[WestG] [AKT] Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf erhaelt Stipendium des Historischen Kollegs
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Nov 26 09:41:57 CET 2010
Von: "Pressestelle der WWU Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 25.11.2010, 13:30
AKTUELL
Auf der Spur historischer Verbrechen
Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf erhält Stipendium des
Historischen Kollegs
Der münstersche Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf ist als
Fellow an das Historische Kolleg in München berufen worden.
"Das ermöglicht mir, ein Jahr lang einen spannenden
Kriminalfall aus einem römischen Frauenkloster des 19.
Jahrhunderts wissenschaftlich aufzuarbeiten", erläuterte der
Wissenschaftler. Sein Vorhaben trägt den Arbeitstitel "Der Fall
San Ambrogio. Mordende Nonnen, falsche Mystik und angemaßte
Heiligkeit".
Das 1980 gegründete Historische Kolleg in München dient seinem
Statut zufolge der "Förderung namhafter, hervorragend
qualifizierter Historiker des In- und Auslandes". Es wird von
mehreren privaten Stiftungen und dem Freistaat Bayern
finanziert. Zu den 130 bisher geförderten Historikern zählen
Prof. Dr. Jürgen Kocka aus Bielefeld, Prof. Dr. Friedrich
Wilhelm Graf aus München, Prof. Dr. Johannes Fried und Prof.
Dr. Marie-Luise Recker aus Frankfurt (Main) sowie der 2004
verstorbene Prof. Dr. Wolfgang J. Mommsen. Hubert Wolf ist der
erste Münsteraner, dem diese Auszeichnung zuteilwird.
Für 2011/2012 hat das Historische Kolleg je zwei Stipendien an
etablierte Historiker und an Nachwuchswissenschaftler vergeben.
Sie sollen "frei von anderen Verpflichtungen ein Buch
vollenden". Alle drei Jahre schreibt das Historische Kolleg
außerdem den renommierten Deutschen Historikerpreis aus, der
vom Bundespräsidenten verliehen wird.
Hubert Wolf verpflichtet sich mit der Annahme des Stipendiums,
ein Jahr lang in der Kaulbach-Villa, dem Sitz des Kollegs, zu
wohnen und ein Kolloquium zu seinem Thema zu halten. "Ich bin
sehr dankbar für die Freiheiten, die das Stipendium mir
eröffnet", sagte er. Im Archiv der Glaubenskongregation stünden
anderthalb Meter Akten zu dem entsprechenden
Inquisitionsprozess, die es nun detailliert auszuwerten gelte.
In den Fall seien auch führende Theologen des 19. Jahrhunderts
verwickelt gewesen. "Ich erhoffe mir durch die Auswertung der
Akten deswegen nicht nur die Geschichte eines Skandals, sondern
einen neuen Blick auf die Parteiungen und die theologischen
Entwicklungen in Rom unter Pius IX., der von 1846 bis 1878
Papst war", sagte Wolf.
Hubert Wolf leitet das Seminar für Mittlere und Neuere
Kirchengeschichte in Münster und ist Vorstandsmitglied des
Exzellenzclusters "Religion und Politik". Durch seine
Forschungen zur Römischen Inquisition, zum Index der verbotenen
Bücher sowie zur katholischen Kirche in der Zeit der Weimarer
Republik und des Nationalsozialismus wurde er einem breiten
Publikum bekannt. 2003 erhielt er den
Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, den höchstdotierten deutschen
Förderpreis.
Ein Jahr später zeichneten ihn die Deutsche
Forschungsgemeinschaft und der Stifterverband für die Deutsche
Wissenschaft mit dem Communicator-Preis aus, weil Wolf sich um
die Vermittlung seiner Arbeit in der Öffentlichkeit verdient
gemacht habe.
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