[WestG] [AUS] Mehr als ein Nebenschauplatz: Muenster und die Studentenbewegung 1968, Muenster, bis 01.05.2011

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Feb 23 10:55:23 CET 2011


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 23.02.2011, 10:42


AUSSTELLUNG

Mehr als ein Nebenschauplatz 
Münster und die Studentenbewegung 1968

In der Ausstellungsserie "Visuelle Revolten" zeigt das 
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster 
Plakate, Flugblätter und Zeitschriften-Cover aus pardon und 
Konkret, die sich mit lokalen und globalen Aspekten von "1968" 
beschäftigen. Der erste Teil "Münster - Mehr als nur ein 
Nebenschauplatz" (bis 1. Mai 2011) widmet sich den sogenannten 
"Studenten-Unruhen" und deren kulturellem Umfeld. In einer 
Serie stellt das LWL-Landesmuseum ausgewählte Exponate vor.

Überfüllte Hörsäle, zu wenig Lehrkräfte und Wohnungsmangel - 
das klingt wie die typischen Klagen Studierender von heute. 
Allerdings war auch das Studentenleben in den 1960er Jahren 
bereits von diesen Themen geprägt. Die Westfälische 
Wilhelms-Universität Münster zählte 1967 mit über 17.000 
Studenten bereits zu den größten Universitäten der 
Bundesrepublik. Die ersten Proteste richteten sich daher vor 
allem gegen die Bedingungen an der Universität. Das Ziel der 
Studenten war, mehr Mitbestimmung zu erreichen. Im Frühsommer 
1969 spitzten sich die Auseinandersetzungen zwischen einem Teil 
der Studierenden und dem Rektor Rollhäuser zu.

Das Plakat "Ich bin zu jedem Gespräch bereit" sollte das 
Doppelspiel - so der Standpunkt linker Basisgruppen an der 
Universität - des Rektors Rollhäuser entlarven. Hinter einem 
liberal-beschwichtigenden Aufputz in Form von Talar und 
Friedensgeste stand die knüppelschwingende Staatsmacht 
versteckt, die der Rektor außerdem mit "Schwarzen Listen" zur 
Abstrafung widerständiger Studenten belieferte. Durch ein 
umstrittenes Flugblatt vom 19. Mai 1969, in dem er Härte gegen 
"Extremisten", "kindische Störer", "unreife Schmierer" und 
"Pornographen" androhte, hatte der Rektor die Spannungen 
angeheizt, die in den darauffolgenden Tagen und Nächten zum 
Ausbruch kamen.

Eines der wichtigsten Ereignisse ist in dem Plakat 
"Demonstration F-Haus" dokumentiert: Das monumenthaft wirkende 
Großplakat eines unbekannten Entwerfers zeigt einen Polizisten 
in voller Montur und weist auf den Beginn der Demonstration um 
17 Uhr hin. Bei der Wiederwahl des Rektors am 20. Mai im 
Schloss und der Dekanswahl der Philosophischen Fakultät am 6. 
Juni im "F-Haus" sollte nach den Provokationen des Rektors - 
auch gewaltsam - "Öffentlichkeit hergestellt werden". Der 
Rektor rief die Polizei, darunter die Bereitschaften der 
Polizeischule Bork, zu Hilfe, wobei es vor dem Fürstenberghaus 
auf dem Domplatz zu schweren Auseinandersetzungen mit 
Verletzten und Festnahmen kam.


INFO

Weitere Informationen unter 
URL: http://www.lwl-landesmuseum-muenster.de

LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz 10
48143 Münster
Tel. +49 251 5907-01
Fax +49 251 5907-210
E-Mail: landesmuseum(at)lwl.org


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