[WestG] [AKT] Vortrag, Gottwaldt: "Raeder muessen rollen fuer den Sieg" - Albert Ganzenmueller, Zeche Zollern, 05.03.2013

Marcus Weidner Marcus.Weidner at lwl.org
Fr Mär 1 09:06:14 CET 2013


Von: "Geschichtskultur ruhr" <geschichtskultur at hclist.de>
Datum: 01.03.2013, 05:06
Übernahme aus der E-Mailing-Liste Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V. 


AKTUELL

Dienstag, 5. März 2013, 19.30 Uhr
"Räder müssen rollen für den Sieg"
Kritischer Vortrag über Albert Ganzenmüller im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern

Er machte Karriere als Ingenieur bei der Bahn und bei der NSDAP. 1942 wurde er
Staatssekretär im nationalsozialistischen Reichsverkehrsministerium. In dieser
Funktion war Albert Ganzenmüller zentral an der Deportation der europäischen
Juden beteiligt. Er prägte die Parole "Räder müssen rollen für den Sieg!" So
lautet auch der Titel eines Vortrags, zu dem der Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) am kommenden Dienstag, 5. März, um 19.30 Uhr in sein
Industriemuseum Zeche Zollern nach Dortmund einlädt.

Dr. Alfred B. Gottwaldt vom Deutschen Technik-Museum Berlin, der ausführlich zur
Geschichte der Deutschen Reichsbahn und ihrer Verstrickung in die
Judentransporte geforscht hat, wird über den NS-Verbrecher sprechen.
Ganzenmüller wurde 1973 vor dem Schwurgericht in Düsseldorf der Beihilfe zum
Mord an Millionen jüdischer Kinder, Frauen und Männer angeklagt - das einzige
Strafverfahren gegen einen Reichsbahner, der wegen der organisatorischen
Mitwirkung an Deportationen von Juden angeklagt wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich Ganzenmüller in Argentinien versteckt. Als
er 1955 nach Deutschland zurückkehrte, hatte er die Stirn, eine Pension als
Staatssekretär einzuklagen - erfolglos. Bis 1968 war er für die Hoesch AG in
Dortmund tätig und dort zuständig für alle Entwicklungsaufgaben auf dem Gebiet
des Transportwesens sowie die technische Abwicklung der Auslandsprojekte. Vor 40
Jahren begann in Düsseldorf der Prozess gegen "des Teufels Staatssekretär".
Durch einen Herzinfarkt entging er der Verurteilung. 1996 verstarb Ganzenmüller
im Alter von 91 Jahren in München.

"Sein Lebenslauf wie der Strafprozess stehen symbolhaft für die Beteiligung von
Ingenieuren an den Staatsverbrechen der NS-Zeit sowie deren mangelhafte Ahndung
in der Nachkriegszeit", so Referent Gottwaldt. Sein reich bebilderter Vortrag
stützt sich auf Selbstdarstellungen Ganzenmüllers bis 1945, auf historische
Unterlagen des Düsseldorfer Verfahrens, auf persönliche Hinterlassenschaften
sowie auf jahrzehntelange eigene Forschungen.


INFORMATION

Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 4, 44388 Dortmund



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