[WestG] [AKT] Neuauflage der "Historischen Erkundung” in Iserlohn

Pawlitta, Pascal Pascal.Pawlitta at lwl.org
Do Sep 4 09:45:12 CEST 2014


Von: "Stadt Iserlohn" <info at presse-service.de>
Datum: 02.09.2014, 12:27


AKTUELL

Neuauflage der "Historischen Erkundung” in Iserlohn

Von 2000 bis 2013 wurde die "Historische Erkundung” in Iserlohn mit 173 Schulklassen durchgeführt. Dabei begaben sich die Kinder gemeinsam mit dem jüdischen Zeitzeugen Carl-Heinz Kipper auf die Spuren des Nationalsozialismus in Iserlohn. Am Ende jeder Erkundung berichtete Kipper über seine Erlebnisse und Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Tod Carl-Heinz Kippers hatte die Stadt Iserlohn die "Historische Erkundung" zunächst ausgesetzt. Im Herbst soll sie nun mit einigen Veränderungen neu aufgelegt werden:

Vor dem Rundgang lesen Schülerinnen und Schüler ab der Stufe sechs wie gehabt die Geschichte "Mathias und der Mensch aus Bronze", die die konzeptionelle und pädagogische Grundlage für eine "Historische Erkundung" ist. Die entsprechenden Broschüren werden den teilnehmenden Schulen kostenlos als Klassensatz zur Verfügung gestellt. "Mathias und der Mensch aus Bronze" ist eine Mäusegeschichte, die den Kindern aus der Sicht von Mäusen erzählt, was den Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus passierte.

Bei der anschließenden vom städtischen Jugendschutz begleiteten "Historischen Erkundung" lernen die Kinder Orte und Erinnerungsstätten kennen, die an die jüdische Geschichte und Verfolgung erinnern, wie Stolpersteine, Mahnmal am Poth, ehemalige Synagoge und die dortige Gedenktafel. So erfahren sie, wie die Stadt heute mit ihrer Geschichte umgeht. Als zusätzliche Stationen kommen ab Herbst die Stadtbücherei und das Stadtmuseum Iserlohn sowie das Stadtarchiv hinzu, durch die die Kinder verschiedenartige Informationen zum Thema Nationalsozialismus erhalten.

Die Stadtbücherei Iserlohn erklärt den Schülerinnen und Schülern, wie entsprechende Medien in der Bücherei gefunden werden können. Mittels verschiedener Begriffe wird im "hauseigenen" Online-Katalog (OPAC) recherchiert. Zudem wird den Kindern das Informationsangebot im Internet altersgerecht und ausgewählt vorgestellt und mit Hilfe einer kindgerechten Website bekommen sie einen interaktiven und spielerischen Einstieg in das historische Thema.

Mitarbeiter des Stadtarchivs vermitteln den Schülerinnen und Schülern anhand von historischen Fotografien und Dokumenten an einem authentischen Ort Einblicke in das Schicksal der jüdischen Familie Ehrlich in Iserlohn. Dem damaligen Rathaus gegenüber befand sich bis 1938 im Haus Markt 10 (heute: Alter Rathausplatz 10) das Haushaltswarengeschäft Ehrlich. Am Beispiel dieser Familie wird erläutert, wie eine seit 1887 in Iserlohn etablierte jüdische Familie nach 1933 ausgegrenzt wurde. Nach der Zerstörung des Geschäftes in der Pogromnacht 1938 und dem Zwangsverkauf war ihr die wirtschaftliche Grundlage entzogen. Noch 1945 wurde Siegfried Ehrlich nach Berlin deportiert, wo er kurz darauf starb.

Das Stadtmuseum lädt schließlich zu einer Erkundung des Luftschutzstollens in der Altstadt ein. Unzähligen Menschen hat der nationalsozialistische Terror das Leben gekostet, die Überlebenden traumatisiert und in den Städten Spuren hinterlassen; eine davon ist in Iserlohn der Luftschutzstollen Altstadt. Die Städte des Ruhrgebietes litten ab 1940 zunehmend unter den Bombenangriffen der Alliierten und da auch in Iserlohn kriegswichtige Produkte hergestellt wurden, befürchtete man hier ein ähnliches Schicksal. Im Luftschutzstollen Altstadt, ab Ende 1943 unterhalb der Obersten Stadtkirche errichtet, bangten über 2 000 Menschen um ihr Leben. Der Stollen ist daher ein anschauliches Bau-Denkmal aus einer Zeit, in der Intoleranz und Rassismus vorherrschten, Angst und Furcht das Leben bestimmten.

Zum Abschluss der "Historischen Erkundung" sehen die Schülerinnen und Schüler im städtischen Jugendzentrum den Film "Carl-Heinz Kipper - 13 Jahre in Angst”  und bekommen in einem Abschlussgespräch Anworten auf ihre Fragen.

Den Organisatoren der "Historischen Erkundung" ist es ein besonderes Anliegen, vor allem jungen Menschen Wissen über die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte zu vermitteln, um ihnen auch anhand dieser historischen Realitäten eine Hilfe zu geben, Mut zu entwickeln: den Mut, sich gegen Terror, Intoleranz und Hass, gegen Unterdrückung und Diskriminierung Anderer zu wehren.

Die Neuauflage der "Historischen Erkundung" geht am 22. September an den Start. Schulen, die ihre sechsten Klassen anmelden möchten, können sich an Jürgen Lensing beim Jugendamt der Stadt Iserlohn, Telefon 02371 / 217-2232, E-Mail: juergen.lensing at iserlohn.de, wenden.


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