[WestG] [AKT] Mathilde Franziska Anneke - ein Leben in zwei Welten: Salon "Frauenbilder" widmet sich bekannter Frauenrechtlerin, Witten, 10.06.2010

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Jun 8 09:01:57 CEST 2010


Von: "Christiane Spänhoff" <christiane.spaenhoff at lwl.org>
Datum: 02.06.2010, 13:54


AKTUELL

Mathilde Franziska Anneke - ein Leben in zwei Welten
Salon "Frauenbilder" widmet sich bekannter Frauenrechtlerin aus 
Sprockhövel

Um die Frauenrechtlerin und Freiheitskämpferin Mathilde 
Franziska Anneke (1817-1884) geht es im nächsten Salon 
"Frauenbilder", zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe 
(LWL) am Donnerstag, 10. Juni, um 18 Uhr in sein 
Industriemuseum Zeche Nachtigall nach Witten einlädt.

"Ein Leben in zwei Welten" ist die literarisch-musikalische 
Collage überschrieben, in der Autorin Rita Fromm und 
Schauspielerin Helga Kreiner-Wagner eine der berühmtesten 
deutschen Frauen vorstellen. In ihrem bewegten Leben in 
Deutschland, Frankreich, der Schweiz und den USA setzte sich 
die charismatische Frau mutig und aktiv für Freiheit und 
Gerechtigkeit ein: für politische Freiheitsrechte, Frauenrechte,
 gegen Sklaverei und für eine gleichwertige Ausbildung der 
Mädchen. Für den musikalischen Rahmen sorgt die international 
renommierte Konzertpianistin Ana Maria Bohórquez-Campistrús aus 
Karlsruhe. Der Eintritt ist frei.

Mathilde Franziska Anneke

Mathilde Franziska Anneke wurde am 3. April 1817 auf dem 
großelterlichen Hof Oberleveringhausen in der Gemeinde 
Hiddinghausen, heute Sprockhövel, geboren. Sie ist das älteste 
von zwölf Geschwistern und wächst in einer gebildeten, sozial 
engagierten Familie der preußisch-westfälischen Oberschicht auf.

Die 19-jährige Mathilde heiratet den Mülheimer Weinhändler 
Alfred von Tabouillot. Kurz nach der Geburt der Tochter Fanny 
trennt sich die junge Frau von dem gewalttätigen Ehemann und 
reicht die Scheidung ein - ein gesellschaftlicher Affront gegen 
die Konventionen des 19. Jahrhunderts. Wesel und Münster sind 
ihre nächsten Lebensstationen. Mit Schreiben versucht sie, für 
sich und die Tochter zu sorgen. Im "Demokratischen Verein" in 
Münster lernt sie junge Künstler und Intellektuelle kennen, 
darunter auch den wegen seiner Gesinnung entlassenen 
preußischen Offizier Fritz Anneke. Mathilde und Fritz Anneke 
heiraten 1847 und ziehen nach Köln.

Im Salon des Ehepaares Anneke treffen sich die geistigen Führer 
der Revolution von 1848, darunter Ferdinand Lasalle, Friedrich 
Engels und Karl Marx sowie Dichter wie Hoffmann von 
Fallersleben und Ferdinand Freiligrath. Mathilde Anneke 
schreibt für die wichtigsten Zeitungen des sogenannten 
"Vormärz" und gibt bis zu deren Verbot 1848 die 
"Frauen-Zeitung" heraus. In diesem Jahr wird auch der Sohn 
Fritz geboren. Die junge Mutter beteiligt sich an der Seite 
ihres Mannes im Revolutionsheer an den Reichsverfassungskämpfen 
von 1849 in der Pfalz und Baden. Nach der Niederlage der 
Revolutionäre flüchten die Annekes nach Amerika.

Dort arbeitet sie als Journalistin und gibt eine "Deutsche 
Frauenzeitung" heraus, die von der Ostküste über Texas bis nach 
Brasilien verbreitet war. Sie tritt für die Sklavenbefreiung 
ein, fordert das Frauenstimmrecht und hält darüber in vielen 
größeren Städten Vorträge. Bis an ihr Lebensende leitet sie 
eine selbst gegründete Mädchenschule. Sie stirbt mit 67 Jahren 
in Milwaukee.

Präsentation auf Zeche Nachtigall

Während sie in der Geschichte der amerikanischen Frauenbewegung 
einen Ehrenplatz erhielt, wurde die Bedeutung Annekes für die 
Frühgeschichte der deutschen Frauenemanzipation lange verkannt. 
Erst im April dieses Jahres wurde sie in ihrer Geburtsstadt 
Sprockhövel erstmals mit dem Anneke-Preis geehrt. In der 
Ausstellung "Hercules - Vom Olymp ins Ruhrtal", die der LWL 
aktuell in seinem Wittener Industriemuseum zeigt, widmet sich 
das Industriemuseum besonders einer der "Herkules-Taten" von 
Mathilde Franziska Anneke: ihrer Teilnahme an der deutschen 
Revolution von 1848/49. Ab 17.30 Uhr kann die neue 
Sonderausstellung kostenlos besichtigt werden.

Die Text-Musik-Collage auf Zeche Nachtigall erinnert an die 
wechselvollen Ereignisse im Leben der Mathilde Franziska 
Anneke. Zitate aus ihren Gedanken, Aufrufen, Briefen, Artikeln 
und Aufsätzen ergeben ein deutsch-amerikanisches Zeitbild. Die 
Kompositionen von Frédéric Chopin, Robert Schumann, Franz Liszt,
Anton Dvorak u.a. begleiten die gesprochenen Worte.


INFO

LWL-Industriemuseum
Westf. Landesmuseum für Industriekultur
Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35
58452 Witten
Tel.: 02302 93664-0
E-Mail: zeche-nachtigall at lwl.org


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