[WestG] [AKT] Menden aus der Zeit um 1829 (Urkataster) wurde als Modell im Maßstab 1:300 im Foyer des neuen Rathauses der Oeffentlichkeit vorgestellt
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Mai 20 10:56:52 CEST 2010
Von: "Norbert Klauke" <archiv at menden.de>
Datum: 18.05.2010, 14:04
AKTUELL
Am Sonntag 02.05.2010 war es endlich soweit. Menden aus der
Zeit um 1829 (Urkataster) wurde als Modell im Maßstab 1:300 im
Foyer des neuen Rathauses der Öffentlichkeit vorgestellt.
Eine Einladung ins vorletzte Jahrhundert, bei der der
Betrachter sich automatisch aufgefordert fühlt, die Historie
mit heutigen Verhältnissen in seiner Heimatstadt zu
vergleichen. Als erstes wird sich wohl jeder fragen: "Wo wohne
ich heute?" Viele Gebäude stehen trotz Bausünden der
Vergangenheit noch heute, so daß aus der Darstellung von ganz
alleine ein kleines Suchspiel wird. Somit wurde für jeden
Mendener der Besuch bereits am Eröffnungstag lohnend.
Das Modell umfaßt 333 Gebäude. Einige weidende Kühe, Schafe und
Pferde lassen das Modell lebendig erscheinen. Als kleines
Problem stellten sich menschliche Figuren heraus, weil diese
maßstabgetreu maximal 0,60 Zentimeter groß hätten sein dürfen.
Perfektion in Recherche und Umsetzung auf der einen Seite,
Interpretationen auf der anderen, sollen sich nicht 100%ig auf
das Jahr 1829 festlegen. "Überlebende der Zeit" konnten
schwerlich gefunden werden, so daß die Anlage also nur die
Vorstellungen eines möglichen Stadtbildes soweit bekannt
darstellt. So wurden Gebäude, wie z. B. das ev. Bethaus ebenso
in der Darstellung berücksichtigt wie das sog. Kessemeierhaus,
beides erst ca. 5 Jahre nach 1829 erbaut.
Um die unterschiedlichen Grundstücksgrößen darzustellen, wurden
diese durch Hecken begrenzt dargestellt. Die verwendeten Bäume
entsprechen nicht der damaligen Bepflanzung sondern sind das
Ergebnis des vorliegenden Modellbauangebots und der freien
Gestaltungswahl der Erbauer. Gebäude, für die keine Unterlagen
ermittelt werden konnten, wurden an die umgebenden angepaßt.
Menden war im 18. und 19. Jahrhundert eine Stadt von
Handwerkern. So finden sich Berufe wie Bäcker, Schreiner,
Schuhmacher, Schneider, Tagelöhner, Fuhrmann, Gastwirt, Gießer,
Handelsmann, Hausdiener, Landbriefträger,
Manufakturwarenhändler, Maurer, Packer, Schmied, Tischler und
Viktualienhändler. Gerade ein Drittel aller Familien besaß im
Jahre 1829 Gärten. Garten- und Landwirtschaft dienten den
Bürgern Mendens nur zur Bereicherung des Speisezettels und
Entlastung der Haushaltskasse.
Entstanden ist das Werk gut gehütet in verschlossenen Räumen
des Stadtarchivs. Insbesondere für Norbert Klauke war und ist
diese Arbeit eine Herzensangelegenheit, die (wie er sagt: "rein
zufällig") zu seinem 25jährigen Jubiläum als Archivar der Stadt
Menden fertiggestellt werden konnte. Nicht ohne berechtigten
Stolz präsentiert er nun sein "Baby", vergißt allerdings nicht
all die fleißigen Helfer, die mit ihm gemeinsam ca. 2 ½ Jahre
Recherche und Bauarbeit investierten.
Wichtigster und treuester Mitarbeiter war dabei Wolfgang Kißmer,
der ihn in geschätzten 2.500 Stunden unterstützt hat. Wolfgang
Kißmer lobte Georg Hanke (Mitglied im Seniorenmalkreis) für die
naturgetreue Bemalung der Häuser, ohne die sich das Modell
niemals so lebensecht darstellen würde. Diese Arbeitsleistung
kann sich allenfalls erahnen lassen, wenn man bedenkt, daß
alleine geschätzte 6000 winzig kleine Fensterchen einzeln
darzustellen waren. In seiner Schilderung outet sich der
künstlerisch unverkennbar talentierte Georg Hanke, der mit
wachsender Freude in geschätzten 400 Arbeitsstunden an den
Ergebnissen arbeitete, als Perfektionist, der versuchte, alle
Einzelheiten möglichst genau nachzuzeichnen.
Nicht nur als Bastler waren die Beteiligten gefragt. Dem Bau
ging umfangreiche Recherche voraus, die bis ins Jahr 1785
zurückreichte. Zu jedem Gebäude legten die fleißigen
Mitarbeiter ein Datenblatt an, in der sie Bauart, Gebäudegröße
frühere Bewohner mit ihren Berufen, Besitzerwechsel u.a.
Details festhielten.
Klaus Kimna, der die ersten Begrünungen des Modells vornahm,
bemerkt, daß man historisch gesehen nicht vergessen darf, daß
unser Menden "nie so schön war wie im Modell". Insbesondere
durch das damals noch fehlende Abwassersystem in Zusammenhang
mit Viehhaltung, Misthaufen etc. dürfte die Geruchsentwicklung
nahezu unerträglich gewesen sein. Dies darzustellen, war jedoch
nicht Sinn und Ziel der Arbeit - es sollte nur daran erinnert
werden.
Weiterhin stellte Klaus Kimna alle in seinem Besitz
befindlichen alten Fotos zur Verfügung, die zur
wirklichkeitstreuen Abbildung des Stadtbildes beitrugen. Nicht
zu vergessen und als Mitideengeber und Initiator auch Willy
Stehmann, der maßgeblich beteiligt war. Wieviele Arbeitsstunden
wirklich in diesem Werk stecken, läßt sich allenfalls erahnen.
Geschätzte 2.700 Stunden insgesamt. Wieviel Liebe zu Detail und
Herzensblut darin steckt, wird beim Betrachten jedoch jedem
deutlich.
Als Sponsoren nicht unerwähnt bleiben, sollten die Schreinerei
Weber, die den Unterbau des Modells zur Verfügung stellten
sowie die Glaserei Beierle und der Rotary Club, die zum Schutz
den gläsernen Überbau möglich machten.
Laut Bürgermeister Fleige hätte das Modell, angefertigt von
professionellen Stellen, um die 45.000 € Kosten verursacht.
Umso mehr würdigte er diese - ebenfalls als professionell zu
bezeichnende - Arbeit der Mendener Erbauer. Er kündigt
weiterhin an, daß das Modell noch etwas längere Zeit im Neuen
Rathaus zu bestaunen sein wird, bis der endgültige Standort
geklärt ist. Fleige versichert jedoch, daß es für immer einen
Ehrenplatz in Menden bekommen und in Zukunft Prunkstück bei
Stadtführungen sein soll.
INFO
Veranstaltungsdaten:
"Führungen" bzw. Erläuterungen können erfragt werden
Stadtarchiv Menden
Westwall 21 - 23
58706 Menden
Tel.: 02373 903 780
Fax: 02373 903 10 780
URL: www.menden.de
Kontakt:
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