[WestG] [AKT] Wieviel Geschichte steckt im Westfaelischen Boden und Gebaeuden? LWL beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals am 13. September

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Sep 10 10:48:30 CEST 2009


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 08.09.2009, 15:00 >>>


AKTUELL

Wieviel Geschichte steckt im Westfälischen Boden und Gebäuden? 
LWL beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals am 13. September

Am Tag des offenen Denkmals öffnet der Landschaftsverband 
Westfalen-Lippe (LWL) 18 Bau- und Bodendenkmäler. Von Porta 
Westfalica bis Gelsenkirchen gewähren archäologische 
Ausgrabungen, Burgruinen und Baudenkmäler einen Einblick in die 
westfälische Geschichte. Das LWL-Amt für Denkmalpflege, das 
LWL-Industriemuseum und die LWL-Archäologie für Westfalen 
präsentieren von den Überresten einer germanischen Siedlung bis 
hin zum barocken Festsaal und zum Schiffshebewerk Schmuckstücke 
aus ihren Arbeitsbereichen.

Germanen an der Emscher
In Castrop-Rauxel-Ickern (Kreis Recklinghausen) siedelten ab 
dem ersten nachchristlichen Jahrhundert Germanen. Die 
Archäologen konnten anhand von Bodenverfärbungen mehrere Höfe 
mit großen Wohnstallhäusern, Nebengebäuden und Speichern 
nachweisen. Auf dem zehn Hektar großen Areal fanden sie 
außerdem Tausende von Keramik- und Glasscherben, Teile von 
Pferdegeschirren und Webgewichte. Da die Ausgrabung 
voraussichtlich in diesem Jahr beendet wird, haben 
Interessierte am Tag des offenen Denkmals letztmalig die 
Gelegenheit, den Archäologen über die Schulter zu schauen. 
Dabei zeigen die Wissenschaftler anschaulich alle 
Arbeitsschritte vom Befund über die Bergung bis zur 
Dokumentation und Rekonstruktion. Neben den vorläufigen 
Ergebnissen und Funden präsentieren sie die Teilrekonstruktion 
eines germanischen Wohnsstallhauses aus dem zweiten bis dritten 
nachchristlichen Jahrhundert und den Nachbau eines 
spätbronzezeitlichen Grabhügels. Das Grabungsgelände an der 
Rittershofer Str. 170 in 44577 Castrop-Rauxel-Ickern ist von 10 
bis 16 Uhr geöffnet.

Bibliothek im Getreidesilo
In der Speicherstadt in Münster-Coerde ist der Speicher Nummer 
7 zu einem modernen Bürogebäude umgebaut worden und beherbergt 
die Zentrale der LWL-Archäologie für Westfalen und die 
Altertumskommission für Westfalen. Das ehemalige Silo ist eines 
von elf Gebäuden, die die Deutsche Wehrmacht 1937/38 nach 
einheitlichem Schema errichtet hat. Von diesem 
Heeresverpflegungshauptamt aus wurden die Truppen im 
norddeutschen Raum mit Proviant versorgt; unter anderem wurden 
hier täglich bis zu 20.000 Brote gebacken. Seit 1998 wird die 
Speicherstadt zu einem modernen Archiv- und 
Dienstleistungszentrum umgebaut. Heute arbeiten und lernen hier 
fast 500 Menschen. Die ursprüngliche Funktion des 
denkmalgeschützten Gebäudes lässt sich auch nach seinem Umbau 
noch erkennen. So können die Besucher am Tag des offenen 
Denkmals an der Fassade, aber auch in den Treppenhäusern und 
den Büroräumen die Silostruktur nachvollziehen. In der 
Bibliothek im Dachgeschoss sind sogar noch Teile der 
Getreide-Förderanlage erhalten. Im Gebäude An den Speichern 7 
in 48157 Münster finden um 12 und um 14 Uhr Führungen statt.

Bielefelds Wahrzeichen
Die Sparrenburg in Bielefeld war im 16. Jahrhundert eine der 
größten renaissancezeitlichen Festungen in Westfalen. Seit 2007 
erforschen Archäologen die Geschichte von Bielefelds 
Wahrzeichen. Dabei gruben sie bereits im sogenannten 
Kiekstattrondell und im Zeughaus und fanden Spuren der 
mittelalterlichen Vorgängerburg. Am 13. September findet um 14 
Uhr eine Führung über das Ausgrabungsgelände statt, das 
ansonsten nicht öffentlich zugänglich ist. Ort: Am Sparrenberg 
38a, 33602 Bielefeld.

Verlassene Kirche im Wald - die Ruine auf dem Jostberg in 
Bielefeld
Franziskaner-Mönche ließen sich am Ende des 15. Jahrhunderts 
auf dem abgeschiedenen Jostberg in Bielefeld-Quelle nieder. Sie 
übernahmen die um 1480 in der Nähe der Passhöhe entstandene 
Kapelle und zugehörige Gebäude und bauten diese aus. Ihre 
Begeisterung für ein Leben im Wald muss jedoch bald 
nachgelassen haben, da sie bereits 1507 in die Stadt 
umsiedelten. Von der als Ruine erhaltenen spätgotischen 
Saalkirche sind noch vier Eingänge, ein Anbau im Südwesten und 
das Fundament des Hauptaltars im Osten zu erkennen. Die 
Umfassungsmauern des Kirchenbaus sind bis zu einem Meter hoch 
erhalten. Am 13. September findet um 11 Uhr eine Führung statt. 
Ort: Schlingenstraße in 33649 Bielefeld-Quelle.

Die Falkenburg - ehemaliges Machtzentrum der Grafschaft Lippe
Seit 2005 graben Archäologen in der Falkenburg bei 
Detmold-Berlebeck. Die mächtige Adelsburg aus dem 12. 
Jahrhundert war im Mittelalter das Zentrum der Grafschaft 
Lippe. Jedoch verlor sie nach einem Brand 1453 an Bedeutung, 
wurde im 16. Jahrhundert verlassen und galt ab 1802 sogar als 
Steinbruch. Das erklärt, warum die Mauern heute zum größten 
Teil abgetragen sind. Die Archäologen konnten in den 
vergangenen Jahren die untertägig erhaltenen Mauerzüge der 
Hauptburg, der Vorburg und des Zwingers freigelegen. Am Tag des 
offenen Denkmals ist die Falkenburg von 10 bis 18 Uhr geöffnet, 
Führungen finden bis 16 Uhr zu jeder vollen Stunde statt. 
Parkmöglichkeiten und Aufstieg von der Paderborner 
Str./Hotel-Landhaus Hirschsprung aus. Treffpunkt ist die 
Schutzhütte unterhalb der Burg, Falkenburgweg, 32760 Detmold.

Römer in Porta Westfalica
Im Juli 2008 erregten 2000 Jahre alte Funde aus Porta 
Westfalica-Barkhausen (Kreis Minden-Lübbecke) überregionales 
Aufsehen. Eine Gewandspange und eine Bronzemünze des keltischen 
Stammes der Remer, die Hilfstruppen im Römischen Heer stellten, 
schienen auf ein römisches Militärlager hinzudeuten. Die 
LWL-Archäologen konnten bisher nachweisen, dass tatsächlich 
römische Soldaten hier gelagert hatten. Die Schuhnägel, 
Kettenpanzer-Verschlüsse, Bleilote und selbst ein eiserner 
Zeltnagel beweisen aber noch kein dauerhaftes Lager. Außer den 
Teilen der Legionärsausrüstung fanden die Ausgräber zwei 
Gräberfelder, eines aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend, 
das andere aus dem achten Jahrhundert nach Christus. Wesentlich 
jünger sind mehrere mit Holzkohle verfüllte Gruben aus der Zeit 
des 30-Jährigen Krieges. Ob sie auf ein Lager der Landsknechte 
hinweisen, ist noch unklar. Klar ist aber, dass die Menschen 
verschiedenster Epochen den unweit der Porta Westfalica 
gelegenen Platz nutzten. Das Areal ist am 13. September zu den 
Führungen zugänglich. Die Archäologen führen um 11, 13 und 15 
Uhr über die Ausgrabung und präsentieren wichtige Funde und 
vorläufige Ergebnisse. Ort: Baugebiet "Auf der Lake", Auf dem 
Lohope (von der B61 aus zugänglich), 32457 Porta Westfalica.

Barockes Herrenhaus - die Werburg in Spenge
Die im Mittelalter erbaute Werburg ist das älteste profane 
Gebäudeensemble in Spenge (Kreis Herford). Ihr Herzstück, das 
aus Bruchsteinen und Fachwerk bestehende Herrenhaus, wurde um 
1450 errichtet. Sein heutiges Erscheinungsbild geht auf 
tiefgreifende Veränderungen in der Barockzeit zurück. In den 
bisherigen Ausgrabungen wiesen die LWL-Archäologen nach, wie 
der Eingang des Hauses im Barock gestaltet war. Außerhalb des 
Gebäudes fanden sie eine Befestigungsmauer von 1574 und einen 
Wassergraben. Am Tag des offenen Denkmals geben sie zusammen 
mit dem Verein Werburg Spenge e.V. und dem Architekturbüro 
Lange Führungen um 10:30, 12, 13 und 15 Uhr. Außerdem zeigt 
eine kleine Ausstellung von 10 bis 16 Uhr Küchengeschirr aus 
dem 17. und 18 Jahrhundert. Eine Cafeteria ist eingerichtet. 
Ort: Werburg, 32139 Spenge.

Archäologische Ausgrabung in Paderborn
Die Paderborner Innenstadt steckt voller Geschichte. Einen 
kleinen Teil davon präsentiert die Paderborner Stadtarchäologie 
in einer Führung über eine aktuelle Ausgrabung. Treffpunkt ist 
um 15 Uhr vor dem Museum in der Kaiserpfalz, Am Ikenberg, 33098 
Paderborn.

Salzsieden wie im Mittelalter in Brilon
Am Tag des offenen Denkmals findet in Brilon 
(Hochsauerlandkreis) ein Schau-Salzsieden statt. Der diese 
Woche nach originalen Vorbildern erbaute Siedeofen ermöglicht, 
Salz wie im Mittelalter zu gewinnen. Das "weiße Gold" war zum 
Würzen und Konservieren von Speisen sehr begehrt und machte 
viele Salinenstädte reich und berühmt. Nur durch den Nachbau 
und den Selbstversuch, die sogenannte Experimentalarchäologie, 
ist es den Wissenschaftlern möglich, die genaue Form und 
Funktionsweise der mittelalterlichen Öfen und des 
Siedevorganges zu rekonstruieren. Das Projekt ist eine 
Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Brilon, dem AK Bergbau und 
Archäologie im Briloner Heimatbund - Semper Idem e.V. und der 
LWL-Archäologie für Westfalen. Die bleiernen Siedepfannen sind 
nach Vorbildern aus der römischen Kaiserzeit in England von der 
Firma HOPPECKE Batterien GmbH & Co. KG hergestellt und 
gestiftet worden. Am 13.9. wird von 12 bis 18 Uhr gesiedet. Es 
gibt Kaffee, Kuchen, Bratwurst und Getränke, Führungen finden 
nach Bedarf statt. Ort/Treffpunkt: Parkplatz Waldfreibad, 
Brilon-Gudenhagen/Schmelterfeld, ein Pendelverkehr ist 
eingerichtet.

Megalithgrab in Lengerich
1927 wurde ein über 4000 Jahre altes Großsteingrab in 
Lengerich-Wechte (Kreis Steinfurt) entdeckt. Am Tag des offenen 
Denkmals ist es von 14 bis 17 Uhr zugänglich. Um 14 Uhr findet 
ein Vortrag in der ehemaligen Kirche nahe des Grabes statt, um 
15 Uhr eine Führung am Grab. Ort: Borchterbecker Str., 49525 
Lengerich.

Eine Kirche über der Kirche - St. Urbanus in Gelsenkirchen Die 
alte St. Urbanus-Kirche in Gelsenkirchen-Buer wurde 1890 
abgerissen und durch die heutige ersetzt. Da diese eine andere 
Grundausrichtung hat, fanden die Archäologen außerhalb der 
Kirche Strukturen des Vorgängerbaus. Die Ausgrabung ist von 9 
bis 16 Uhr geöffnet. Führungen finden bei Bedarf statt. Bei 
Regen bleibt das Areal geschlossen! Ort: St. Urbanus in 
Gelsenkirchen-Buer, Hochstr. 37, 45894 Gelsenkirchen.

Genuss seit 330 Jahren
Ganz zum diesjährigen Motto des Tags des offenen Denkmals, 
"Orte des Genusses", passt das historische Gasthaus "Zur Linde" 
in Gütersloh-Isselhorst (Kreis Gütersloh). Das Querdielenhaus 
mit zwei Toren wurde 1676/77 erbaut und schon damals gerne nach 
dem sonntäglichen Kirchgang aufgesucht. Für Westfalen 
einzigartig sind über zwei Gefache reichende Fenster mit 
Bleisprossen. Sie wurden aus Sicherheitsgründen 1752 von innen 
mit Eisenstangen vergittert, da die "Linde" Sitz der "Bank der 
Bauern und Landwirte" wurde. Das traditionsbewusste Gasthaus 
ist am 13.9.2009 von 10 bis 24 Uhr geöffnet, Führungen finden 
nach Bedarf statt. Ort: Isselhorster Kirchplatz 5, 33334 
Gütersloh.

Höfische Barockkunst im Erbdrostenhof Der Erbdrostenhof in 
Münster vermittelt einen Begriff von höfischer barocker Kunst, 
Kultur und feiner Lebensart. Das Meisterwerk von Johann Conrad 
Schlaun wurde zwischen 1753 und 1757 als Adelspalais errichtet. 
Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde es zwischen 1953 und 1970 
wieder aufgebaut. Am Tag des offenen Denkmals finden um 14 Uhr, 
15:30 Uhr und um 17 Uhr Führungen statt. Ort: Salzstr. 38, 
48143 Münster.

Schiffe im Schiffshebewerk
Auch heute noch ist das LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk 
Henrichenburg in Waltrop (Kreis Recklinghausen) ein Ort des 
Genusses. Es ist am 13. September wie üblich von 10 bis18 Uhr 
geöffnet. Die Führungen durch das Schiffshebewerk Henrichenburg 
starten um 11 Uhr, 12.30 Uhr, 13.30 Uhr, 15 Uhr und 16.30 Uhr. 
Die Teilnahme an den Führungen ist frei. Es muss lediglich der 
Museumseintritt entrichtet werden. Vom unteren Vorhafen des 
Hebewerks legt das Fahrgastschiff "Henrichenburg" um 12.30 Uhr, 
13.30 Uhr und um 14.30 Uhr zu einer einstündigen und um 15.30 
Uhr zu einer zweistündigen Schiffstour ab. Die Schiffstour 
kostet 6 Euro beziehungsweise 10 Euro, ermäßigt 4 Euro 
beziehungsweise 6 Euro; jeweils zuzüglich Museumseintritt.


INFO

Textilmuseum Bocholt
Das LWL-Industriemuseum - Textilmuseum Bocholt (Kreis Borken) 
hat am Tag des offenen Denkmals von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es 
werden kostenlose Führungen durch das Baudenkmal Spinnerei 
Herding, Industriestraße 5, angeboten. Der Eintritt ist frei.

Zeche Hannover, Bochum
Im LWL-Industriemuseum - Zeche Hannover in Bochum findet zur 
Zeit passend zum diesjährigen Motto des Tags des offenen 
Denkmals "Historische Orte des Genusses" die Sonderausstellung 
"Eiskalte Leidenschaft. Italienische Eismacher im Ruhrgebiet" 
statt. Das Museum ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Es werden 
Führungen durch die Sonderausstellung, eine Präsentation zur 
Geschichte der Trinkhallen im Ruhrgebiet und Führungen durch 
die Bergarbeiterhäuser und Gärten "Am Rübenkamp" angeboten. Der 
Eintritt ist frei.

Henrichshütte Hattingen
Das LWL-Industriemuseum - Henrichshütte Hattingen 
(Ennepe-Ruhr-Kreis) ist am 13. September von 10 bis 18 Uhr 
geöffnet. Es findet ein Fördervereinsfest zum Tag des offenen 
Denkmals mit Kunst- und Design-Messe statt sowie die Finissage 
der Ausstellung "Meine Hütte zwei". Der Eintritt ist frei.

Zeche Nachtigall, Witten
Im LWL-Industriemuseum - Zeche Nachtigall in Witten 
(Ennepe-Ruhr-Kreis) findet am Tag des offenen Denkmals das 
Museumsfest statt. Es gibt eine Vorführung der 
Dampf-Fördermaschine Zeche Nachtigall und der Schachtanlage 
Ingeborg, Bauen mit Miniaturziegeln und eine Knappenprüfung für 
Kinder. Außerdem ist ein Feldbahnbetrieb der AG Muttenthalbahn 
vom Parkplatz Nachtigallstraße bis zur Zeche Nachtigall 
eingerichtet. Von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Zeche Zollern, Dortmund
Im LWL-Industriemuseum - Zeche Zollern in Dortmund gibt es zum 
Thema "Kniften, Kartoffeln und ein Korn: Küche und Kneipe der 
Bergleute in guten und schlechten Zeiten" Führungen durch den 
neuen Arbeitergarten und das Restaurant Pferdestall. Geöffnet 
von 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

Hintergrund:

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter 
http://www.lwl-archaeologie.de oder 
http://www.lwl-denkmalpflege-westfalen.de, wo Sie auch die 
diesjährige Denkmalzeitung herunterladen können.


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