[WestG] [AKT] Newsletter Villa ten Hompel Mai 2014

Pawlitta, Pascal Pascal.Pawlitta at lwl.org
Mo Mai 19 12:32:09 CEST 2014


Von: "Villa ten Hompel" <noreplyvth at stadt-muenster.de>
Datum: 16.05.2014, 13:46


AKTUELL

Newsletter Villa ten Hompel Mai 2014


Ausblick


Mittwochsgespräch mit Dr. Tom Brodie am 21.5., 19.00 Uhr - Katholische Erinnerungspolitik und "konservative Restauration": Das Rheinland und Westfalen 1945-1949

Das Rahmenthema der akademischen Vortrags- und Gesprächsreihe "Mittwochsgespräche" steht im 1. Halbjahr 2014 unter dem Rahmenthema "Vergangenheitspolitik". Hochkarätige Wissenschaftler präsentieren in der Villa ten Hompel ihre spannenden neuesten Forschungen und Werke. 

Am Ende des europäischen Zweiten Weltkriegs im Frühling 1945 gehörte die Katholische Kirche zu den einflussreichsten übrig gebelieben deutschen Einrichtungen. In der westdeutschen Gesellschaft in den späten 40er und 50er Jahren wird die frühe Bundesrepublik häufig als eine ,Konservative Restauration' verstanden, ein politisches und gesellschaftliches System, in dem die Katholische Kirche großen Einfluss besaß. Der Vortrag wird sich mit der sogenannten ,Stunde der Kirche' im Rheinland und Westfalen in den späten 40er Jahre beschäftigen, und ihre Beziehungen zu Erinnerungen über den Nationalsozialismus und an die Kriegszeit. Brodie untersucht das Schaffen einer offiziellen katholischen Erinnerungskultur über die NS-Zeit seitens des Episkopats, und gleichzeitig seitens der Mitglieder des katholischen Milieus, die diese Deutungen der jüngsten Vergangenheit in Frage gestellt haben. Um katholische ,Erinnerunspolitik' in den frühren Nachkriegsjahren besser verstehen zu können, legt der Vortrag auch viel Wert auf die Meinungen und Mentalitäten im katholischen ,Milieu' in den Kriegsjahren selbst. Hier wird deutlich, dass die Wahrnehmungen des Krieges im katholischen Milieu in den Kriegsjahren oft gespalten und umstritten waren. In diesem Zusammenhang erscheint die katholische Erinnerungskultur der späten 40er Jahre nicht als das Vorgehen eines gefestigten konfessionellen Milieus in den Kriegsjahren, sondern als Ausdruck und Bestandteil der veränderten gesellschaftlichen Faktoren, die in der frühren Nachkriegszeit die ,Stunde der Kirche' ermöglicht haben.

Zum Referenten: Dr. Thomas Brodie ist Senior Scholar am Hertford College Oxford und aktuell visiting fellow am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.


Mittwochsgespräch mit Dr. Dominik Rigoll am 4.6./19.00 Uhr - Dr. Dominik Rigoll (Jena) Vom Sicherheitsrisiko zur Selbstverständlichkeit Das Problem der "Renazifizierung" in der frühen Bundesrepublik

Das Rahmenthema der akademischen Vortrags- und Gesprächsreihe "Mittwochsgespräche" steht im 1. Halbjahr 2014 unter dem Rahmenthema "Vergangenheitspolitik". Hochkarätige Wissenschaftler präsentieren in der Villa ten Hompel ihre spannenden neuesten Forschungen und Werke. 

Die Geschichte der »freiheitlich-demokratischen Grundordnung« in ungewohntem Licht. Die Geschichte der »inneren Sicherheit« beginnt nicht erst in den siebziger Jahren mit dem Terrorismus der RAF und dem »langen Marsch durch die Institutionen«. Wer die Problematik der »streitbaren Demokratie« und der »Extremistenabwehr« verstehen will, muss den Bogen viel weiter spannen: von den rund 200 000 Berufsverboten, die im Zuge der Entnazifizierung gegen NS-Funktionäre und Militärs ausgesprochen wurden, über das KPD-Verbot von 1956 und die 125 000 politischen Strafverfahren der Adenauer-Ära bis zum Radikalenbeschluss von 1972 und zum Oktoberfest-Attentat 1980.

Dominik Rigoll interessiert sich nicht nur für die Genese des Konzepts der »streitbaren Demokratie« und für die Erfahrungshorizonte der daran mitwirkenden Politiker und Juristen, sondern auch für die konkrete Behördenpraxis und das Selbstverständnis der vom Staatsschutz betroffenen Personen und Organisationen. Er legt damit die erste quellennahe Untersuchung zu diesem Themenkomplex vor - und lässt die Geschichte der »freiheitlich-demokratischen Grundordnung« in bisweilen ungewohntem Licht erscheinen.

Zum Referenten: Dr. Dominik Rigoll arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte (Prof. Dr. Norbert Frei) der Friedrich-Schiller-Universität Jena, zuvor war er am Centre Marc Bloch tätig.


Vortrag mit Diskussion Dr. Bieber-Wallmann am 5.6./19.00 Uhr am Breul 43 in Münster - Die Lage der Evangelischen Kirche 1933 

Die Lage der Evangelischen Kirche in Deutschland war 1933 recht schwierig. Die Evangelische Kirche war nach Landeskirchen, die sich z.T. schon vor langer Zeit gebildet hatten, organisiert. Der neue NS-Staat verlangte aber, nach dem Führerprinzip, eine zentrale Kirchenleitung. Es gab starke Kräfte in der Kirche, die das auch wollten, die dem Nationalsozialismus mit seinem Staatsverständnis wohlgesonnen waren. Es hatte sich die Gruppierung der Deutschen Christen gebildet, die ein deutsches Christentum ohne die jüdischen Wurzeln wollte, und der sich die Mehrheit der Landeskirchen angeschlossen hatte, und es gab diejenigen Theologen, die Widerstand gegen die Aufgabe der christlichen Werte und Traditionen zu leisten versuchten. Zudem gab es noch die Gottgläubigen, besonders von der SS gefördert, die auch die jüdischen Wurzeln der Kirche und die Kirche gänzlich ablehnten und sich ihren Glauben und seine Rituale neu gestalteten. 

Die Landeskirchen versuchten in dieser Situation, ihre Existenz zu sichern, sich dem neuen Führerstaat anzudienen und ihre Botschaft nicht aus dem Auge zu verlieren. 
Diese Situation der Kirche wird Frau Dr. Bieber-Wallmann in ihrem Vortrag vor Augen führen. 

Die Veranstaltung ist kostenlos. 

Veranstaltungsort: ESG Breul 43, 48143 Münster 

In Kooperation mit dem Evangelischen Forum Münster e. V. und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e. V. 


Lesung mit Matthias Braun und Andrea Schöning am 11.6./19.00 Uhr - "Literaturinventur: Staatssicherheit" Ein Streifzug durch die neue deutsche Literatur

Die Stasi: Thema oder Nicht-Thema in der neuen deutschen Literatur? Mit welchen Erzählmustern und Stilmitteln nähern sich Autorinnen und Autoren dieser brisanten Thematik? Der Literaturhistoriker Dr. Matthias Braun und die Schauspielerin Andrea Schöning führen durch einen Leseabend zu einem umstrittenen Thema deutscher Zeitgeschichte. 

Die Behandlung der politischen Geheimpolizei war im offiziellen DDR-Literaturbetrieb ein Tabu und im Westen kein Thema. Erst mit der Öffnung der Stasi-Akten fand die Ausblendung des Ministeriums für Staatssicherheit ihr Ende. Zeitgleich setzte eine geradezu inflationäre Thematisierung der Stasi, ihrer Aufgaben, Tätigkeiten, Verbrechen, ihrer Erfolge und ihres Versagens in der deutschen Öffentlichkeit ein. Wie gingen nun die Schriftsteller mit dieser neuen Situation um? 

Vorgestellt werden Romane von Uwe Johnson, Christa Wolf, Günter Grass, Erich Loest, Monika Maron  und Wolfgang Hilbig, aber auch von jüngeren Autoren wie Rayk Wieland, Petra Morsbach, Michael Kumpfmüller und Antje Ravic-Strubel. 

In zahlreichen Haupt- und Nebenhandlungen als auch in vielgestaltiger Sprache und Form ist ein literarisches Mosaik zu einem gewichtigen Thema jüngster deutscher Geschichte entstanden. Warum die Versuche der Literarisierung des Stasi - Topos sich auch nach dem Verschwinden der DDR in überschaubaren Grenzen hält - dieser und anderer Fragen nähert sich dieser Leseabend auf vielfältige Weise. 
Dr. Matthias Braun, Jahrgang 1949, war nach dem Studium der Theologie, Theater und Literaturwissenschaft und seiner Promotion zum Dr. phil., von 1977-92 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bertolt-Brecht-Archiv der Akademie der Künste der DDR tätig. Er hat zahlreiche Untersuchungen auf dem Gebiet der deutschen Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts veröffentlicht. Seit 1992 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Forschung beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen mit dem Arbeitsschwerpunkt: Wirkungsweise des MfS im Kulturbereich. Seine Forschungsergebnisse  sind u.a. in den Büchern Die Literaturzeitschrift "Sinn und Form". Ein ungeliebtes Aushängeschild der SED-Kulturpolitik (2004), Kulturinsel und Machtinstrument. Die Akademie der Künste, die Partei und die Staatssicherheit. (2007) und Es geht um  Erwin Strittmatter oder Vom  Streit um die Erinnerung (2012) nachzulesen.  

In Kooperation mit dem Evangelischeen Forum e. V., Studienkreis Münster und dem Verein Gegen Vergessen für Demokratie, RAG Münsterland. 

Die Veranstaltung ist kostenlos; um eine Spende wird gebeten.


"Bei ten Hompels unter dem Sofa" - 18.5./15.6. AUSVERKAUFT

Nicht-akademische szenische Führung durch die Villa ten Hompel

Im Geschichtsort Villa ten Hompel findet eine neue Art der Hausführung statt.  Geschichte der Polizei oder Wiedergutmachung - Fehlanzeige. Im Mittelpunkt steht dieses Mal das großbürgerliche Leben der Familie ten Hompel in den "roaring twenties". 

Nein - bei den ten Hompels sah es sicher nie so aus wie bei Hempels unterm Sofa; dafür wird die langjährige Hausdame Fräulein Lorch schon gesorgt haben. Sie wurde als treue und wackere Stütze Johanna ten Hompels im Haushalt und bei der Erziehung der Kinder beschrieben und wohnte im so genannten Fräuleinzimmer unter dem Dach.

Norderney, Nierensteine, Kirchenglocken, Zementsäcke, 120 Stühle, Tennisplatz; Unter dem Sofa hervorgekramt werden viel mehr Geschichten aus dem Berufs- und Familienleben Rudolf ten Hompels. Die Schauspielerin Agnieszka Barczyk, der Schauspieler Carsten Bender und der freiberufliche Historiker Daniel Gollmann haben ein Kessel Buntes zusammengestellt und verströmen in den Räumen einen Hauch es großbürgerlichen Luxus, in dem die Familie Rudolf ten Hompels schwelgte. Darunter auch ein ungelöstes Rätsel des Hauses.

Dieser Frage wird in der nicht-akademischen szenischen Führung nachgespürt.

Beginn ist jeweils um 15.00 Uhr. Sie können die Karten bereits um 14.30 Uhr erwerben.
Der Eintritt beträgt 10 Euro pro Person. 
Aufgrund begrenzt möglicher Teilnehmerzahl wird vorab um eine Reservierung im Sekretariat der Villa ten Hompel unter 0251/492-7101 oder unter tenhomp at stadt-muenster.de gebeten. 

Für die Zusatzveranstaltung am Sonntag, 1.6., 15.00 Uhr sind noch wenige Restkarten erhältlich.


Rückblick


Martin Luther und sein Verhältnis zu den Juden

Ein überfüllter Vortragssaal erlebte gespannt die Analyse von Texten des berühmten Reformators. Die Referentin Dr. Anneliese Bieber-Wallmann dokumentierte an orig. Textauszügen verschiedene Fassetten der überlieferten Texte aus dem 16. Jahrhundert.

Eine intensive Diskussion folgte und suchte immer wieder aktuelle Bezüge.


LOST Campus am Aasee mit Theater Titanick - Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager in Münster und Umgebung 

Mit großem Publikumszuspruch und medialer Resonanz wurde vom Theater Titanick das Erinnerungskulturelle Projekt "Lost Campus" realisiert. 

Für die Villa ten Hompel konnte Frau Dr. Gaby Flemnitz im Vorfeld beraten und Zeitzeugenberichte zur Verarbeitung in einer Theaterinszenierung vorschlagen. In dem einwöchigen Projekt konnten sich neben der Villa auch weitere Akteure der Erinnerungskultur an einem Info Point mit Besuchern für einen Austausch zur Verfügung stellen.  

siehe Programm: http://www.titanick.de/htcms/de/aktuelles.html


Thomas Köhler hielt Vortrag im Düsseldorfer Oberlandesgericht

Eine historisch-kritische Bilanz des Majdanek-Verfahrens, das von 1975 bis 1981 vor dem Düsseldorfer Landgericht stattfand und in einer Reihe mit dem Frankfurter Auschwitz-Prozess steht,  zog Thomas Köhler in einem Vortrag anlässlich der Ausstellungseröffnung "Fritz Bauer und der Prozess um den 20. Juli" im Oberlandesgericht Düsseldorf.

Weitere Redner während der Festveranstaltung waren Herr Justizminister Kutschaty, Frau Präsidentin des Düsseldorfer Oberlandesgerichts  Paulsen, Herr Generalstaatsanwalt Steinforth und Prof. Dr.  h.c. Biegel als Kurator der Ausstellung.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Juni im Oberlandesgericht Düsseldorf zu sehen.

Weitere Infos: http://www.olg-duesseldorf.nrw.de/behoerde/presse/Presse_aktuell/2014-05-05_pm_fritz-bauser-ausstellung/index.php


Christoph Spieker im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Workshop im Zusammenhang mit der Entwicklung eines integrierten Handlungskonzeptes gegen Rechtsextremismus und Rassismus

Christoph Spieker war Moderatur des 2. Workshop zur Vorbereitung eines Handlungskonzepts zur Entwicklung eines integrierten Handlunskonzeptes gegen Rechtsextremismus und Rassismus mit Vertretern aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Ministerium und Verwaltung. Eine Bestandsaufnahme von Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

Es wurden Arbeits- und Themenfelder entworfen, die zukünftig durch dieses Programm der Landesregierung aufgegriffen und unterstützt werden. Der Prozess geht noch weiter, er ist noch nicht abgeschlossen. 


Juristische Zeitgeschichte NRW - 2. Auflage des Buches "Lublin-Majdanek" von Villa-Mitarbeiter Thomas Köhler in der Reihe "Juristische Zeitgeschichte NRW" erschienen

In der Reihe "Juristische Zeitgeschichte Nordrhein-Westfalen" ist der Band 12 "Lublin-Majdanek. Das Konzentrations- und Vernichtungslager im Spiegel von Zeugenaussagen" in zweiter Auflage erschienen.
Autor ist Villa-Mitarbeiter Thomas Köhler zusammen Dieter Ambach, damaliger Staatsanwalt des großen NS-Prozesses. Der Band informiert übergreifend zur Geschichte der NS-Konzentrationslager und speziell zur Geschichte des damaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek im ostpolnischen Lublin. Zudem enthält er eine umfangreiche Quellenedition mit Aussagen aus dem Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht.

Das Buch kostet nur 6 Euro und ist in der Villa ten Hompel erhältlich. Weitere Infos: http://www.justiz.nrw.de/WebPortal/JM/haus_und_historie/zeitgeschichte/3publikationen/jur_zeitgeschichte/bandXII/index.php


INFO

Stadt Münster, Geschichtsort Villa ten Hompel 
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster


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