[WestG] [AKT] Schutz und Machtdemonstration: Archaeologen untersuchen mittelalterliche Stadtmauer in Rheine
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Sep 29 10:31:39 CEST 2011
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 28.09.2011, 11:32
AKTUELL
Schutz und Machtdemonstration
Archäologen untersuchen mittelalterliche Stadtmauer in Rheine
Seit Sommer diesen Jahres erforscht ein Team von Archäologen,
Historikern und Technikern unter der Leitung von Archäologen
des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die
mittelalterliche Geschichte der Stadt Rheine. Die
Wissenschaftler untersuchen die bisher noch unerforschten
archäologischen Befunde im städtischen Quartier zwischen Ems,
Münster- und Emsstraße auf dem zukünftigen Baugelände der
geplanten "Emsgalerie".
Der jüngste Fund des Forscherteams: ein unmittelbar an der Ems
gelegener, sehr gut erhaltener Abschnitt der Stadtmauer des 15.
Jahrhunderts. Das Mauerwerk der Stadtumwehrung ist schon bis zu
einer Höhe von 1,50 Metern freigelegt, die Mauern hatten eine
Stärke von über einem Meter und waren mit Sandsteinquadern
repräsentativ verkleidet. "Dieser bauliche Aufwand, der nur bei
wichtigen öffentlichen Gebäuden betrieben wurde, zeigt uns, daß
die Stadtmauer in Rheine mehr als nur eine reine
Verteidigungsanlage war", meint LWL-Archäologe Dr. Hans-Werner
Peine. "Man wollte auch nach außen hin neben der Wehrhaftigkeit
der Stadt auch den Reichtum und Wohlstand der Bürger
demonstrieren".
Bislang haben die Archäologen einen circa drei Meter langen
Abschnitt der Mauer freigelegt. "Die Stadtmauer hat im
Mittelalter ja die gesamte Stadt umschlossen - wieviel davon
heute noch erhalten ist, wissen wir noch nicht. Wir vermuten
allerdings, dass sich mindestens der Bereich an der Ems entlang
erhalten hat - das können noch mehr als 100 Meter sein", so
Peine. Die Stadtmauer stand wegen des feuchten Untergrundes
wahrscheinlich auf einer Pfosten-Konstruktion aus
Eichenpfählen. "Falls wir noch Reste des Eichenholzes vorfinden,
können wir dessen Alter genau bestimmen - und so Rückschlüsse
auf den Bau und die Datierung der Stadtmauer ziehen".
In den kommenden Tagen wird der freigelegte Mauerabschnitt
akribisch dokumentiert.
Auch die weiteren Ergebnisse der Grabungen lassen sich sehen:
rund um die Stadtmauer kamen zahlreiche Zeugnisse der
Siedlungsgeschichte Rheines zu Tage. Neben Fundamenten und
Holzpfosten von Bürgerhäusern aus dem späten Mittelalter und
der frühen Neuzeit geben Palisadenzäune, Brunnen, Abfallgruben
und vieles andere mehr Auskunft über die Bewohner dieses
Stadtviertels ab dem 15. Jahrhundert. Vom Wohlstand der
Bewohner künden Funde venezianischer Trinkgläser.
Mehr Informationen über die Mailingliste Westfaelische-Geschichte