[WestG] [AKT] Kooperation: Ruhr Museum in Essen, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum, Fritz-Hueser-Institut in Dortmund

Pawlitta, Pascal Pascal.Pawlitta at lwl.org
Do Sep 4 09:51:55 CEST 2014


Von: "Tanja Herrmann" <tanja.herrmann at stadtdo.de>
Datum: 02.09.2014, 15:00


AKTUELL

Kooperation: Ruhr Museum in Essen, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum, Fritz-Hüser-Institut in Dortmund

Das Ruhr Museum in  Essen, das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum und das Fritz-Hüser-Institut in Dortmund haben eine engere Kooperation vereinbart. Hierbei präsentiert das Ruhr Museum in Essen die Geschichte des Reviers mit herausragenden Ausstellungen und Dokumentationen, das Haus der Geschichte in Bochum wird die historische schriftliche Überlieferung der interessierten Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung stellen und das Fritz-Hüser-Institut in Dortmund die Literatur des Ruhrgebietes in Vergangenheit und Gegenwart dokumentieren und pflegen. Mit dieser Kooperation erfährt das Ruhrgebiet eine vollständige Begleitung der Erforschung und Dokumentation seiner Geschichte und Literatur.

Die drei Kooperationspartner stimmen  die Sammlungsschwerpunkte untereinander ab. In gemeinsamen Tagungen, Veranstaltungen und Ausstellungen soll das Ruhrgebiet als Metropolenregion mit eigener Identität dokumentiert und beschrieben werden.

Das Ruhr Museum in der ehemaligen Kohlenwäsche auf dem Welterbe Zollverein ist das  Regionalmuseum des Ruhrgebiets. In seiner Dauerausstellung erzählt es mit 6.000 Exponaten die faszinierende Natur- und Kulturgeschichte des Reviers, - einer der größten Ballungsräume  Europas - von der Entstehung der Kohle vor 300 Millionen Jahren bis zum heutigen Strukturwandel zur Metropole Ruhr. Der Museumsparcours folgt dabei dem ehemaligen Weg der Kohle über drei Ebenen. Er beginnt mit den Mythen, Phänomenen und Strukturen der Gegenwart, gefolgt vom vorindustriellen Gedächtnis und endet nach der Geschichte des dramatischen Industrialisierungsprozesses wieder in der Gegenwart der Metropole Ruhr.

Im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, das von der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets getragen wird, sind drei Einrichtungen untergebracht. Die Bibliothek des Ruhrgebiets gehört mit ihren circa 500.000 Medieneinheiten zu den größten Fachbibliotheken in der Bundesrepublik. Sie sammelt sämtliche wissenschaftliche Literatur zur Geschichte und Gegenwart des Ruhrgebiets und anderer schwerindustrieller Ballungsräume sowie zur Sozialgeschichte. Das Archiv für soziale Bewegungen sichert wichtige Quellenbestände zur Geschichte des Ruhrgebiets, die von der traditionellen Archivlandschaft bisher nicht berücksichtigt wurden. Dazu zählen u. a. die Akten der Industriegewerkschaft Bergbau, Energie, Chemie, des Kommunalverbandes Ruhrgebiets, der Internationalen Bauausstellung Emscherpark und der Kulturhauptstadt 2010 GmbH. Die dritte im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets untergebrachte Einrichtung ist das Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum. Das Institut führt zahlreiche Forschungsprojekte zur Sozialgeschichte und zur Geschichte sozialer Bewegungen in internationaler Perspektive durch.  

Das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt beherbergt in seinem Archiv und Bibliothek 40.000 Monografien, 1.300 überwiegend historische Zeitschriften und  ca. 80 kleinere und größere Vor- und Nachlässe: Eine im deutschsprachigen Raum einmalige Dokumentation zum literarischen Schreiben über Arbeit, Industrie und Strukturwandel.  Zu den Beständen, die mit der Entstehung der Arbeiterbewegung in der  Mitte des 19. Jahrhunderts beginnen, gehören auch die Überlieferung  der Arbeiterkultur mit z.B. der Musik oder  dem Esperanto sowie eine über die Netzwerke der 1920er entstandene Sammlung zur Vagabundenbewegung. 

An Hand nicht nur dieser Bestände, sondern auch der für das Ruhrgebiet besonders wichtigen  Überlieferung zur  Dortmunder Gruppe 61, dem Werkkreis Literatur der Arbeitswelt,  den Autoren, deren Werk dort häufig seinen Anfang nahm oder das sich im weitesten Sinne mit dem Thema Arbeit befasst, lässt sich Literaturgeschichte mit industriekulturellen Schwerpunkt nachvollziehen. 


Das erste gemeinsame Projekt der Kooperation hat den Titel "Heimat und Welt. Erich Grisar - ein Autor und Fotograf zwischen literarischer Avantgarde und sozialem Engagement"

Unter diesem Titel soll an den Dortmunder Kesselschmied, Bauzeichner und späteren Dortmunder Bibliothekar Erich Grisar (1898-1955) erinnert werden, der zu den wichtigsten Autoren und Fotografen des Ruhrgebiets zählt und älteren Dortmundern als Verfasser des Anekdotenbandes "Der lachende Reinoldus" im Gedächtnis geblieben ist.

Sein Werk als Autor, als Reisender und als Fotograf hat aber eine weit darüber hinaus gehende Anerkennung erfahren und Bedeutung für die Stadtgeschichte und die regionale Literatur erlangt. Es verdient wieder ins Bewusstsein zurück gebracht zu werden.

Insbesondere als Fotograf und Reiseberichterstatter in Dortmund, im Revier und in Europa hat Grisar  mit den Fotografien aus dem Alltag in den 1920er und frühen 1930er Jahren ein ungewöhnliches und künstlerisch beachtliches Werk hinterlassen, das von literarisch interessanten Texten  begleitet worden ist.

Der schriftstellerische Nachlass umfasst mehrere hundert  Briefe von Autoren und Verlagen  seit  den 1920er Jahren; die in loser Folge geschriebenen Tagebücher von 1916-1946 und zahlreiche Manuskripte zu veröffentlichten und unveröffentlichten Werken.

Der Fotobestand umfasst mehr als 4000 Fotos, die digitalisiert, aber nicht erschlossen sind, d.h. die zeitlichen und topografischen Zuordnungen müssen in vielen Fällen noch erfolgen.

Die Fritz Hüser-Gesellschaft e.V., das Fritz-Hüser-Institut, das Stadtarchiv Dortmund  und das Ruhr Museum wollen den Autor und Fotografen 2016 im Ruhr Museum in einer Ausstellung präsentieren.  Die Publikationen und wissenschaftliche Kommentierung der unveröffentlichten Texte - im Mittelpunkt steht hier der Roman "Cäsar 9", der vom Alltag und Widerstand in Dortmund in den Jahren 1943 bis 1945 handelt - erfolgen durch die LWL-Literaturkommission. Das  LWL-Industriemuseum und das Museum für westfälische Literatur auf dem Kulturgut Haus Nottbeck werden die Ausstellung als Wanderausstellung übernehmen. 

Mit dem Haus der Geschichte des Ruhrgebiets  planen die Kooperationspartner mit einer  gemeinsamen Tagung zum  Thema "Arbeit in Fotografie, Film, Literatur und Geschichtsschreibung der Zwischenkriegszeit: das Ruhrgebiet im internationalen Vergleich" zu vermessen.


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