[WestG] [AUS] Anpassung - Ueberleben - Widerstand. Kuenstler im Nationalsozialismus, Muenster, 20.11.2012-01.04.2013
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Nov 16 11:27:11 CET 2012
Von: "Stadt Münster" <info at presse-service.de>
Datum: 16.11.2012, 11:06
AUSSTELLUNG
Anpassung - Überleben - Widerstand. Künstler im Nationalsozialismus
LWL-Museumsamt für Westfalen und sieben westfälische Museen
erarbeiten Ausstellung gemeinsam / Erste Station im Stadtmuseum
Münster / Über 20 westfälische Künstler
Ausgestoßen, verfolgt, ins Exil getrieben: Deutsche Künstler,
die sich der nationalsozialistischen Ideologie nicht beugen
wollten, wurden nach 1933 systematisch unterdrückt, ihre Werke
aus Museen verbannt, vernichtet oder ins Ausland verschoben.
Die Werke angepasster Künstler wurden für Propagandazwecke
instrumentalisiert.
Die Ausstellung "Anpassung - Überleben - Widerstand. Künstler
im Nationalsozialismus" des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe (LWL) vereint erstmals auf regionaler Ebene
sowohl Werke der so genannten entarteten Kunst, als auch
Arbeiten von Künstlern, die sich der nationalsozialistischen
Kunstdoktrin anpassten. Sie präsentiert rund 100 Gemälde,
Skulpturen, Handzeichnungen und Graphiken von über 20
westfälischen Künstlern, darunter auch das Gemälde von Magnus
Zeller "Der totale Staat" von 1938, das nur in Münster und
Detmold gezeigt wird. Nach Münster und Detmold sind auch
Iserlohn, Lüdenscheid, Soest und die Wewelsburg Stationen der
Ausstellung.
In Kooperation mit mehreren westfälischen Museen hat das
LWL-Museumsamt für Westfalen unter der Leitung von Dr. Helmut
Knirim diese Ausstellung konzipiert. Kurator Klaus Kösters
wählte ausschließlich Künstler aus, die in Westfalen geboren
wurden, oder längere Zeit hier lebten. An ihrer ersten Station
im Stadtmuseum Münster liegt ein Schwerpunkt der Ausstellung
auf den münsterschen Künstlern Carl Busch, Ernst Bahn, Fritz
Levedag und Aloys Röhr. Die Ausstellung zeigt sowohl Arbeiten,
die sich der nationalsozialistischen Kunstdoktrin unterwarfen,
als auch Werke, die damals als "volksschädliche Verfallskunst"
galten. Betreut wird die "münstersche" Ausstellung von Dr. Rita
Kauder-Steiniger vom Stadtmuseum.
Künstler aus Westfalen und Münster
"Die umfangreichen Forschungen zur münsterschen Kunstszene in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die seit mehr als drei
Jahrzehnten im Stadtmuseum geleistet worden sind und die
zahlreichen monografischen Ausstellungen im Museum, konnten nun
fruchtbar in das Projekt eingebracht werden. Darüber hinaus
können die Phänomene 'Anpassung – Überleben – Widerstand' als
Teil eines deutschlandweiten Phänomens nicht nur am Wirken
münsterscher Künstler verstanden werden“, fasst Museumsleiterin
Dr. Barbara Rommé zusammen.
Unter den Nationalsozialisten diente die Kunst allein zur
Darstellung und Unterstützung der ideologischen Doktrin des
Nationalsozialismus. Kunstkritik war seit 1937 verboten,
lediglich erbauende Kunstbetrachtung erlaubt. Wie reagierten
deutsche Künstler auf diese Einschränkungen?
Die übergroße Mehrzahl der um 1890/1905 geborenen Künstler war
1933 zu jung, um einen bekannten Namen zu haben. Sofern sie
sich nicht den ideologischen Vorstellungen der NS-Funktionäre
anpassten, gerieten sie ins Abseits oder gingen ins Exil. Die
in Deutschland verbliebenen Künstler wurden von den Strömungen
der internationalen Kunst abgeschnitten.
Den Künstlern dieser Generation gilt die Aufmerksamkeit der
Ausstellung. Sie geht der Frage nach, wie Künstler während des
Nationalsozialismus auf ideologische Beeinflussung, Kunstzensur,
Überwachung bis hin zu Arbeits- und Ausstellungsverbot
reagierten. Ihre Biografien vermitteln dabei die gesamte
Bandbreite unterschiedlicher Künstlerschicksale im "Dritten
Reich".
Als unbedenklich eingestuft
Die münsterschen Künstler wurden von den neuen Machthabern als
unbedenklich eingestuft. Ihre Kunst war eher der bürgerlichen,
idyllischen als der kritischen Variante der neuen Sachlichkeit
zuzuordnen. Landschaftsbilder und bäuerliche Szenen, die den
nationalsozialistischen Vorstellungen von "Bodenständigkeit"
und "völkischer Eigenart" entsprachen, waren gängige Themen.
In der Ausstellung wird durch die vier ausgewählten Künstler
Carl Busch, Ernst Bahn, Fritz Levedag und Aloys Röhr
beispielhaft die münstersche Kunstszene der Zeit vorgestellt
und auf die unterschiedlichen persönlichen Schicksale
eingegangen. So wurde der junge Carl Busch als Kriegsmaler an
die Front berufen, während sich der Bildhauer und Graphiker
Aloys Röhr gänzlich aus der Öffentlichkeit und in die innere
Immigration zurückzog, nachdem es 1933 in Münster zur
Gleichschaltung der "Freien Künstlergemeinschaft Schanze"
gekommen war.
Möglich wurde die Ausstellung durch Leihgaben verschiedener
westfälischer Museen wie auch des Deutschen Historischen
Museums in Berlin und der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Aber
auch zahlreiche private Leihgaben aus Künstlernachlässen, die
teilweise noch nie der Öffentlichkeit präsentiert wurden, sind
vertreten.
INFO
Die Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen
"Anpassung - Überleben - Widerstand. Künstler im
Nationalsozialismus" ist vom 20. November 2012 bis zum 1. April
2013 im Stadtmuseum Münster zu sehen.
Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
48143 Münster
Tel. 02 51/4 92-45 03
Fax: 02 51/4 92-77 26
E-Mail: museum at stadt-muenster.de
Eine Kooperation des LWL-Museumsamtes für Westfalen mit
folgenden Museen: Stadtmuseum Münster, Lippisches Landesmuseum
Detmold, Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945,
Städtische Galerie Iserlohn, Museen der Stadt Lüdenscheid,
Kunstmuseum Wilhelm-Morgner-Haus Soest.
Zur Ausstellung liegt ein Katalog zum Preis von 19,80 Euro vor
(Aschendorff-Verlag).
Abbildungen:
- Paul Thesing, Selbstbildnis, Ischia, um 1938, Öl / Pappe,
Privatbesitz. Foto: Institut für moderne Kunst, Nürnberg.
Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
- Paul Thesing, Hafen von Andratx, um 1915, Öl / Lw.,
Privatbesitz. Foto: Institut für moderne Kunst, Nürnberg.
Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
- Hans Tombrock, Marie Sanders, 1940, Zeichnung,
Fritz-Hüser-Institut, Dortmund. Foto: Fritz-Hüser-Institut,
Dortmund. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung
honorarfrei.
- Carl Baumann, Bahnhof Zoo, 1941/1948, Tempera auf Papier,
Leihgabe der Mark E AG, Hagen. Foto: Wolfgang Riemer, Lohmer.
Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
- Carl Busch, Kartoffelernte, 1934, Öl / Lw., Stadtmuseum
Münster. Foto: Stadtmuseum Münster. Veröffentlichung mit dieser
Pressemitteilung honorarfrei.
- Aloys Röhr, Frauenkopf, 1921, Eichenholz. Stadtmuseum
Münster. Foto: Stadtmuseum Münster. Veröffentlichung mit dieser
Pressemitteilung honorarfrei.
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Aloys Röhr: Frauenkopf
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Carl Busch: Kartoffelernte
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Carl Baumann: Bahnhof Zoo
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Hans Tombrock: Marie Sander
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Paul Thesing: Hafen von Andratx
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Paul Thesing: Selbstbildnis
http://www.presse-service.de/medienarchiv.cfm?medien_id=120602
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