[WestG] [AUS] "Goldene Pracht" in Muenster zeigt den einzigartigen Soester Patroklus-Schrein, Muenster, 26.02.-28.05.2012
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Feb 15 09:51:11 CET 2012
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 13.02.2012, 14:48
AUSSTELLUNG
"Das wichtigste gotische Werk westfälischer Schatzkunst"
Ausstellung "Goldene Pracht" in Münster zeigt den einzigartigen
Soester Patroklus-Schrein
Die einzigartigen Figuren des Soester Patroklus-Schreins reisen
nach langer Zeit wieder in ihre westfälische Heimat: Die
Ausstellung "Goldene Pracht - Mittelalterliche Schatzkunst in
Westfalen" präsentiert die acht kostbaren Statuetten, die seit
1841 die Staatlichen Museen zu Berlin verwahren, im
LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte und in der
Domkammer in Münster. Kuratorin Dr. Petra Marx vom
LWL-Landemuseum: "Der Soester Patroklus-Schrein ist das
wichtigste gotische Werk der westfälischen Schatzkunst. In der
Ausstellung zeigen wir die hohe Qualität solcher westfälischen
Werke, indem wir sie herausragenden Leihgaben aus dem In- und
Ausland gegenüberstellen. So wird auch sichtbar, dass die Stadt
Soest im Mittelalter kulturell bedeutsam und keineswegs
provinziell war. Ihre Goldschmiede stellten Kunstwerke von
internationalem Rang her."
Die Ausstellung "Goldene Pracht" ist ein Kooperationsprojekt
des Bistums Münster, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
(LWL) und des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der
Universität Münster. Vom 26. Februar bis 28. Mai 2012
präsentiert sie auf 1.500 Quadratmetern 300 herausragende Werke
der Goldschmiedekunst des 10. bis 16. Jahrhunderts. Die
Kuratoren haben 220 nationale und internationale Leihgaben
zusammengetragen, 180 davon stammen aus westfälischen Kirchen,
Klöstern, Archiven und Museen.
Der Patroklus-Schrein, den ein Goldschmied namens Sigefridus im
14. Jahrhundert anfertigte, wird in der umfassenden Schau als
Rekonstruktion zu sehen sein, an der sowohl die erhaltenen
Originalfiguren als auch Nachschöpfungen von stark beschädigten
oder verschollenen Statuetten des Schreins aufgestellt sind,
wie Marx erläutert. "Diese Nachbildungen, hergestellt von
Goldschmieden vom Möhnesee im Sauerland, waren Anlass, die
heute kaum noch beherrschte Technik der Treibarbeit, ein
spezielles Verfahren Metalle zu verformen, neu zu beleben."
Dem mittelalterlichen Soest, einer zu Reichtum gekommenen
Hansestadt, widmet die Ausstellung einen eigenen Raum mit dem
Titel: "Der Heilige Patroklus in Soest. Stift und Stadt im
Wettstreit um ihren Schutzpatron". Kuratorin Marx: "Wir
sprechen von 'Wettstreit‘, weil der Patroklus-Schrein das
Ergebnis einer Konkurrenz zwischen der mächtigen Bürgerschaft
und dem geistlichen Stadtherren, dem Erzbischof von Köln, war.
Als die Soester Bürger 1313 mit der Grundsteinlegung der
architektonisch herausragenden Pfarrkirche St. Maria zur Wiese
ihre Unabhängigkeit von Köln demonstrierten, antwortete das
erzbischöfliche Stift mit der Stiftung des prachtvollen
Schreins für Patroklus, dem Gründungsheiligen der Stadt." Bei
diesen religiös-politischen Spannungen ging es nach den Worten
der Expertin vor allem um die Frage, "wem der Heilige Patroklus
,gehörte‘, dem Stift als Patron oder der Stadt als Symbolfigur
für Recht und Freiheit der Bürgerschaft".
Wertvolle Reliquiare wie der Patroklus-Schrein erzählen in der
Ausstellung von der hohen Bedeutung der Heiligenverehrung im
Mittelalter, wie Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff vom
Exzellenzcluster erläutert: "Zur Umhüllung der Gebeine - die
theologisch den eigentlichen Kirchenschatz darstellten - kamen
nur wertvollste Materialien wie Gold, Silber und Edelsteine in
Frage. Ob adlige oder bürgerliche Stifter: Das Beste war gerade
gut genug, wenn es galt, Gott und die Heiligen zu ehren." In
Soest riefen die Menschen den Heiligen Patroklus, der zunächst
Stiftspatron war, zunehmend als städtischen Schutzheiligen an.
Seine Reliquien hatte Erzbischof Bruno von Köln (925-965),
Bruder Kaiser Ottos des Großen (912-973), 964 im französischen
Troyes erworben und nach Soest überführt.
Auch in der Neuzeit erlebten die Figuren des Patroklus-Schrein
eine wechselvolle Geschichte: Nach Kriegsende 1945 wurde der
Schrein Opfer der Brandkatastrophe im Flakbunker Friedrichshain,
einem der Auslagerungsorte der Berliner Museen. Dennoch konnte
ein Teil der Statuetten gerettet worden. Marx: "Die stark
beschädigten Figuren von Christus und Patroklus zählten zum
1958 von der Sowjetunion zurückerstatteten Kunstgut." Einige
entwendete Statuetten, die Muttergottes und fünf Apostel, seien
im Kunsthandel wieder aufgetaucht und in den Jahren 1961 und
2003 für die Berliner Sammlung zurückerworben worden.
INFO
Hinweis: Weitere Informationen unter http://www.goldene-pracht.de
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