vaterländischer Hilfsdienst", stationäre und fahrende Feldlazarette, Feldseelsorge, Antisemitismus und "Judenzählung". Die Avatar-Ebene der App wird durch einen Dokumentationsbereich ergänzt, der fast alle für die Avatare benutzten Fotografien und Dokumente enthält. Auf diese Weise wird es möglich, die Quellen einzeln zu betrachten und für neue Fragestellungen zu erschließen. 

Außerdem bietet die App eine Informations-Ebene, die weitere Infoclips und zahlreiche Facts über die zentralen Themen des Krieges enthält, eine Zeitleiste sowie eine historische Karte, die zu den einzelnen Kriegsschauplätze in Europa führt. Mit diesen verschiedenen Ebenen bietet die App sowohl einen persönlichen Zugang zu den Schicksalen junger Menschen während des Krieges als auch einen fundierten Überblick über die wichtigsten Aspekte des Ersten Weltkriegs im europäischen Raum.
 
Die App ist daher auch hervorragend für den Schulunterricht geeignet, die Website enthält entsprechende didaktische Hinweise und Materialien. Erste Schulen und Schulklassen, u.a. in Siegen und in Baden-Württemberg, haben bereits erfolgreich mit der App gearbeitet. Mitte Januar 2015 lag die Zahl der Downloads bereits bei über 1.500. 

Konzeption und Inhalte der App haben die beiden Historiker Stefan Nies (Dortmund) und Dieter Pfau (Siegen) im Auftrag des Volksbundes erarbeitet und zusammen mit der Trierer Agentur audiobits - digitale klangwelten für die App medial aufbereitet. Zahlreiche Archive und Institutionen, darunter auch einige Stadt- und Bildarchive aus Westfalen, haben für das Projekt Bild- und Quellenmaterial bereitgestellt. Das Bundesarchiv ist  Kooperationspartner des Projekts.


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