[WestG] [AKT] Gedenken an die Deportation Bocholter Juden im Jahre 1941

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Dez 9 10:31:45 CET 2011


Von: "Stadt Bocholt" <info at presse-service.de>
Datum: 07.12.2011, 11:58


AKTUELL

Moralischer Tiefpunkt der Stadtgeschichte
Gedenken an die Deportation Bocholter Juden im Jahre 1941

Eines moralischen Tiefpunktes der Bocholter Stadtgeschichte, 
der Deportation von 25 Bocholten jüdischen Glaubens im Jahre 
1941, gedenkt die Stadt Bocholt am kommenden Samstag, 10. 
Dezember.

Am 10. Dezember 1941 begann die Verschleppung von 25 Bocholtern 
in die Ghettos und Konzentrationslager in den osteuropäischen 
Staaten. Wie brutal die Deportation an besagtem Morgen vor sich 
ging, daran erinnert sich Luzi Sundermann, die damals vor dem 
Haus, Niederbruch 20, stand. "Mir fiel sofort eine Gruppe 
Männer auf, die vor dem Haus der Familie Metzger stand. Die 
Männer hatten Abzeichen am Arm. Als ich näher kam, sah ich, 
dass sie Metzgers aus dem Haus holten. Dabei wurden sie 
geschlagen. Die Frauen weinten. In den Gesichtern der Juden 
stand Angst, sie sträubten sich. Doch die Männer schrien sie 
an. Sie schlugen noch die Scheiben ein. Die Juden mussten in 
den Bus einsteigen. "So wie hier mussten auch vor den so 
genannten Judenhäusern Bahnhofstraße 16 und Stiftstraße 32 
sowie an der damaligen Polizeidirektion Münsterstraße 76 
Menschen in den Deportationsbus nach Münster steigen. Von hier 
wurden die 25 Bocholterinnen und Bocholter jüdischen Glaubens 
in das Ghetto der lettischen Hauptstadt Riga gebracht. Sieben 
von ihnen erlebten die Auflösung des Ghettos 1943. Nur zwei - 
Henny Hochheimer und Meta Metzger - überlebten die danach 
folgenden KZs und kehrten im Sommer 1945 nach Bocholt zurück.

Fotos eines Besuches von Schülern der Hohe-Giethorst-Schule in 
der Gedenkstätte Riga-Bikernieki, hier wurden viele der aus 
Bocholt Deportierten in den Jahren 1941 - 44 ermordet, werden 
derzeit vom VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften im Foyer der 
Stadtbücherei, Hindenburgstraße 5, gezeigt.

Lehrer Klaus Held erinnert sich an seine Eindrücke: "Als wir im 
Juni 2010 in Riga den Wald von Bikernieki erreichten, fragte 
einer seiner Schüler, ob dies die Stelle sei, an der der kleine 
Leo Landau erschossen wurde. Seine Lebensgeschichte hatten wir 
im Unterricht gelesen. Ich hatte schon das Gefühl, dass ihn 
diese Frage ernsthaft berührte, besonders in dem Moment, als 
wir zwischen den Steinen, die an die erschossenen Juden 
erinnerten, standen. Die Litauer hatten uns Grabkerzen 
mitgebracht, so dass wir zusammen Kerzen anzünden konnten, die 
wir am Stein 'Bocholt' und der zentralen Gedenkstätte 
aufstellten." Mit vorbereiteten Texten und mit einer 
Schweigeminute gedachten die Bocholter den verschleppten und 
ermordeten Bocholter Juden, aber auch der Toten aus den vielen 
anderen Städten wie Vreden und Coesfeld.

Die Ausstellung geht am 15. Dezember 2011 mit einem 
Erinnerungsabend zu Ende. Schüler und Lehrer der 
Hohe-Giethorst-Schule werden über ihre Eindrücke in Biekerniki 
berichten.


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