[WestG] [LIT] Peters, Daniel: Das fruehmittelalterliche Graeberfeld von Soest
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Jan 28 09:26:04 CET 2011
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 27.01.2011, 16:31
LITERATUR
Frühmittelalterliche Preziosen aus Soest
Publikation zu Gräbern vom Lübecker Ring
Es war eine der Sternstunden der Archäologie, als 1930 in Soest
am Lübecker Ring ein frühmittelalterliches Gräberfeld entdeckt
wurde. Dr. Daniel Peters, Mitarbeiter der Römisch-Germanischen
Kommission in Frankfurt, stellt nach über 80 Jahren die erste
umfassende wissenschaftliche Bearbeitung des umfangreichen
Fundgutes vor.
Die Ergebnisse seiner Münsteraner Dissertation lassen die
Ausgrabung in neuem Licht erscheinen und bestätigen die
außerordentliche Bedeutung des Fundplatzes. Die
Altertumskommission für Westfalen beim Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) hat das Buch jetzt unter dem Titel "Das
frühmittelalterliche Gräberfeld von Soest. Studien zur
Gesellschaft in Grenzraum und Epochenumbruch" herausgegeben.
"Die in Westfalen einzigartigen Funde dürfen auch im
überregionalen Vergleich als in Qualität und Quantität
herausragende Ausstattungsgegenstände gelten", sagte der
Vorsitzende der Altertumskommission Prof. Dr. Torsten Capelle
bei der Buchpräsentation am Donnerstag (27.01.) in Soest.
"Die Herkunft vieler Trachtbestandteile weist dabei besonders
auf das fränkische Rheinland, aber auch auf das alemannische
Südwestdeutschland hin und zeigt einen intensiven
wirtschaftlich-kulturellen Kontakt der hier bestattenden
Bevölkerung. Die detaillierte Analyse der Objekte und ihre
kulturhistorische Einbettung in das frühmittelalterliche Europa
führen zu neuen Erkenntnissen zur Rolle Soests und des Raums
Westfalen in der Zeit vor und während der Sachsenkriege Karls
des Großen."
Wie so oft in der Archäologie waren es Bauarbeiten, die zur
Entdeckung des frühmittelalterlichen Friedhofes am südöstlichen
damaligen Stadtrand von Soest führten. "Der Fundplatz gehört
mit über 200 ergrabenen Bestattungen, darunter auch einige
Pferdegräber, zu den größten und bedeutendsten
frühmittelalterlichen Friedhöfen Westfalens und datiert vom
späten 6. Jahrhundert bis in die Zeit um 800", erklärt Peters.
Von einigen Vorberichten des Ausgräbers August Stieren
abgesehen wartete die Fachwelt bis heute auf die
wissenschaftliche Vorlage der Grabungsergebnisse. Nur einzelne
Fundstücke gingen bisher als Grundlage für die
mittelalterlichen Chronologiegerüste in die Forschung ein und
wurden in der Fachwelt als Zeugnisse einer
frühmittelalterlichen Hochadelsschicht in Soest diskutiert.
Hintergrund:
Die Belegung des Friedhofes setzte mit West-Ost orientierten
Kammergräbern ein, eine Grabform, die für Bestattungen der
frühmittelalterlichen Oberschicht in fast ganz Mitteleuropa
typisch ist. In hölzernen Grabkammern von ca. zwei mal drei
Metern Größe, zwei Meter unter dem heutigen Niveau, wurden die
Toten in Holzsärgen in gestreckter Rückenlage beerdigt. Die
Verstorbenen wurden in ihrer Tracht bestattet und zusätzlich
mit Beigaben ausgestattet.
Trank- und Speisebeigaben wurden meist am Fußende deponiert und
ließen sich in Form von erhaltenen Keramik-, Glas-, Holz- und
Metallgefäßen nachweisen. Zur Ausstattung der Männergräber
zählte neben Gürteln besonders die Bewaffnung, während bei den
Frauengräbern vor allem die Bestandteile der Tracht wie
Perlenketten, Fibeln, Gürtelschnallen und -gehänge, Schuh- und
Wadenbindengarnituren gefunden wurden.
INFO
Daniel Peters:
Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Soest.
Studien zur Gesellschaft in Grenzraum und Epochenumbruch.
Veröffentlichungen der Altertumskommission für Westfalen
Band XIX,
544 Seiten, 406 Abbildungen und 46 Tafeln,
ISBN 978-3-402-15006-1, 59 Euro
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